Skip to main content

Full text: 50, 1931

37 
Kurt Schreiber: Analyse der Wetterlage vom 4. bis 8. Januar 19X2. 
B. Die secundaren Fronten von B und C. 
Die Kaltfront KBI, die am 5. Januar 8 h rasch auf WBIII folgt (S. 17), kann zunächst durch die 
Stundenwerte der Temperatur der holländischen Stationen gestütjt werden. Diese zeigen kurz nach 
Durchzug von WBIII einen Temperaturfall von 1—1,5° längs einer Front, die im Windfeld allerdings 
nur in Form einer Geschwindigkeitskonvergenz auftritt. Um 8 }l liegt sie auf der Linie Borkum — 
Groningen — De Bilt — Vlissingen. Von Vlissingen ab wurde sie wegen der Unsicherheit nur gestrichelt. 
Die folgenden Kältewellen KBII, MKBI und MKBII von B, die ebenso durch den Einbruch maritimer 
Polarluft gebildet werden, treten erst am 5. Januar richtig in Erscheinung. Sie äußern sich im Wind 
felde im Gegensatj zur eben besprochenen durch Geschwindigkeits- und Richtungskonvergenz. (Sprung 
von SW auf W.) 
Wir haben hier wieder ein Beispiel, daß trog des fast homogenen Windfeldes eine Front existiert. 
Im idealen Falle steht eine Front wohl immer mit einer ausgeprägten Konvergenzlinie in Verbindung. 
Hier liegt der Fall aber so, daß sich eine Front in einem fast homogenen Windfeld durch Geschwindig 
keitsunterschiede bildet. Ob die Luftmaise ursprünglich schon die höhere Geschwindigkeit besitjt oder 
durch irgend welchen Umstand erhält, sei dahingestellt. Wenn nun die schneller bewegten Massen in 
die vorgelagerten eindringen, muß es zur Aufgleitbewegung und Niederschlagsbildung kommen. 
Mit dem Übergang der Fronten in die Alpen tritt auch hier zum Teil umgekehrtes Verhalten im 
Temperaturverlaufe ein (vgl. Kap. III). 
Eine dritte Staffel MKBI, die am 5. Januar 14 h noch nicht zu erkennen war, ist vornehmlich durch 
eine Konvergenz in der Windgeschwindigkeit gegeben und liefert in den Thermogrammen der boden 
nahen Schichten einen Temperaturanstieg. Ficker 19 ) behandelt einen ähnlichen Fall als „Maskierten 
Kälteeinbruch“. 
Vor dem Einbruch werden in den untersten Schichten der Atmosphäre im allgemeinen geringe 
Temperaturabnahme mit der Höhe und eine kleine Inversion vorhanden sein. Die Temperatur der 
untersten Schichten wird relativ tief liegen. Mit der Passage ist eine Vergrößerung und Gleichmäßigkeit 
des Temperaturgradienten verbunden (vgl. Aufstiege Tab. 17). Es muß demnach trotj der Erwärmung in 
den bodennahen Schichten ein Druckanstieg auch in der Niederung als Folge der sinkenden Temperatur 
in der Höhe beobachtet werden (vgl. auch Lit. 20). 
Der Beginn des Druckanstieges muß somit mit Einsatj der Erwärmung bei den Bodenstationen zu 
sammenfallen, während bei den Hochstationen Druckanstieg mit Abkühlung erwartet wird. 
Das westöstliche Fortschreiten des maskierten Kälteeinbruches konnte an Hand von 45 Thermo 
grammen verfolgt werden. Soweit von Bergstationen Registrierungen vorliegen, zeigen sie folgendes 
Verhalten: 
Brodten .... 
. 1200 m 
5. 
Januar 
kaum merkliche Abkühlung 
Säntis 
. 2500 m 
5. 
99 
20,5 h Abkühlung 
Schneekoppe 
. 1602 m 
6. 
99 
früh leichte Abkühlung 
Hohenpeißenberg . 
. 991m 
5. 
99 
indifferentes Verhalten 
Mittenwald . 
. 915 m 
6. 
99 
2,9 h Abkühlung 
Bucheben 
. 1203 m 
6. 
99 
6 h Abkühlung 
Obir 
6. 
99 
7 h Abkühlung 
Aus dem Verhalten der Thermogramme von Hohenpeißenberg und Mittenwald könnte geschlossen 
werden, daß die Erwärmung zwischen 800 und 1000 m in eine Abkühlung übergeht. Während Mitten 
wald noch Erwärmung hat, ist in Peißenberg keine Temperaturänderung eingetreten. Ganz einfach liegen 
aber die Verhältnisse in Mittenwald nicht, da dieser Ort wegen der Leelage für Westströmung oft ge 
stört wird. Außerdem scheint es, als ob die Höhe, bis zu der Erwärmung einsetjt, im Süden tiefer als 
im Norden liegt. Da die Beobachtungen aber nur gering sind, sei dieses unter Vorbehalt ausgesprochen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.