Kurt Schreiber: Analyse der Wetterlage vom 4. bis 8. Januar 1912.
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Der Versuch nun, für die Berechnung der Reichweite die Georgii’sche Formel (a. a. o. S. 53)
R — H ctg a (vgl. Fig. 2)
zu verwenden, lieferte kein brauchbares Ergebnis. Nach der folgenden Tabelle, wo für tg k =
nommen ist*), ergeben sich die Werte:
H = 2000
3000
4000
5000 m
R = 800
1200
1600
2000 km
R' = 400
600
800
1000 km
¿-ange-
Bei dieser Berechnung wurde ferner angenommen, daß das Aufgleiten der Warmluftmassen unter dem
Winkel a erfolgt. Es zeigt sich aber, daß die so gewonnenen Werte mit den wirklichen Verhältnissen
nicht vereinbar sind. Berechnen wir dann noch, in welcher Entfernung R" vom Beginn des Aufgleitens
an eine Luftmasse von z. B. t = 9° und der rel. Feuchtigkeit von 90% die Condensationshöhe:
h = 122 (t—■ t ) m
erreicht 8 ), so ergibt sich R" = 80 km. Das würde im Hinblick auf die Tabellenwerte besagen, daß für
H = 5000 m ein Wert, der in der Natur nur selten ereicht wird, ca. 900 km vor der Front ein Bewölkungs
schirm in rund 200 m Höhe auftreten müßte.
Diese Tatsache spricht gegen die Anwendung der Georgii’schen Formel, die das eine Mal in der
abstrahierten Form des Hindernisses, das andere Mal in der Annahme des Auf gleitwinkeis von a eine
große Unsicherheit hat. Dazu kommt noch, daß sich der ctg bei kleinen Winkeln, um die es sich in der
Hauptsache handelt, mithin auch R, sehr rasch ändert.
Gemäß der gewöhnlichen Darstellung eines Wärmeeinbruches erwartet man, daß der Aufgleitregen
durch den Schnitt der Gleitfläche mit der Erdoberfläche begrenzt wird. Das Aufgleiten der Warmluft
beginnt aber zweifellos schon vor der Front, d. h. im warmen Sektor. Nur von dem Feuchtigkeitsgehalt
der Luft hängt es ab, wann Niederschlag auszufallen beginnt.
Es ergibt sich nun aus Fig. 3:
Fig. 3
h = 122 (t — t)
tg « tg U
Unter der Voraussetjung, daß das Auf gleiten unter dem Winkel —- oder ~~
T ¿t
die folgenden Werte für eine mittlere Temperatur von 10°:
*) Vergl. S. 48.
erfolgt, berechnen sich