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Full text: 50, 1931

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — Band 50. Heft 2. 
Wie bereits bei der Erörterung der Insellage gesagt wurde, sind in ihren Randgebieten heute zwei 
einander entgegengesetzte Arbeitsformen zu unterscheiden. Nach Norden und Nordwesten (Hunde 
loch) liegt die Sedimentationszone (Inselschutz- und Anwuchswatten), nach der Eider 
hin, in deren Außenkurve der südliche und südöstliche Teil der Insel liegt, die Abrasionszone 
(Inselangriffswatten) (vergl. Fig. 10 und 12). Diese stellen eine sekundäre, disharmo 
nische, jene aber eine primäre, harmonische Landschafts form dar. Die Insel 
angriffswatten werden bei der Morphologie der Insel behandelt. 
A) Die Inselschutz- und Anwuchswatten als harmonische Landschaftsform 
und die in ihnen wirksamen Kräfte. 
Wir wenden uns zunächst den Inselanwuchswatten zu, ihrer Entwicklung von den Watten 
bis zur begrünten Inseloberfläche, die als Klimax der Landbildung angesehen werden muß. Um 
einen Einblick in den Haushalt der Inselanwuchswatten zu erhalten, ist es erforderlich, daß wir 
uns kleinsten Räumen innerhalb der Landschaft zuwenden. Neben die in ihnen herrschenden 
exogenen Kräfte treten als neuer Faktor die Wattorganismen. Eine untere Grenze hinsichtlich 
der Größe der Einzelindividuen besteht, wie im Folgenden gezeigt werden wird, für die Betrach 
tungsweise nicht. Selbst Mikroorganismen wie Bakterien und Diatomeen sind fähig, die phy 
siologische Beschaffenheit des Raumes zu beherrschen. 
1. Mikroorganismen im Haushalt der Inselanwuchswatten, 
a) Einfluß der Wattdiatomeen auf die Sedimentation. 
Erst durch die Erfüllung optimaler Lebensbedingungen sind die Voraussetzungen für das 
sichtbare Auftreten der Mikroorganismen in der Landschaft gegeben. 
Die Gattung Pleurosigma ist von den Grunddiatomeen neben Pinnularia und 
Navicula am stärksten vertreten. Ihre Verbreitung ist, abgesehen von Standorten, die einer 
ständigen Umlagerung und Veränderung durch dynamische Kräfte unterworfen sind, in unserm 
Gebiet ganz allgemein. Das optimale Verbreitungsgebiet liegt etwa 5—20 cm unter der MHW- 
Linie. Dieser Standort hat für die Landbildung, wie weiter unten gezeigt werden wird, eine große 
Bedeutung. Der Höhepunkt in der Entwicklung wird im September erreicht. Große Areale der 
Watten sind zu dieser Zeit, soweit sie sich im Schutz der Grünen Insel befinden, also namentlich 
die Inselanwuchswatten, von einer zusammenhängenden, schlüpfrigen und oliv-braunen Haut be 
deckt. Sie kann hier so üppig entwickelt sein, daß man sie mit einiger Vorsicht wie eine Haut 
von der Unterlage abheben kann. (Die Stärke der Besiedlung jedoch schwankt von Jahr zu Jahr 
sehr.) 
Solch massenhaftes Auftreten von Pleurosigma kommt nur in den Herbstmonaten vor. 
Während des übrigen Jahres ist Pleurosigma wohl auf den Watten vorhanden, aber nur in 
so geringen Mengen, daß sie als Assoziation nicht in Erscheinung tritt. Es kommt nicht zur 
Ausbildung einer zusammenhängenden Haut, so daß ihr ökologischer Wert für den Haushalt der 
Watten während des größeren Teiles des Jahres völlig unbedeutend ist. 
Besonders eindrucksvoll wird die Einheitlichkeit dieser zahlenmäßig unermeßbaren Asso 
ziation durch die Betrachtung ihres Haushaltes. Sobald bei Flut die Wasserbedeckung erfolgt, 
meistens wegen der nahen Lage des betreffenden Gebietes zum Hochwasserspiegel nur für 1—2 
Stunden, steigt der durch den Assimilationsvorgang gebildete Sauerstoff bläschenförmig an die 
Oberfläche der Haut und zwar in solchen Massen, daß die Oberfläche infolge der mannigfaltigen 
Lichtreflexe auf jedem Bläschen metallisch glänzend erscheint. Beim Zurücktreten des Wassers 
von den Watten hört man entlang dem zurücktretenden Wassersaum ein leises Perlen. Es wird 
verursacht durch das fortwährende Zerspringen der Sauerstoffbläschen, das wiederum durch 
Druckverminderung und Bewegung des zurückweichenden Wassers bewirkt wird.
	        
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