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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 50. Bd. Nr. 4.
Von kleineren lokal bedingten Störungen im Temperaturverlaufe ist nur noch die kurz vor dem
Kälteeinbruch in Klagenfurt eingehende Föhnlage erwähnenswert, die etwa 1,8 Stunden währt, ehe sich
die Kaltluftmassen bemerkbar machen können. Daraus erklärt sieb auch der um 1,8 Stunden spätere
Einsah der Abkühlung.
Auf die entsprechende Behandlung der sekundären Fronten wurde verzichtet, da ihre vertikale
Mächtigkeit selten Werte der Alpengipfel erreichte.
Zusammenfassung.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Analyse der Wetterlage vom 4. bis 7. Januar 1912
über Mitteleuropa.
Von einer an den Vortagen Deutschland überquerenden Zyklone A ist eine Böenfront KA über
Zentraleuropa noch als deutliche Luftmassenscheide zwischen warmer West- und kalter Ostluft zu er
kennen. Diese Front ist über Norwegen und Schweden zu einer fast stationären Trennungslinie zwischen
kontinentaler und maritimer Polarluft geworden. Es kommt an dieser Front zur Wellenbildung, die eine
Zyklone A, entstehen läßt, da genügend Luftmassen zum Nachschub bereit stehen. Diese Neubildung
greift sich während des 4. Januar an der ihre Lage kaum verändernden Front KA in südöstlicher Rich
tung fort. Die einzelnen Phasen dieser Entwicklung werden genau festgehalten. Mit dem Übergang zum
5. Januar verliert diese Zyklone, unter deren Einfluß der ganze 4. Januar stand, durch allmähliches Auf
füllen zunehmend an Bedeutung.
Es handelt sich bei dieser Zyklogenese um eine Neubildung an einer Grenzschicht zwischen maritimer
und kontinentaler Polarluft, ohne daß die Tropikluft an dem Bildungsprozeß beteiligt war. Der Warme
Sektor von Aj wird daher lediglich durch auf dem Ozean vorgewärmte Polarluft gebildet. Die als Kalt
luftstaffeln gedeuteten Trennungslinien transportierten Luftmassen desselben Ursprunges, die aber noch
nicht eine so starke entropische Beeinflussung erfahren haben.
Die Untersuchung hat ferner ergeben, daß die Warmluft, die mit Zyklone B ostwärts wandert,
ebenfalls maritim polaren Ursprunges sein dürfte. Zyklone B beherrscht die Wetterlage des 5.
und 6. Januar. In der Helgoländer Bucht kommt es zur Abspaltung einer Sekundäre B, • B, bewegt sich
bis zum 6. Januar im gleichen Tempo wie die Warmluftmassen nach Osten, es kommt südlich der Ostsee
zur Ausbildung einer deutlichen Luftmassenscheide zwischen kalter Ost- und warmer Westluft. Es wurde
nachgewiesen, daß die Luftmassenscheide OB, bis zu der die Warmluft von B nach NE nur Vordringen
kann, auf lange Zeit ihre Lage unverändert beibehält (53° n. Br.). Sie erwies sich also als fast stationär.
Die Zufuhr neuer Polarluftmassen und die damit bedingte Anreicherung potentieller Energie ermög
licht dieser Front kurze Pendlungen um die Gleichgewichtslage. Die Phasen dieser Bewegung werden
im einzelnen behandelt. Erst im Laufe des 6. Januar setjt eine neue Südwärtsverlagerung von OB ein.
Auch diese Bewegung kommt kurz vor den deutschen Mittelgebirgen wieder zum Stehen. Schließlich
erst im Laufe des 7. Januar wird der fast stationäre Zustand, der sich fast zwei Tage halten konnte,
durch den endgültigen Durchbruch der Polarluft aufgehoben.
Die Zyklone B selbst überquert nur in langsamer Bewegung, deren Warmluftmassen aber ziemlich
rasch, Mitteleuropa. Dem gestaffelten Wärmeeinbruch folgen zwei kältere sekundäre Staffeln und diesen
wieder in kurzen Abständen zwei maskierte Kälteeinbrüche (MKBI und MKBII). Besonders für MKBI
konnte die Maskierung ziemlich eindeutig nachgewiesen werden.
Ein kleines sekundäres Zentrum B 2 führt wieder kältere Luft nach Osten. Mit dem allmählichen
Verschwinden von B, verlieren auch die maskierten Kälteeinbrüche an Bedeutung. Bis zum 6. Januar