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Full text: 50, 1931

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Dr. Erich Wohlenberg: Die Grüne Insel in der Eidermündung usw. 
keine Hohlkehle herausgewaschen. Aus diesem Grunde befindet sich auch keinerlei Saumpackung 
von abgestürzten Blöcken vor dem Kliff wie bei der ersten Form. Die Abtragung geht in dieser 
Zone atomar vor sich, d. h. das geschichtete Sediment wird durch das Wasser und dessen 
Hauptrüstzeug, die Tongerölle, ") vollständig aufgezehrt. Körnchen für Körnchen wird aus dem 
Verband gelöst und vom stark bewegten Wasser als mechanische Suspension fortgeführt. Das 
terrassenförmige Profil dieses Hochwasserkliffs beruht auf der Schichtung des Materials. Fig. 3 
gibt uns gleichzeitig einen Einblick in den geschichteten Aufbau der Insel. Widerstandsfähige, 
etwa 1—10 inm starke, dunkle Schichten wechseln ab mit umfangreicheren 10—60 mm starken 
hellen Lagen (Sturmflutschichtung vergl.S. 10 u.23/24). Die Beschaffenheit der dunklen Lagen kenn 
zeichnet diese als alte Vegetationshorizonte. Ihre dunkle Färbung gegenüber dem anderen Sedi 
ment beruht auf einer tonigen Beimengung und auf der dichten Durchsetzung mit den Resten der ehe 
maligen Vegetationsdecke. Diese wurde einst bei einer Ucberflutung unter dem neu herbeigeschafften 
Sediment begraben. Die Neuablagerungen sind stets von hellerer Farbe, weil sie in der Regel 
von beigemengten organischen Bestandteilen frei sind (von ihrer späteren Durchwurzelung sei hier 
abgesehen). Zum Teil ging die Vegetation unter der neuen Sedimentschicht ein, zum Teil 
wucherte sic durch die neue Ablagerung von unten hindurch und bildete auf deren Oberfläche 
einen neuen Pflanzenhorizont, bis auch dieser wieder überdeckt wurde. Diese rhythmische 
Wechsellagerung zwischen dem Vegetationshorizont einerseits und dem neuen Sediment andrer 
seits wiederholt sich fortlaufend und zwar so lange, wie der Standort der Ueberflutung ausgesetzt 
ist. So ist der Aufschluß auf Abb. 3 zu erklären. Dieser rhythmische Vorgang mag an den 
zonalen Zuwachs der Jahresringe unserer Bäume erinnern. Allein bei genauer Untersuchung ist 
dieser Vergleich nicht vollkommen gerechtfertigt. Wenn allerdings zu erweisen wäre, daß jede 
helle Schicht jährlich während des windigen Jahresabschnittes (Oktober—März, Sturmfluten) 
entstanden ist und auf diese Weise je eine helle und eine dunkle Schicht ohne Unterbrechung 
immer einem Jahre zuzuordnen wäre, dann ließe sich in ebenderselben Weise wie bei den Bäumen 
mit ziemlicher Sicherheit das Alter des Landes bestimmen. Diese Beziehung zwischen den bei 
den Schichten und einem zugehörigen Jahr kann wohl bestehen, und sie wird auch oft genug 
vorhanden sein, allein nicht mit verallgemeinerter Gültigkeit. Denn nicht immer bringt der windige 
Jahresabschnitt Sturmfluten, und nicht jede Sturmflut schlägt die in Suspension mitgeführten 
Sedimente nieder. Außerdem kann der Niederschlag örtlich sehr begrenzt sein, oder auch nach 
erfolgter Ablagerung durch eine bald folgende Ueberflutung ganz oder teilweise wieder aufgezehrt 
und entführt werden. Kurz, es müssen viele Faktoren beisammen sein, wenn der oben angeführte 
Vergleich berechtigt sein soll. Immerhin aber gewährt das Studium der Schichten einen Einblick 
in das Wachstum der Insel und vermittelt einen ungefähren Anhalt beim Abschätzen des 
Alters unserer jungen Marschböden. Die hellen, umfangreicheren Schichten sind infolge ihres 
sandigen Charakters weit weniger widerstandsfähig. Sie werden daher vom abradierenden 
Wasser stets zuerst aus dem Schichtgefüge herausgewaschen und bilden gewissermaßen ein 
Analogon zu den sog. Katersandbänken des Hengstes auf Helgoland. So kommt es, daß die 
dunklen Vegetationshorizonte wegen ihrer größeren Festigkeit erst später der Abrasion anheim 
fallen und bis dahin immer das „Anstehende“ bilden, nämlich auf Abb.3 die glatten Flächen imVorder- 
grund und die vorspringenden Lamellen am Kliff. Nach Eintritt der Ebbe liegt besonders vor 
den Brandungsnischen eine Anzahl von Tongeröllen. Bei Hochwasser werden sie von neuem 
gegen das Kliff geschleudert, wodurch die Erosionsfähigkeit des Wassers erheblich erhöht wird. 
Diese beiden verschiedenartigen Typen des Hochwasserkliffs zeigen im Einzelnen eine große 
Mannigfaltigkeit an Kleinformen. Hier sind im kleinen und in schnellem Ablauf alle jene Formen 
in Entstehung und Verfall begriffen, die für geschichtete Steilküsten (Helgoland, Gotland, Nor- 
17 ) Tongerölle bestehen aus fossilem Schlick (vergl. Trusheim Natur u. Museum Bd. 59 Heft 1 S. 77). In diesem Falle stammen sie vom erodierten 
Hochwasserkliff.
	        
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