Kurt Schreiber: Analyse der Wetterlage vom 4. bis 8. Januar 1912.
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Tabelle 29.
20 h
7
21 h
.Janua
22 h
23 h
24 h
1*
2 h
3*
4 h
8
5 h
Januai
6 1 '
7 h
8 h
9 h
10 h
ll h
Säntis
2500 m
-9.2
-10.7
-12.0
-13.0
-14.1
-15.0
-16.0
-17.0
-18.0
-18.7
-19.0
-19.0
-18.9
-18.4
-17.8
-17.6
Zugspitze
2964 m
-11.2
-11.6
-12.7
-13.9
-14.8
-15.6
-16.1
-16.6
-16.9
-16.9
-17.2
-17.7
-18.3
-21.0
-20.9
-20.5
Sonnbtick
3106 m
-12.1
-12.4
-13.0
-14.6
-16.8
-18.9
-20.8
-22.4
-23.8
-24.8
-25.1
-25.5
-25.7
-25.0
-24.8
-24.8
Säntis-
Zugspitze
0.43
0.19
0.15
0.19
0.15
0.13
0.02
-0.08
-0.23
-0.39
-0.39
-0.28
0.13
0.56
0.67
0.62
Säntis-
Sonnblick
0.53
0.28
0.16
0.26
0.45
0.64
0.79
0.89
0.96
1.01
1.01
1.07
1.12
1.09
1.15
1.19
Zugspitze-
Säntis
0.63
0.56
0.21
0.49
1.4
2.3
3.3
4.07
4.86
5.5
5.6
5.5
5.92
2.8
2.7
3.04
Es zeigt sich, daß die Zugspitje, trotjdem sie im NW-Strom liegt, im Verhältnis zu Säntis und Sonn
blick zu hohe Temperaturen gemessen hat, was besonders durch die Temperaturgradienten (Zugspitje,
Sonnblick) hervortritt. Es errechnen sich Werte, die vom 7. Januar 24 h ab den labilen Zustand erreichen
und den Grenzwert desselben am 8. Januar 2* überschreiten. Der über der Höhe des Sonnblick ein-
setjende Kälteeinbruch verursacht demnach ein Überschreiten des mechanischen Gleichgewichtes, was ein
sofortiges Absinken der Kaltluftmassen zur Folge hat. Die dadurch bedingte dynamische Erwärmung der
absinkenden Kaltluftmassen, die offenbar einem nur um ein geringes über dem Sonnblickgipfel gelegenen
Niveau entstammen, erzeugt die relativ hohen Temperaturen auf der Zugspitje, bei Abnahme der relativen
Feuchtigkeit. Immerhin ist auch dort noch der Kälteeinbruch als solcher zu erkennen.
Der über dem Sonnblickgipfel stattfindende Kälteeinbruch muß aber schon in den Nachmittags-
stunden des 7. Januar erfolgt sein, während der hier behandelte eigentliche Einbruch (KCIV) erst in
den Abendstunden registriert wurde. Infolge Mangel an aerologischem Material — der einzige vorhandene
Drachenaufstieg von Friedrichshafen reicht gerade bis 3100 m Höhe am 8. Januar 8*25 — kann der
Kälteeinbruch nicht weiter nachgewiesen werden. Doch ergeben die Luftdruckbeobachtungen, daß der
Druck als Folge des Kälteeinbruches in der Höhe schon in den Nachmittagsstunden des 7. Januar, also
mehrere Stunden vor dem eigentlichen Vorstoß, zu steigen beginnt (vgl. Tabelle 30):
Tabelle 30.
Beginn der Abkühlg. Druckanstieg
Sonnblick . . 7. Januar 22* 7. Januar 16 h schw.
Zugspiße .
. 7.
„ 21*
7.
„ 15 h
Peißenberg
. 7.
„ 19,3*
7.
„ 14*
Säntis . . .
. 7.
„ 20,5*
7.
„ 12,5*
Zürich . .
. 7.
„ 19,5*
7.
„ 13,5*
Der Brocken, der bisher nur wenig auf Frontpassagen reagierte, wird selbst von der mächtigen
Wärmewelle der Zyklone C nur wenig beeinflußt, noch weniger die Talstation Wasserleben, die bekannt
lich (S. 27) im kalten Strom verbleibt. Erst die Einbruchsfront überschwemmt beide Stationen mit den
Kaltluftmassen. Dasselbe gilt für Schneekoppe, Zillertal und Krumhübel.