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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 50. Bd. Nr. 6.
III. Einige Kapitel aus der speziellen Luftkörper-Klimatologie.
1. Ozeanität — KontinentaLität.
Die eingangs erwähnte Zirkulation zwischen Land und Meer zeigt sich im Laufe des Jahres durch
eine wechselnde Häufigkeit ozeanischer und kontinentaler Luftkörper. Zur Darstellung dieser Erscheinung
fassen wir unter M’ alle Tage mit maritimen Luftkörpern zusammen. Demnach gehört zu M’: TM, PM
und M; desgleichen rechnen wir zu C’: TC, PC und C.
Figur 2 zeigt den Verlauf der jährlichen Häufigkeit von M’ und C’. Die ersten Anfänge des Sommer
monsuns in Mittel-Europa dürften im April liegen, wo eine besondere Häufung maritimer Luft polaren
Ursprungs auftritt (s. Tabelle 11). Aus der im Frühjahr ansteigenden Kurve von M’ fällt der Monat Mai
heraus. Der subtropische Hochdruckgürtel liegt jetjt weit nördlich und erstrecht auch seinen Einfluß tief
nach Westeuropa herein. Verbindet er sich mit dem südwärts reichenden Polarlufthoch, dann bildet sich
ein westöstliches Druckgefälle aus, was für uns Zufuhr polar-maritimer Luft bedeutet. G. Roediger
hat in seiner Studie „Der Europäische Monsun“ (11) Pentadenwerte der Windrichtungen zur Bearbeitung
herangezogen und kommt bei diesen zu ähnlichen Ergebnissen. Besteht keine Verbindung mit dem nordi
schen Hoch, dann verlaufen die Isobaren am Nordrande des subtropischen Hochdruckgürtels fast über den
ganzen Atlantik westostwärts. Westeuropa wird dann mit maritimer Warmluft überflutet. Wegen des
thermisch verschiedenen Verhaltens von Ozean und Festland tritt das Maximum der Häufigkeit erst im
August ein. Aus demselben Grunde liegt das Minimum im Februar.
Einen umgekehrten Verlauf zeigt die Kurve von C\ Die größte Häufigkeit liegt hier im Winter.
Kleinere Maxima werden, wie schon (S. 13) erwähnt, durch längeres Verweilen stationärer kontinentaler
Hochdruckgebiete verursacht. Im November beginnt ein zunehmender Lufttransport auf den Ozean
hinaus, der im Dezember den Höchstwert des Jahres erreicht. Infolge der größeren Depressionstätigkeit
im Januar tritt wieder eine Abnahme in der Häufigkeit ein, der im Februar ein zweites Maximum folgt.
C’
Dasselbe Bild erhält man, wenn man für jeden Monat des Jahres das Verhältnis —, = k bildet
(s. Fig. 2). Dieser Quotient bildet einen zahlenmäßigen Ausdruck für die Kontinentalität einer auf dem
Festland liegenden Station. Liegen über einem größeren Gebiet solche „Kontinentalitätsfaktoren“ vor,
dann läßt sich auch die Abnahme des ozeanischen Einflusses nach dem Innern des Kontinents zu ver
folgen. Man könnte dabei einwenden, daß der ozeanische Charakter maritimer Luftmassen mit abnehmen
der Entfernung vom Meere allmählich verloren geht, daß also auch bei gleichem Wert von k die Klima
elemente ganz verschiedene Werte zeigen können. Dagegen wäre zu sagen, daß es weniger auf die
Entfernung von der Küste ankommt, als auf die Geschwindigkeit, mit der die Luft zum Beobachtungsort
gekommen ist. Die Geschwindigkeit ist aber durch die Altersangabe erfaßt. Außerdem werden Unter
schiede auch durch die Besonderheiten der topographischen Lage hervorgerufen.
2. Klimaschwankungen.
Die üblichen Mittelwerte zeigen im Laufe der Jahre mehr oder minder große Schwankungen. Ver
ursacht werden diese Schwankungen durch Änderungen der Elemente, die das Kollektivklima konstitu
ieren, somit durch Änderungen bei den einzelnen Luftkörpern.
Eine Klimaschwankung kann verursacht sein durch:
1. eine Änderung der Häufigkeit der Luftkörper,
2. eine Änderung der Eigenschaften der Luftkörper,
3. eine Änderung der Häufigkeit u n d eine Änderung der ursprünglichen Eigenschaften,