Erwin Dinies: Luftkörper - Klimatologie.
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der zwei Jahre ständig näherten, so daß zuletjt kaum noch Änderungen der ursprünglichen Bestimmungen
notwendig waren. Den Landeswetterwarten und Wetterdienststellen sei hier der herzlichste Dank für die
Überlassung des Materials ausgesprochen.
4. Die Kälte- und Wärmeperioden des Jahres.
Als Kälte- und Wärmeperioden bezeichnet man die Wetterlagen, bei denen die Temperatur erheblich
vom langjährigen Mittel abweicht. Die Ursache davon liegt zunächst in der Advektion sehr warmer oder
sehr kalter Luftmassen, deren mitgebrachte Temperatur zumeist durch die Wirkung der Ein- oder Aus
strahlung noch erhöht oder vermindert wird. Die Analyse des Klimas nach Luftkörperklimaten bietet
die Möglichkeit Kälte- und Wärmeperioden des Jahres auf ihre Entstehnngsursache hin zu verfolgen.
a) Wärmeperioden. Folgende kleine Tabelle gibt die maximale Temperaturabweichung vom
Kollektivmittel an, den Luftkörper, der diese Abweichung verursacht, die Wahrscheinlidikeit des Vor
kommens des betreffenden Luftkörpers.
Monat
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X
XI
XII
Luftkörper
TM
TM
TM
TM
T
T
c
T
T
TM
TM
TM
Max. Temp.-Abweichung
+ 4.2
6.1
4.0
5.3
5.7
3.0
4.6
5.5
5.1
3.8
6.3
8.1
Wahrscheinlichkeit in %
5.4
10.0
6.5
3.9
2.2
1.1
9.2
2.2
i.i
10.2
5.0
5.4
Mit Ausnahme des Juli werden die größten positiven Temperaturahweichungen durdi tropische oder
tropisch-maritime Luftkörper verursacht. Im Winter überwiegt TM, im Sommer T. Die bereits ursprüng
lich hohe Temperatur von T wird bei uns wegen des oft föhnigen Charakters der Luft durch starke Ein
strahlung noch erhöht, während die Temperatur von TM wegen der großen Wärmekapazität des Meeres
im Sommer zurückbleibt. Im Sommer verursacht C, die durch genügend langen Aufenthalt auf dem Fest
land vom Boden her sehr hohe Temperaturen angenommen hat, die größten Abweichungen.
Die Größe der Temperaturanomalie ist im Laufe des Jahres sehr verschieden. In den Frühwinter
monaten November und Dezember ist sie am größten; im Dezember erreicht sie den Höchstwert des
Jahres mit 8,1 Grad. In den übrigen Monaten schwankt sie etwa um 5 Grad herum. Nur im Juni bleibt
die Abweichung bei 3,0 Grad.
Wesentlich für die Auswirkung einer Wärmeperiode ist die Wahrscheinlichkeit des Vorkommens
eines Luftkörpers. Denn die Größe der Temperaturabweichung eines Luftkörpers vom Gesamtmittel
hängt ab von der Häufigkeit der Tage mit diesem Luftkörper. Ein Wärmeeinbruch bringt um so höhere
Temperaturen, je geringer die Wahrscheinlichkeit des Auftretens des Wärme bringenden Luftkörpers ist.
In unserem gewählten Zeitraum 1924—1929 hat die größte Wahrscheinlichkeit des Auftretens der Oktober
mit 10,2% der Tage. Doch ist die Temperaturerhöhung im Vergleich zu den übrigen Monaten gering,
und daher auch nicht besonders auffällig. Fast die gleiche Wahrscheinlichkeit hat der Februar. Doch
dürfte bei einer größeren Zahl von Jahren dieser Monat zurücktreten, da die 10,0% zum größten Teil
allein durch 9 Tage aus dem Jahre 1926 verursacht sind. Drei Jahre hatten im Februar überhaupt keine
TM. Eine gewisse Regelmäßigkeit hat die Hitjeperiode des Juli, die durch C verursacht ist. An nächste
Stelle tritt der März, dann folgen die winterlichen Wärmerückfälle im Dezember und Januar mit in
beiden Fällen 5,4%. Der Altweibersommer tritt nicht besonders hervor und zwar deshalb, weil er ge
wöhnlich auf Ende September und Anfang Oktober fällt. Diese Wärmeperiode wird bei der Auszählung
nach Monaten auseinander gerissen.
b) Kälteperioden. Die Kälteperioden des Jahres sind ausnahmslos an die Zufuhr von Luft
polaren Ursprungs gebunden. Im Winter sind die größten Temperaturweichungen durch PC verursacht,
im Sommer durch P. Die Kälterückfälle im Mai werden durch PM veranlaßt, deren Temperatur durdi
Ausstrahlung oft noch unter den Gefrierpunkt sinkt.