Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 50. Bd. Nr. 3.
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Eine Hochdruckbrücke über Mitteleuropa verbindet am 8. eine russische Antizyklone von 785 mm mit einem Hochdruck
gebiet von 775 mm über Spanien, während ein Minimum von 730 mm im Nordosten von Island liegt. Über Norddeutschland
herrschen südliche Winde, die Temperaturen liegen wenig unter dem Gefrierpunkt. Am folgenden Tage ist die Lage
im wesentlichen unverändert.
Am 8. vormittags finden wir eine sehr kräftige Bodeninversion bis 300 m zwischen den potentiellen Temperaturen —8°
und 2°, die den Gefrierpunkt in etwa 250 m Höhe überschreitet. Erst in 1030 m sinkt die Temperatur wieder unter 0° C.
Nachmittags wird der Inversionsgradient im bodennahen Teil der Umkehrschicht infolge der Erwärmung erheblich verringert.
Der nächste Aufstieg, der 24 Stunden später liegt, zeigt wieder eine Bodeninversion bis 520 m zwischen den potentiellen Tem
peraturen —-4° und 3°. Zwischen 670 m und 900 m findet sich abermals eine Temperaturumkehr. Die warme Zone mit
Temperaturen über dem Gefrierpunkt ist etwas in die Höhe gerückt. Am Nachmittag sind beide Umkehrschichten zusammen
gewachsen, die Temperaturzunahme hat sich aber vom Boden bis 350 m Höhe in Isothermie verwandelt. Bis zum nächsten
Morgen löst sich die Inversion auf. Am Boden steigt die Temperatur nun dauernd, die 0°-lsotherme der wahren Temperatur
erreicht die Erdoberfläche um 18k
Die spezifische Feuchte zeigt am 8. sehr rasche Zunahme vom Boden bis zur oberen Inversionsgrenze. Am Abend dieses
Tages beginnt auch eine zeitliche Zunahme des Wasserdampfgehaltes in der Höhe, sodaß die spezifische Feuchte am 9. vom
Boden bis etwa 1000 m um rund 2.0 gr/kg steigt. Abends nimmt der Wasserdampfgehalt wieder ab.
Nimbus-Bewölkung ist zwar am 8. beim Morgenaufstieg in allen Höhen vorhanden, aber der Bewölkungsgrad ist äußerst
gering (2). Schon kurz nach Mittag ist der Himmel wieder wolkenlos. Der Nimbus liegt unmittelbar über der Inversion,
soweit sich dies aus dem Feuchtediagramm entnehmen läßt. Am 9. wird während des ganzen Tages eine geschlossene
Nimbus-Decke beobachtet, deren untere Grenze beim Vormittagsaufstieg in 350 m, beim Nachmittagsaufstieg in 300 m liegt.
Ihre obere Grenze wurde beide Male nicht erreicht. Am 9. kurz nach 8* 1 setzt Regen ein, um mit geringen Unterbrechungen
bis etwa 18h zu dauern. Glatteis wird zum ersten Mal um 11h beobachtet, zum letzten Mal um 23h.
Wie im vorigen Beispiel ist auch hier ein starker Windspruug mit der Inversion verbunden. Am 8. wehen schwache Süd
winde am Boden, über der Temperaturumkehr herrschen starke Westwinde. Am Boden dreht der Wind langsam gegen
Südwesten. —-
Im wesentlichen die gleichen atmosphärischen Zustände finden wir bei den Glatteiswetterlagen vom 24. bis 26. Februar 1914
und 23. bis 25. November 1927. —
3. Die Schemata.
Die untersuchten Fälle lassen sich in drei Schemata mit charakteristischen Merkmalen zusammen-
fassen. Eine natürliche Einteilung in zwei Gruppen ergibt sich schon ohne weiteres aus dem Unterschied
zwischen Nebelfrost und Glatteis, da wir es im ersten Fall mit Wolkenelementen oder Nebeltröpfchen,
im zweiten dagegen mit Regentropfen zu tun haben. Und hiermit ist auch die Unterteilung der ersten
Gruppe durch die verschiedene Herkunft der Tröpfchen gegeben.
Für den ersten Nebelfrosttyp finden wir folgenden schematischen Verlauf:
Unterhalb einer Inversion, die sich langsam zum Erdboden hin senkt, liegt eine geschlossene Stratus-
Decke (Fig. 1 a). Sobald diese Wolkenschicht, deren vertikale Mächtigkeit im Mittel rund 400 m beträgt,
Nebelfrost
pot. Temperatur HIHI Wolken
Figur la.