Eckardt-Lühe: Höhenwindmessungen — X. Forschungsfahrt der D. Seewarte
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schwindigkeit des Schiffes. Die auftretenden Schwankungen in den Ablesungen des Azimuts wurden vorher
graphisch ausgeglichen.
Tafel 2 zeigt die verwerteten Aufstiege nach der Methode der Pfeilsäulen. In Tabelle VIII sind die nicht zur
Mittelbildung mit herangezogenen Piloten angefügt.
Die Bewölkung ist in der üblichen Weise in Zehnteln des Himmelsgewölbes geschätzt, wobei die hochgesetzten
Ziffern (o, i, 2) ein Maß der Dichte darstellen.
Die Sicht in der Kimm wurde bei jedem Aufstieg besonders beachtet und nach dem Vorgang von Seil köpf
in folgender Weise beurteilt.
Kimmsichtigkeit.
1. Kimm diesig,
2. Kimm klar, aber leichtes Dunstband am Horizont,
3. Kimm klar, ohne leichtes Dunstband am Horizont,
4. Kimm sehr klar und sichtig.
b) Graphische Darstellungen (Tafeln 3 und 4).
Wie bei den Bearbeitungen der früheren Forschungsfahrten sind auch bei dieser Arbeit die Projektionen der
Pilotballonbahnen auf die Horizontalebene gezeichnet worden, wobei sic sämtlich auf die gleiche Steiggeschwin
digkeit reduziert wurden. Die Höhen über dem Meeresspiegel sind in den 500-Meter-Stufen durch einen Punkt,
in den 1000-Meter-Stufen durch einen kurzen Querstrich und die Kilometerzahl bezeichnet; der Aufstiegspunkt
ist durch ein Kreuz (+) gekennzeichnet, neben dem die Aufstiegsnummern nebst Tag und Zeit eingetragen sind.
Die wissenschaftliche Verarbeitung des Materials.
Bei der Kürze der Reise konnte das herbeigeschaffte Material nicht so umfangreich sein, um eine annähernd
so eingehende Bearbeitung zu ermöglichen, wie die eingangs erwähnten Arbeiten. Aus diesem Grunde ergaben
sich nur Stichproben auf die in diesen Werken gezogenen Schlüsse. Daraus erwies sich eine Zweiteilung der wei
teren Bearbeitung nötig:
In A wurden die in den früheren Veröffentlichungen der vorangegangenen Studienfahrten der Deutschen
Seewarte benutzten Verfahren angewandt, um spätere Vergleichsarbeiten zu ermöglichen.
In B wurde versucht, nach der von Peppier in seiner angeführten Arbeit gezeigten Methode vorzugehen und
so die Strömungsverhältnisse im großen aufzudecken, wobei besonderes Gewicht auf ihre Beziehungen
zu der allgemeinen Druckverteilung in den Bodenschichten gelegt wurde.
Als Vorbedingung hierzu schien es zweckmäßig, nur 2 Aufstiege täglich zu verwenden, die mindestens 6 Stun
den voneinander getrennt sind, denn nur so war es möglich, in fast gleichen Zeitabständen Sondierungen der Luft
hülle zu erhalten und zu vermeiden, daß einzelne Tage, an denen 4 oder mehr Aufstiege gemacht wurden, ein ver
mehrtes Gewicht bekamen. Auf diese Weise blieben für die weitere Betrachtung 39 Aufstiege übrig, die in der
folgenden Tabelle angeführt sind. Sie verteilen sich auf die 25 Reisetage zwischen dem 23. Januar und 16. Februar
folgendermaßen:
27 auf 15 ganze Seetage, davon waren 12 Tage mit je 2 Aufstiegen.
4 auf 3 halbe Seetage (an denen gegen Mittag im Hafen eingelaufen wurde), davon 1 Tag mit einem See-
und einem Landaufstieg.
6 auf 4 dreiviertel Seetage (wo das Schiff früh oder abends im Hafen lag), davon 2 mit je zwei Aufstiegen.
2 auf 3 ganze Landtage, wovon zwei Tage in Freetown ohne Aufstieg blieben.
Wir mußten uns demnach nur an 3 vollen Seetagen, die dem Westwindbereich angehören, wegen ungünstiger
Witterung auf je einen Aufstieg beschränken. In dem besonders für unsere Aufgabe wichtigen Gebiet fehlen außer
den zwei Landtagen in Freetown nur an 4 Tagen je eine Beobachtung, weil während dieser Zeit das Schiff im Hafen
lag. Da die entsprechenden Windbeobachtungen am Boden jedenfalls durch die Küste beeinflußt waren, also
keine einwandfreie Strömung ergäben, dürfen sie wohl außer acht gelassen werden. Das geringere Gewicht dieser
Tage muß aus diesem Grunde in Kauf genommen werden.