Heinrich Nohascheck: Der Zustand der freien Atmosphäre bei Nebelfrost- und Glatteiswctterlagen.
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Winde drehen nach Süden zurück. Am folgenden Tag hat sich das Gebiet hohen Druckes in einzelne Teilhochs aufgelöst. Am
16. erscheint ein Tief über Skandinavien und ein zweites über Rußland. Eine Westströmung hat sich in ganz Norddeutschland
durchgesetzt. Die Temperaturen liegen um 1° bis 2° unter Null, zugleich hat sich das Nebelgebiet von England bis zu
den Karpathen ausgedehnt. Am folgenden Tag ist das Hoch zum großen Teil abgebaut und die skandinavische Depression
unter Vertiefung über die Ostsee heruntergewandert, wobei im Übergangsgebiet starke Nordwestwinde wehen.
In der Darstellung des zeitlichen Temperalurverlaufs über Lindenberg fällt wieder eine sehr stark ausgebildete Inversion
in die Augen, die sich während des ganzen betrachteten Zeitraums hält und beinahe während dieser ganzen Zeit
zwischen 500 m und 800 m Höhe liegt. In der Nacht vom 8. zum 9. senkt sie sich in das von uns betrachtete Höhenintervall und
findet sich beim Mittagsaufstieg des 9. zwischen 750 m und 1400 m und den potentiellen Temperaturen 0° und 11°. Sehr
schön ist die Konvektion infolge der mittäglichen Erwärmung ausgebildet, die beinahe einen adiabatischen Gradienten her
stellt und die starke nächtliche Bodeninversion vollständig auflöst. Um 16h beginnt jedoch schon wieder die sehr
rasch fortschreitende Abkühlung, die die Bodentemperatur um 2° pot. tiefer sinken läßt als am Vortage. Im Laufe der Nacht
schließen sich die vom Boden heraufgekommenen Isothermen —1° und —2° der Inversion an ihrer unteren Grenze an.
Zum 10. ist eine wesentliche Verringerung ihrer vertikalen Erstreckung und eine Verstärkung der Temperaturumkehr ein
getreten. Die Sperrschicht liegt um 14h zwischen 650 m und 800 m Höhe und den Temperaturen — 1° und 9° pot. Dar
unter hat sich eine etwa 100 m mächtige Isothermie gebildet. Auch an diesem Tage ist die Konvektion wieder sehr gut zu
erkennen, die Temperaturen erreichen jedoch nicht mehr die Höhe wie am vergangenen Tage. Über der Sperrschicht ist
noch eine isotherme Störungszone entstanden, die sich bis zum nächsten Morgen zu einer Temperaturumkehr ausbildet.
Die große Inversion darunter verändert ihre Höhenlage und ihren Umkehrbetrag fast nicht, sie liegt beim Mittagsaufstieg
des 11. zwischen 600 m und 850 m und den gleichen potentiellen Temperaturen wie am 10. Die Amplitude des täglichen Ganges
in der bodennahen Schicht bis zur Inversion ist sehr viel kleiner geworden, die Temperaturschwankung oberhalb der
Inversion ist jedoch vom 11. ab sehr deutlich zu sehen. Am 13. konnte sie allerdings nicht nachgewiesen werden. Zum 12.
senkt sich die Sperrschicht etwas, sie liegt beim Mittagsaufstieg zwischen 350 m und 680 m und den potentiellen Temperaturen
— 2° und 6°. Nach oben schließt sich noch eine Isothermie bis 960 m an. Über die Temperaturverhältnisse unterhalb der
Inversion ist nichts Neues zu sagen: Die mittägliche Erwärmung und die nächtliche Abkühlung halten sich während der nächsten
Tage in ungefähr den gleichen Grenzen wie am 11. Nur in der Nacht zum 13. wird es etwas kälter. Die Höhenlage und der
Betrag der Temperaturumkehr ändern sich nur geringfügig. Am 14. mittags liegt sie zwischen 500 m und 670 m und den
potentiellen Temperaturen — 4° und 6°. Die kleine Inversion darüber ist ebenfalls noch vorhanden, verringert ihre Höhe
und Temperaturzunahme jedoch in der Nacht zum 15. und hat sich am Morgen dieses Tages mit der unter ihr liegenden Sperr
schicht vereinigt. Gegen Mittag laufen die Isothermen jedoch wieder auseinander, und die Inversion liegt nunmehr zwischen
300 m und 400 m und den potentiellen Temperaturen —-3° und 6°. Am Abend finden wir sie noch einmal in ungefähr
derselben Höhe, in ihrem unteren Teil beginnen aber schon die Isothermen sich nach dem Boden hin zu senken. Die 3°-Linie,
die mittags noch zu ihr gehörte, hat bereits die Erdoberfläche erreicht. Am 16. mittags wird der potentielle Nullpunkt am
Erdboden überschritten. Die Temperaturumkehr in der Höhe ist um 14h wieder bei 1600 m vorhanden und senkt sich bis
19h au f 1050 m. Bis Mitternacht tritt am Boden noch Erwärmung auf 3° pot. ein.
