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Full text: 50, 1931

Erwin Dinies: Luftkörper • Klimatologie. 
Wir betrachten das Klima als Ablauf von Witterungserscheinungen. In der synoptischen Meteorologie 
pflegt man den augenblicklichen Zustand der Witterung zu betrachten, in der Klimatologie sucht 
man den mittleren Zustand der Atmosphäre innerhalb eines längeren oder kürzeren Zeitraumes 
zu erfassen. Diesen mittleren Zustand glaubte man bisher durch Mittel- und Summenbildung der mete 
orologischen Elemente erfaßt zu haben. Diese Darstellungsweisc läßt jedoch unbefriedigt, weil jedes Ein 
zelelement als selbständiger Faktor angesehen ist. Die Erfassung und Darstellung des Klimas dürfte der 
Wirklichkeit näher kommen, wenn man die einzelnen Elemente wegen ihres inneren, aber wechselnden 
Zusammenhanges als einem bestimmten wechselndem Träger angehörend ansieht. Diese Träger sind die 
Luftkörper, die durch die bei uns herrschenden Zirkulationssysteme herbeigeführt werden. Demnach 
stellt sich unser Klima dar als ein Kollektivklima aus ozeanischen, kontinentalen, polaren und 
tropischen Luftkörpern. 
Welche Faktoren sind maßgebend, um einen Luftkörper eindeutig und vollständig zu definieren? 
W. Koppen hat in seiner oben erwähnten Untersuchung angegeben, daß Ursprung, Weg zwischen 
Ursprungs- und Beobachtungsort und die zur Zurücklegung dieses Weges nötige Zeit einen Luftkörper 
charakterisieren. Dazu kommen noch die Veränderungen, welche die Luft in der Nähe des Beobach 
tungsortes erfährt. 
Jeder Luftkörper nimmt erfahrungsgemäß nach acht bis vierzehn Tagen die Eigenschaften seiner 
Umgebung an. Wenn also eine Luftmasse acht bis vierzehn Tage an einem Ort gelagert und die Eigen 
schaften der dortigen Umgebung angenommen hat, dann erst henennt man diese Luftmasse nach jener 
Gegend. 
Solange keine Veränderungen in der Umgebung eines Luftkörpers eintreten, müssen die einmal an 
genommenen Eigenschaften erhalten bleiben. Mit der Fortbewegung vom Ursprungsort kommt die Luft 
in eine andere Umgebung, die je nach der Dauer ihrer Einwirkung den Luftkörper umgestaltet. Die 
Veränderungen, welche polare Luftkörper auf ihrem Wege nach Süden und tropische Luftkörper auf 
ihrem Wege nach Norden erleiden, hat T. Bergeron in seinen grundlegenden Arbeiten (7, 7a) schon 
erwähnt. Maritime Luft, welche in den unteren Schichten die Temperatur des Meeres angenommen hat, 
erfährt bei zonaler Bewegung nur geringe Veränderungen. Kontinentalluft unterliegt bei der genannten 
Bewegung besonders dem Einfluß von Ein- und Ausstrahlung. 
Auf Grund des bisher Gesagten ergibt sich die Aufgabe das Klima als Kollektiverscheinung zu er 
fassen, d. h. die Faktoren zu untersuchen, die das Klima konstituieren. Wir wollen das Klima definieren 
durch die Häufigkeit von Tagen mit bestimmten Luftkörpern und durch die diesen 
Luftkörpern in den verschiedenen Jahreszeiten zukommenden Mittelwerte 
der meteorologischen Elemente. Bei der Bearbeitung des Beobachtungsmaterials müssen also 
zunächst Ursprungsort und Weg des jeweils vorhandenen Luftkörpers festgestellt werden. Die einfachste 
Methode dafür scheint zu sein, eine vorhandene Luftmasse auf ihrem Weg zurück zu verfolgen. Da dies 
nicht ohne weiteres zu sicheren Ergebnissen führt, muß auch zu indirekten Methoden gegriffen werden. 
Der Verlauf der Isobaren gibt einen Anhaltspunkt für die Richtung, aus der die Luft gekommen ist, 
der Isobarenabstand ein Maß für die Geschwindigkeit. Weitere Anhaltspunkte erhält man durch die 
Eigenschaften, die die Luft auf Grund ihrer Herkunft besitjt, wie Trübungsgrad, Feuchtigkeits- und 
Wärmegehalt. Alle diese Kennzeichen zusammen erlauben die Bestimmung eines Luftkörpers. 
Für unser gemäßigtes Klima hat F. Linke nach Ursprung und Weg folgende acht Luftkörper zu 
unterscheiden, vorgeschlagen: 
P Polarluft (auch subpolar), 
T Tropikluft (auch subtropisch), 
M Maritime Luft, 
C Kontinentale Luft, 
PM Polar-maritiine Luft, 
PC Polar-kontinentale Luft, 
TM Tropisch-maritime Luft, 
TC Tropisch-kontinentale Luft.
	        
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