Skip to main content

Full text: 50, 1931

18 
Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 50. Bd. Nr. 6. 
Ein klares Bild über die Ausbreitung von PM in Deutschland gibt Figur 4. Hauptsächlich von Nord 
westen her eindringend überschwemmt sie ziemlich gleichmäßig ganz Deutschland, ohne von den Ge 
birgen gehemmt oder abgelenkt zu werden. Nordwestdeutschland verzeichnet 90—100 Tage, mit PM, 
Königsberg nur noch 35 Tage. 
P ist zum größten Teil über das Nordmeer und dann über Skandinavien geflossen. Wegen der ge 
wöhnlichen Westdrift der Depressionen erfolgt nach Osten zu eine Zunahme der Häufigkeit von P (Fig. 5). 
Westdeutschland hat 20—25 Tage mit Polarluft, Königsberg 53. Bemerkenswert ist, daß nach dem Süden 
zu die Häufigkeit nicht abnimmt; Bremen hat ungefähr die gleiche Häufigkeit wie München. Doch dürften 
die Alpen in den meisten Fällen dem weiteren Vordringen bis in die klimatisch bevorzugten ober 
italienischen Täler ein Hindernis bilden. 
Viel seltener sind polar-kontinentale Luftkörper. Zumeist als Ausbrüche eines nordosteuropäischen 
Kältehochs gelangen sie mit Nordostwinden nach Deutschland. Dementsprechend weist Königsberg die 
größte Anzahl von PC auf (Fig. 6). München, Stuttgart, Aachen haben jeweils noch 6 Tage mit PC. 
Bei rein kontinentaler Luft wäre normalerweise eine Abnahme nach Westen zu derart zu erwarten, 
daß die Linien gleicher Häufigkeit etwa nordsüdlich verlaufen. Mittel- und Süddeutschland liegen jedoch 
gewöhnlich an der Südseite eines kontinentalen Hochs, aus dem mit Ostwinden Kontinentalluft weht. 
Daher sind auch im Süden Deutschlands die Linien weiter nach Westen vorgeschoben (Fig. 7). München, 
Breslau, Königsberg verzeichnen im Mittel an 100 Tagen im Jahre Kontinentalluft. 
Tropisch-kontinentale Luft tritt nur in Ostdeutschland häufiger auf. Doch sind es in Breslau auch 
nur 9 Tage. Bei ihrem Vorkommen ist die Luftdruck Verteilung so, daß in Südosteuropa ein Druck 
maximum, in den nordischen Ländern ein Minimum liegt. Die Luft fließt daher nordwestwärts und er 
reicht selten Westdeutschland (Fig. 8). 
Eine Besonderheit weist tropische Luft aus dem Mittelmeergebiet auf. Die Karte (Fig. 9) läßt er 
kennen, daß die Alpen meist umgangen werden. München hat wohl absolut genommen die meisten Tage 
mit T, doch dürfte die Häufigkeit bei Orten gleicher geographischer Breite in Ungarn und vor allem in 
Frankreich erheblich überschritten werden. In Ostdeutschland bildet T gewöhnlich die warme Vorder 
seite der Vb-Depressionen. 
Auch für tropisch-maritime Luft bilden die Alpen ein Hindernis. Von München über Stuttgart nach 
Frankfurt steigt die Häufigkeit von 10 über 15 auf 21 Tage (Fig. 10). Die Isolinie 20 umschließt das 
Gebiet des mildesten Klimas von Deutschland. Damit findet eine längst bekannte Tatsache eine Er 
klärung in neuer Form. Daß trotj der verhältnismäßig geringen Häufigkeit von 20 Tagen die Wirkung 
von TM auf das Kollektivklima eine so große ist, liegt zunächst in der großen Temperaturabweichung 
vom Kollektivmittel begründet. Dann kommt dazu die große Häufigkeit von M. 
Ein ganz ähnliches Bild wie die Karte der polar-maritimen Luftkörper zeigt Figur 11, welche die 
Verteilung der rein maritimen Luftkörper darstellt. Auch hier liegt das Häufigkeitsmaximum in Nord 
westdeutschland. Ebenso findet keine gleichmäßige Abnahme mit zunehmender Entfernung von der Küste 
statt, sondern nach Osten. Das an der Ostsee gelegene Königsberg verzeichnet 63 Tage mit M. Die nur 
über die Ostsee strömenden Luftmassen halten sich daselbst selten lange genug auf, daß sie als maritim 
bezeichnet werden könnten. 
In der Tabelle 11 sind die prozentischen Häufigkeiten der verschiedenen Luftkörper an den einzelnen 
Orten für die Jahre 1929 und 1930 zusammengestellt. Es hat den Anschein, als ob der kontinentale Luft 
körper abnorm häufig in diesen Jahren vorkam, was besonders durch den kalten Spätwinter 1929 zu er 
klären wäre. 
Die Feststellung der Luftkörper an den verschiedenen Orten erfolgte seitens der zuständigen Landes 
warten, beziehungsweise Wetterdienststellen. Sie wurde jedoch von mir sorgfältigst nachgeprüft und einer 
einheitlichen Auffassung angepaßt. Es zeigte sich erfreulicherweise, daß die Auffassungen sich im Laufe
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.