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Aus dom Archiv der Deutschen Seewarte. — 49. IUI. Nr. 3,
noch zahlreiche Beobachtungen zu besprechen sein, bei denen das Mast-Thermometer in eine erheblich
überwärmte Schicht eintaucht 4 ). In diesem Fall versagt aber die dort gegebene Erklärung als dynamische
Erwärmung, und es bleibt nur die Einstrahlung als Ursache übrig, wie auch Sonnenschein und Inversion
in Tab. 2 zusammen aufhören. Aus welchem Grunde erfolgt aber bei ganz heiterem Wetter eine Er
wärmung einer 30 m über der Wasseroberfläche liegenden Schicht, während die tiefere Schicht in 8,5 m
kälter als die Höhe und die Wasseroberfläche bleibt? Wärmebindung bei der Verdunstung kommt bei
rel. Feuchte von css 80 % in diesem Ausmaß nicht in Betracht, und die vertikale Durchmischung durch
Turbulenz vermag im Maximum nur einen adiabatitisehen Gradienten zu erzeugen.
In Abb. 10 sind die Kurven der rel. Feuchte und
Temperatur in der Hütte für den 13. wiedergegeben.
Aus dem Vergleich mit der vorhergehenden Abb. 8
ergibt sich, daß der mit 4* bezeichnete Extremwert
der Temperatur und Trockenheit gerade mit der
größten Nähe des Snaefells-Jökull zusammenfällt,
und zwar gerade im Azimut NNE, also der Richtung
des ungestörten Windes. Es liegt nahe, hier einen
Föhnwind zu sehen, und zwar, da die Trocknung
ohne Ausfall von Wasser in Luv des Berges erfolgt,
um Herabsteigen von Luftmassen, die ursprünglich in größerer Höhe strömten. Der Temperatursprung
ist nach 17 h überdeckt durch allgemeine Erwärmung. Wird er zu 2.5° angenommen und der allgemeine
Gradient bis 1000 m zu 0.7°/ioo m, dann entstammen die hier in Lee herabsteigenden Stromfäden der
Höhe von etwa 900 m. Wahrscheinlich ist das Einströmen von beiden Flanken in Lee des Berges (s. o.)
nicht hinreichend, um den in Lee auftretenden Unterdrück aufzufüllen, so daß noch Luftfäden aus der
Höhe herabgesaugt werden.
Wie schon erwähnt, trat von 20 h MEZ an ein entschiedenes Rückdrehen nach W, später SW ein.
Viel schärfer als nach der Winddrehung ist am Hygrographen (Pfeil in Abb. 10) die erste Ankunft von
. Tiefdruck-Luftmassen zu bestimmen. 19.30 h MEZ steigt die Feuchte rasch auf fast 100%, um während
der Nacht nahezu auf diesem Stand zu verharren. Sehr bezeichnend ist der Unterschied im Aussehen
der Feuchtekurve vor und hinter der Pfeilmarke, dort ein dauerndes Pendeln um eine Mittellage, hier
eine glatte, kaum gegliederte Kurve.
Dienstag, 14. August 1928. BZ = MEZ — 2 h , ab 14 h — 3 h .
Um 03.45 h MEZ (01.45 BZ) überschreiten wir die ungemein scharf ausgeprägte Grenze zwischen dem
wärmeren Irmingerstrom (atlantisches Mischwasser, etwa 11° warm) und dem kalten Ostgrönlandstrom
mit Temperaturen von weniger als 3°. Die Kaltwassergrenze wurde überraschenderweise in nur 62 sml
Abstand von Staalbjerg Huk, dem nächsten Punkt Islands, passiert, dagegen etwa 170 sml von der grön
ländischen Ostküste entfernt.
04.02 h MEZ (02.02 h BZ) wird von der Brücke der erste Eisberg in 5 sml Abstand gesichtet, 04.30 (02.30)
wird kehrt gemacht, um den Schnitt auch durch Augenbeobachtungen und Psychrometermessungen fest
zulegen (vgl. den Reisebericht S. 6), 06.00 (04.00) wird wieder auf den ursprünglichen Kurs gegangen.
Der Kurs wird dabei so gelegt, daß der Eisberg auf verschiedenen Seiten passiert wird, um eine mög
liche Beeinflussung der Luft- und Wassertemperatur auszuschalten. Das insgesamt dreimalige Kreuzen
der Kaltwassergrenze ergab im wesentlichen übereinstimmende Werte, außer an dem elektrischen Wasser
thermometer, dessen Widerstand durch eine Art „Schock“wirkung plötzlich erheblich anstieg, so daß
die Messungen zwar qualitativ ausgezeichnet verwertbar sind, nicht jedoch quantitativ. Abb. 11 gibt eine
Kopie der Aufzeichnung des Multithermographen von 3—5 Uhr MEZ, die den scharfen Sprung der
Abb. 10. Föhn bei Snaefells-Jökull am
13. August 1928.
4 ) Starke Tempera turum kehr a. d. grönl. Küste, Ann. Hydr. 1929, H 3, S. 86.