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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 50. Bd. Nr. 6.
J. v. Hann hat zur Charakterisierung des kontinentalen Klimas einige Merkmale aufgestellt (10):
a) Die höchste Temperatur liegt ein Monat nach dem Sommersolstitium,
b) die tiefste Temperatur liegt nicht ganz ein Monat nach dem Wintersolstitium,
c) der April ist wärmer wie der Oktober.
Die ersten beiden Kennzeichen entsprechen den Tatsachen. Im Oktober wird oft noch recht warme
Kontinentalluft aus der Ukraine und aus Ungarn nach Deutschland transportiert, welche bei uns das
Temperaturmittel von C im Oktober heraufdrücken, so daß der April kühler bleibt als der Oktober.
Die Temperaturschwankung ist am größten in den Monaten Mai und Juni. Die Einstrahlung ist
wegen der langen Tagesdauer sehr intensiv, auch die Ausstrahlung ist noch beträchtlich, weil die Er
wärmung des Erdbodens noch nicht in größere Tiefen gedrungen ist. Erst im Spätsommer vermag der
selbe mehr Wärme abzugeben und die Abkühlung an der Erdoberfläche zu verzögern. Die Zunahme im
September dürfte dann wieder auf die zunehmende nächtliche Ausstrahlung zurückzuführen sein. Im
Winter hängt die Tagesamplitude von dem Vorhandensein einer Schneelage ab. Eine langdauernde
Schneedecke im Frühwinter fehlt bei uns zumeist, der Himmel ist wochenlang mit einer Hochnebeldecke
überzogen, die auch nachts nur selten aufbricht. Die Strahlungswirkungen bleiben nur gering, die Tages
amplitude ist infolgedessen im Dezember am geringsten (3,4 Grad).
Bemerkenswert ist, daß im Winter das Temperaturtagesmittel sich dem Minimum nähert. Der Grund
ist offenbar darin zu suchen, daß die Beobachtungstermine ungünstig liegen. Morgen- und Abend
beobachtung fallen nodi in die Nachtzeit, wo die Ausstrahlung vorherrsdit. Daß dies nicht zufällig,
sondern eine Eigentümlichkeit eines überwiegend kontinentalen Klimas ist, zeigt auch der winterliche
Temperaturverlauf von PC und T, bei denen sich ebenfalls das Minimum dem Tagesmittel nähert.
Der Tiefstwert des Dampfdruckes liegt nicht wie bei der Temperatur im Januar, sondern im
Februar. Diese Verschiebung berechtigt zu der Annahme, daß die tiefe Januar temperatur erst bei uns
entstanden ist. Im Februar wird die aus den Schneewüsten Rußlands stammende trockene Luft bei uns
schon erwärmt.
Wegen des rapiden Temperaturanstieges muß die relative Feuchtigkeit in den Frühjahrs
monaten rasdi abnehmen. Sie sinkt bis 51 % im Juni, im Dezember und Januar erreicht sie den Höchst
wert von 89%.
Hand in Hand mit der relativen Feuchtigkeit geht die Bewölkung (Tabelle 7). Die Zahl der
trüben Tage nimmt bis zum Sommer hin ab (4%). Im Winter sind wegen der häufigen Hochnebelwetter
lagen 32% der Tage mit C trüb. Doch kann, wie schon erwähnt, eine Schneedecke die Zahl der trüben
Tage bedeutend herabsetjen. Im Frühjahr ist die Hälfte aller Tage mit C heiter, im Sommer nur ein
Viertel der Tage. Die starke Erwärmung des Bodens verursacht auch bei der trockenen Kontinentalluft
einen genügend hoben Auftrieb, so daß es zur Cumulusbildung kommt.
8. Das Klima bei maritimer Luft (Tabelle 8).
Ein Transport ozeanischer Luft nach Mitteleuropa findet gewöhnlich statt bei westöstlichem Isobaren
verlauf. Im Süden liegt dann der subtropische Hochdruckrücken, nördlich von uns ein wanderndes oder
stationäres Tiefdruckgebiet. Verlagert sich das Azorenhoch auf dem Ozean weit nach Norden, so kann
diese Druckverteilung für Westeuropa Nordwest- oder Nordwinde bringen. Die Luft braucht aber dabei
noch keineswegs aus polaren Gegenden zu stammen.
Entsprechend der Lage des Meeres im Westen von Europa und der in mittleren nördlichen Breiten
normalerweise vorhandenen "Westtrift sind am häufigsten in Westdeutschland maritime Luftkörper
(s. Tabelle 10).
M hat ein Häufigkeitsmaximum im Januar und eines im Juli. Im Frühjahr und Herbst bleibt die
Wahrscheinlichkeit des Auftretens etwas zurück. Doch überwiegt die Häufigkeit immer noch die der
übrigen Luftkörper.