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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 50. Bd. Nr. 3.
raasse südliche Winde, darüber hat bereits die Westströniung eingesetzt. Im Laufe des Tages drehen die Winde am Boden
nach Südwest, in der Höhe nach Nordwest herum. Dieses Bild bleibt bis zum Schluß. Am 16. nimmt die Wind
geschwindigkeit in allen Höhen sehr stark zu. Wieder ist die Rechtsdrehung in der bodennaheu Schicht zu beobachten.
3. 21. bis 24. Dezember 1924.
Die Wetterkarte zeigt am 21. morgens ein Gebiet hohen Druckes (775 mm), das sich von Holland nach Südosten bis zum
Schwarzen Meer erstreckt. Nordöstlich von Island liegt ein Tiefdruckgebiet von 740 mm, über Rußland ein solches von
750 mm. In Nordostdeutschland herrschen westliche Winde, die Temperaturen liegen hier um 6°. Nebel findet sich an der
Nord- und Ostseeküste, an der Westküste Frankreichs und nordwestlich der Alpen. Am 22. hat sich das Hoch über
ganz Mittel- und Südeuropa ausgedehnt, während über dem Nordatlantik ein Tief von 725 mm entstanden ist. Der Wind
hat gegen Süden zurück gedreht, die Temperaturen sind um etwa 2° gesunken, der Nebel hat sich über ganz Mittel- und
Westeuropa ausgebreitet. Am 23. hat das Hochdruckgebiet etwas an Stärke verloren. Über Island liegt jetzt eine tiefe
Depression von 715 mm. Bei schwachen westlichen Winden sind die Temperaturen weiter um 6° bis 8° gefallen. Die am Vor
tage sehr ausgedehnte Nebelbedeckung beschränkt sich auf Norddeutschland und das Gebiet nordwestlich der Alpen. Am
nächsten Tag erstreckt sich das Hochdruckgebiet von Spanien über die Alpen bis nach Polen, während sich das isländische
Minimum etwas verflacht und weiter nach Süden verlagert hat. Die Winde sind auf Süd herumgegangen, die Temperaturen
um etwa 1° gestiegen. Der Nebel ist fast verschwunden.
Die Isoplethenkarte zeigt beim Morgenaufstieg des 21. außer einer Bodeninversion bis 400 m eine außerordentlich
starke Temperaturumkehr zwischen 1200 m und 1430 m und den Temperaturen 10° bis 21° pot. Am Morgen des nächsten
Tages liegt sie zwischen 770 m und 1070 m und den potentiellen Temperaturen 7° und 17°. Wieder ist eine Bodeninversion
bis 300 m vorhanden, die sich bereits kurz nach Mittag des 21. zu bilden beginnt. Die Konvektionsbewegung läßt sich nur
am 22. nachweisen, da vom 21. ein Mittagsaufstieg ganz fehlt, während am 23. die Aufstiegshöhe nicht über die
obere Inversionsgrenze hinausgeht. Die mittägliche Erwärmung der Bodenluft ist am 21. bedeutend intensiver als am 22.
und 23. Deutlich ist auch zu sehen, daß die Umkehrschicht an den beiden ersten Tagen einige Isothermen von den Boden
inversionen zu sich heranzieht. Dies zeigt die stetig fortschreitende Abkühlung der bodennahen Luft. Schon am Morgen
des 23. liegt die Sperrschicht der Erdoberfläche auf, indem die Bodeninversion der vergangenen Nacht als verbindendes
Glied wirkt. Die Grenze der beiden Inversionen wird durch eine Isothermie zwischen 350 m und 430 m angedeutet. Beim
Morgenaufstieg des 24. hat sich die Temperaturumkehr infolge der weiteren Abkühlung am Boden nicht unbeträchtlich ver
stärkt. Sie beträgt bei einer vertikalen Mächtigkeit von 470 ra 22° pot. Am Boden erfolgt im Laufe des Vormittags rasche
Temperaturzunahme, in der Höhe fallen die Temperaturen nach einer vorübergehenden Erwärmung stark.
Wesentlich anders als in den beiden vorhergehenden Fällen sind die Feuchteverhältnisse. Die Sperrschicht ist mit
einer sehr starken Abnahme der spezifischen Feuchte verbunden. Bis zum 23. läßt sich ein täglicher Gang nicht nachweisen.
Unterhalb der Inversion ist der vertikale Gradient äußerst gering. Am 23. gegen Mittag setzt plötzlich nach einem
Morgenminimum in allen Höhen eine sehr starke Zunahme des Wasserdampfgehaltes ein, der am Abend ebenso schnell
wieder abnimmt. Am 24. wiederholt sich diese Periode, jedoch um einige Stunden verspätet.
Am Morgen des 21. hegt eine 300 m mächtige geschlossene Stratusschicht unter der Inversion. Um Mittag ist sie durch
brochen (7 Fractostratus), schließt sich aber wieder gegen Abend. Um 22h tritt Nebel an der Erdoberfläche, auf. Beim
Morgenaufstieg des folgenden Tages ist 10 Stratus angegeben, jedoch findet sich in der ganzen Schicht zwischen Bodeninversion
und oberer Wolkengrenze nur eine konstante relative Feuchte von 88 %. Darüber herrscht sprunghafte Abnahme, ebenso
in der Bodeninversion. An der Erdoberfläche werden 100 % gemessen und Nebel beobachtet. Daß wir es hier mit einer
Eiswolke zu tun haben, ist den Temperaturen nach ausgeschlossen. Bei einer relativen Feuchte von 87 % tritt Sättigung in
bezug auf Eis auch erst bei —15° ein 1S ). Es ist aber möglich, daß infolge des starken Nebels (Dichte-Index 2) und der
frühen Tageszeit der Bewölkungsgrad zu hoch geschätzt wurde und der Flugkörper durch ein Wolkenloch ging. Beim Mittags
aufstieg liegt die untere Wolkengrenze 220 m über clem Erdboden bei einer Mächtigkeit von 330 m; außerdem ist der Nebel
weniger dicht als am Morgen. Die Wolkendecke verschwindet nun sehr schnell, um 18 11 wird außer Nebel „Bewölkung 0“
notiert. Nach den Aufzeichnungen des Witterungsverlaufsbuches herrscht Nebel bis zum 24. mittags, von da bis zum Abend
Dunst. Der Hygrograph zeigt nur Sättigung bis zum 23., lU 1 au. Nebelfrost entsteht in der Nacht vom 22. zum 23., hält
sich aber nur bis 13h a m 23. Am 24. wird Reif beobachtet.
Die Winde liegen während aller vier Tage zwischen Süd und Nordwest. Am 21. morgens finden wir am Boden Strömung
aus Südwest, von 300 m Höhe an aus Nordwest. Tags darauf dreht der Wind nach links, bis am Boclen Südsüdost-, in der
Höhe Südwestströmung herrscht. Am 23. wehen am Boden südliche, in der Höhe Nordwestwinde, die zum 24. auf Süd
west zurückgehen und an Stärke zunehmen. Die auffallende Zunahme der spezifischen Feuchte ist mit einer Änderung der
Windrichtung in der Höhe von Südwest am 22. mittags auf Nordwest am 23. morgens verbunden. Ebenso die Abnahme
in der Nacht mit dem Zurückdrehen auf Südwest. Sehr schön ausgeprägt ist die Rechtsdrehung in der bodennahen Schicht. —
Zwei weitere Fälle wurden in gleicher Weise bearbeitet und zeigen, wenn auch weniger ausgeprägt, ähnliche Ver
hältnisse. (17.—23. Januar 1926 und 10.—14. Dezember 1927.) —