Skip to main content

Full text: 50, 1931

Kurt Schreiber: Analyse der Wetterlage vom 4. bis 8. Januar 1912. 
Einleitung. 
Diese Arbeit beschäftigt sieb in der Hauptsache mit der Analyse der Wetterlage vom 4.—7. Januar 
1912. Sie soll einen weiteren Beitrag zur Bjerknes’schen Frontologie liefern. Die Frontologie hat im 
praktischen Wetter- und Flugwetterdienst in hervorragender Weise ihre volle Bestätigung gefunden. Es 
kann ohne weiteres behauptet werden, daß z. B. eine befriedigende meteorologische Beratung des Luft 
verkehrs ohne frontologische Analyse fast undenkbar ist. W. Peppier 1 )*) schreibt in einem Referat wörtlich: 
„Ich fürchte, daß die stetig wiederkehrenden Erörterungen über die Polarfront, die Zyklonenfamilien... 
allmählich ermüdend wirken. Spielen diese zum Teil noch recht problematischen Erkenntnisse wirklich 
eine so bedeutende Rolle für die Praxis? Warum werden die gesicherten Tatsachen der alten Meteorologen 
so stiefmütterlich behandelt....?“ 
Wenn man mit den Ergebnissen der Bergener Schule schon seit Jahren im praktischen Wetter- und 
vor allem Flugwetterdienst gearbeitet hat, — unter völliger Respektierung und Anwendung der Ergebnisse 
der alten Meteorologen — so kann man die Frage Peppiers nach der bedeutenden Rolle der Frontologie 
für die Praxis nur bejahen. Die Stellen, die entsprechend gearbeitet haben, haben z. B. im Flugsicherungs 
dienst die größten Erfolge erzielt. 
Die Analyse w-urde zunächst völlig vorurteilsfrei begonnen. Wenn auch die Terminologie Aufnahme 
fand, so wurde die Existenz von Fronten vorerst nicht vorausgesetzt. Vielmehr erfuhren die Thermo- 
grammc zunächst eine eingehende Durchsicht nach markanten Temperatursprüngen. Zweifelsfrei zu 
sammenhängende Temperatursprünge wurden durch Isochronen dargestellt. Weiterhin wurde dann das 
Verhalten von Wind und Niederschlag bei der Temperaturänderung untersucht und das Ergebnis mit der 
Wetterkarte verglichen. Es zeigte sich in allen Fällen, daß die frontale Verlagerung eines Temperatur 
sprunges durch lange Zeit- und Flächenräume unverkennbar ist. Die immer wiederkehrenden Frontmerk 
male stehen in völliger Übereinstimmung mit den durch die Bergener Schule definierten Regeln. Und zwar 
treten diese bei den Hauptfronten (Kap. I) immer auf, bei den secundären (Kap. II) mitunter in variierter 
Form. Die secundären Fronten lassen sich aber trotjdem ganz zwangläufig nach den Methoden der 
Frontologie behandeln. 
Nun konnte mit Hilfe der Untersuchungen von J. Bjerknes 2 ), Solberg 3 ), Bergeron-Swoboda 4 ) die 
Analyse auf frontologischer Grundlage fortgesetzt werden. 
Trotzdem bei der damaligen Beobachtungsmethode (es handelt sich um Material des Jahres 1912) 
keine Rüdesicht auf Fronten genommen ist, kann auch mit diesem Material, wenn auch nicht in dem 
Maße wie mit Beobachtungen nach dem „Schwedenschlüssel“, der Nachweis für die absolute Folgerichtig 
keit der Frontologie erbracht werden. Die neue Beobachtungsmethode, die ja unter dem Gesichtspunkt 
der Fronten geschaffen wurde, ermöglicht natürlich eine ausgiebigere Bearbeitung der Frontmerkmale. 
Auf die Elemente, die die Erkennung von Frontpassagen erleichtern und auf Luftmassenmerkmale wurde 
dabei besonders Rücksicht genommen. 
Da nun in vorliegender Arbeit in erster Linie die Wetterlage Mitteleuropas, besonders aber Deutsch 
lands, untersucht wurde, wurde der Frontenverlauf über dem Ozean, West- und Osteuropa nur roh, über 
Deutschland aber mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln verfolgt. Die zahlreichen, dem Text unter 
legten Tabellen sollen die Eindeutigkeit der Lage der Fronten nur noch erhärten. Der Versuch aber, 
einige besondere Fälle im Sinne Bergeron-Swoboda 4 ) zu analysieren, mußte infolge des unzulänglichen 
Materials als unmöglich auf gegeben werden. Störungen z. B. durch Geländeeinfluß können in den meisten 
Fällen gedeutet werden. Sie wurden bei der Untersuchung besonders berücksichtigt und daher erfuhren 
auch die Bergstationen eine gesonderte Bearbeitung (Kap. III). 
*) Siehe Literaturverzeichnis.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.