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Full text: 51, 1932

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 51. Bd. Nr. 4. 
unserem anderen Beispiel bei den graphischen Verfahren angewendete Mollweide-Projektion mit Pollinie verwendet 
werden können. Ein Vergleich mit dieser (Abb. 24) zeigt, daß die Unterschiede nur geringfügig sind. 
Ein weiteres Gebiet, das durch die unechten Zylinderprojektionen besonders gut dargestellt werden kann, ist 
die große Landmasse der beiden amerikanischen Kontinente. In den allermeisten Fällen werden ja die beiden 
Kontinente getrennt dargestellt. Dies bietet projektionstechnisch weiter keine Schwierigkeiten. Zu einer Karte 
vereinigt, wird das Problem aber sofort bedeutend schwieriger. Wegen der großen Länge des Gebietes kommt wieder 
nur ein zylindrischer Entwurf in Frage. Nun haben wir verschiedene Möglichkeiten. Wenn es sich um die Dar 
stellung der beiden Kontinente allein handelt, dann kann nur ein schiefachsiger Zylinder wirklich gute Resultate 
zeitigen. Der beste Grundkreis verläuft von der Nordküste von Alaska über Florida, Kuba und verläßt den 
Kontinent bei Porto-Allegre. Das ganze Gebiet liegt dann innerhalb einer Zone von höchstens 2 mal 30°Breite. 
Man würde in diesem Fall am besten eine echte Zylinderprojektion wählen. 
Die ganze Frage bekommt aber ein anderes Gesicht, wenn auch die Darstellung der Beziehungen zu Europa 
gefordert wird, und außerdem Bedenken wegen der außergewöhnlichen Form der Netzlinien bei einem schief- 
achsigen zylindrischen Entwurf bestehen. Gerade dieses letztere Argument spielt in der Schulkartographie eine 
bedeutende Rolle. Die Forderung wenigstens einer sichtbaren Symmetrielinie, besser noch zweier sich kreuzender 
Symetrielinien, ist beinahe zum Dogma geworden. Auch Eckert setzt sich hartnäckig dafür ein 1 ) und stellt sich 
hierin bewußt in Gegensatz zu Hammer. Fordert man Anpassung des Entwurfs, dann kann man natürlich keine 
Rücksicht auf einfache Netzlinien nehmen. Das Streben nach Anpassung ist doch aber der Hauptgedanke 
der ganzen Kartenwurfslehre! Was nützt es, wenn in lediglich 2 Richtungen auf der Karte exakt gemessen werden 
kann ? In allen anderen Richtungen geht ja die Möglichkeit des exakten Messens doch verloren. Und soll man nur 
wegen zweier Symmetrielinien auf alle die vielen Möglichkeiten, das Gebiet besser darstellen zu können, verzichten ? 
Wenn man die Verzerrungen niedrig halten kann und außerdem gut auf das Gesamtbild verteilt, dann kann man 
doch in allen Richtungen mit nahezu dem gleichen Fehler messen. Wenn man sich einmal bei einem Entwurf 
über dem beim Strecken- und Flächenmessen auftretenden Fehler Rechenschaft abgelegt hat, dann erleichtert 
doch ein gut angepaßter Entwurf das Arbeiten mehr als ein Entwurf, der nun wirklich ganz bestimmte Richtungen 
ganz genau abbildet, in den anderen Richtungen aber viel bedeutendere Verzerrungen aufweist. So beklagt sich 
Hammer in einem Aufsatz 2 ); daß die Anregungen, die er in seinem Werk „die Kartenprojektiouen“ diesbezüglich 
gegeben hat, so wenig beachtet werden. Auch er vertritt am Schluß dieses Aufsatzes die Ansicht, daß die Möglich 
keit des Messens nach beliebigen Richtungen, wenn man den dabei auftretenden Fehler kennt und dieser nicht 
allzu groß ist, viel wichtiger ist als nur 2 ausgezeichnete Richtungen mit der Möglichkeit exakten Messens. Diese 
Anregung Hammers folgend, hat dann Winkel 3 ) das Problem der Darstellung der Amerikanischen Kontinente 
angefaßt. 
Wenn aber bei der Amerika-Karte auf die einmal bestehende Ansicht Rücksicht genommen werden muß, dann 
kommt nur ein transversaler Entwurf in Frage. Die abzubildende Zone wird dann aber bedeutend breiter. Wenn 
man als Nullmeridian den Meridian 80° w. L. annimmt, erhält man eine Zone von etwa 2mal 40° Breite, die nur 
in Ostbrasilien etwas überschritten wird. In der rechten oberen Ecke erscheint ein ganzer Teil von Europa. Nun 
gehört aber Europa nicht mehr zu dem darzustellenden Gebiet, und man kann deshalb die Anlage der Projektion 
nicht unter Einbeziehung dieses Gebietes einrichten. Es sollen ja doch nur die Beziehungen zu Europa dargestellt 
werden. Infolgedessen muß man versuchen, dem europäischen Teil eine noch hinlänglich gute Form zu geben, 
ohne durch die Rücksichtnahme auf diesen Kartenteil das eigentlich darzustellende Gebiet zu schädigen. Einmal 
kann man da ausgleichend wirken, indem man den Projektionsmittelpunkt nach Norden verlegt wie beim Atlantik. 
Wichtig aber ist, daß man sich darüber klar ist, daß die Ecken bei einer Karte in imechtzylindrischer Projektion 
immer kritische Stellen sind, und daß bei flächentreuen Entwürfen die Winkelverzerrungen hier ganz beträcht 
liche Werte im Vergleich zu den inneren Kartenteilen annehmen. Um daher nicht gar zu entstellenden Formen 
für Europa zu kommen, muß man hier auf Flächentreue verzichten und zu einem vermittelnden Entwurf greifen. 
Ein vermittelnder Entwurf ist auch ohne weiteres zu verantworten. Die eigentliche abzubildende Zone, in der 
die beiden amerikanischen Kontinente liegen, ist ja nur 2mal 40° breit, im größten Teil noch weniger. Bei einer 
verhältnismäßig so geringen Zonenbreite sind die Flächenverzerrungen bei einem vermittelnden Entwurf, wie 
wir gesehen haben, ganz gering und ohne weiteres mit in Kauf zu nehmen. 
>) Eckert, Die Kartenprojektionen, S. 451. 
2 ) Hammer, Zwei praktische Beispiele schiefachsiger zylindrischer Kartennetzentwürfe, Pet. Mitt. 1904. 
3 ) Winkel, Elächentreue, scbiefachsige Zylinderprojektion mit längentreuem Grundkreis für eine Karte von Nord-, Mittel-und 
Südamerika, Pet. Mitt. 1909.
	        
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