Die spezifische Feuchte zeigt am 9. vormittags ein Maximum bis in große Höhen, darauf wieder Abnahme bis zum
frühen Morgen des folgenden Tages. Am 10. nimmt sie unterhalb der Inversion bis Mittag zu, um darauf in der ein
fachen täglichen Periode bis zum nächsten Morgen wieder zu sinken. In der Höhe herrscht dagegen Zunahme bis zum
Mittag des 11., wo sich der Wasserdampfgehalt der Luft zeitlich sehr rasch ändert, während außerordentlich geringe
vertikale Gradienten vorhanden sind. Am 12. findet sich der doppelte tägliche Gang angedeutet, in der Höhe allerdings
ausgeprägter als in der bodennahen Schicht. Das Abendmaximum verschiebt sich mit zunehmender Höhe immer weiter in
die Nacht hinein. Am 13. läßt sich ein täglicher Gang wegen des fehlenden Mittagsaufstieges nicht nadhweisen. Der 14. zeigt
oberhalb der Inversion die doppelte tägliche Schwankung in außerordentlicher Reinheit. Am 15. herrscht wieder der ein
fache tägliche Gang, wie besonders der Verlauf der 2.5-Linie schließen läßt. Gegen Abend setzt eine sehr intensive Zu
nahme des Wasserdampfgehaltes bis in große Höhen zugleich mit der Erwärmung am Boden ein. Am Vormittag des 16.
nimmt die spezifische Feuchte ein wenig ab, um am Nachmittag wieder stark zuzunehmen.
Ähnlich wie im ersten Beispiel liegen auch hier die Bewölkungsverhältnisse. Am 10. um 7h wird zum ersten Mal eine
geschlossene Stratus-Decke von beinahe 500 m Mächtigkeit beobachtet, die 100 m über der Erdoberfläche beginnt. Beim
Mittagsaufstieg liegt ihre untere Grenze 80 m höher, beim Morgenaufstieg des folgenden Tages hat sie aber bereits
die Erdoberfläche erreicht. Der Hygrograph zeigt vom 10., 22h an Sättigung. Am 11. um 6h morgens ist nässender Nebel
notiert, gleichzeitig zum ersten Mal Nebelfrost. Am 12. um 20h löst sich plötzlich die Wolkendecke auf, ist jedoch am
nächsten Morgen wieder vorhanden. Das Hygrogramm zeigt während der ganzen Nacht Sättigung. Am 16. um Mittag ver
schwinden die Nebelfrostablagerungen ungefähr zur gleichen Zeit, zu der die 0° pot.-Isotherme auf die Erdoberfläche
herunterkommt. Nach dem Hygrogramm hält sich der Nebel noch bis zum 17., 4h morgens. Beim Mittagsaufstieg des 16.
findet sich außer der Stratus-Decke noch eine 700 m mächtige Stratocumulus-Schicht unterhalb der kleineren Inversion in
1600 m Höhe. Reif hat sich in den Nächten vom 8. zum 9. und vom 9. zum 10. gebildet, schmilzt jedoch jedesmal im
Laufe des Vormittags wieder weg. Auch am 14. ist außer Nebelfrost während des ganzen Tages Reif beobachtet worden.
Die Winde spiegeln die allgemeine Wetterlage gut wieder. Bis zum 13. herrschen sehr schwache östliche bis
nördliche Winde, teilweise sogar Windstille. Am 14. morgens haben wir in der von der Inversion abgeschlossenen Luft