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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 49. Bd. Nr. 3.
sprengwolken-ähnlichen Verdickungen einzelner ci-Strahlen, sehr stark in Bild 11, auch noch in Bild 12,
dem Abschluß der ganzen Entwicklung angedeutet. Die übliche Erklärung als cu-artige Kondensationen
liegt nahe, ist aber bei Bild 11, Taf. 3 nicht voll überzeugend 1 )-
Freitag, 3. August. BZ = MEZ — 2 h = Mittl. Isländ. Zeit
Die Wetterlage zeigt noch immer ein gut umgrenztes Tiefdruckgebiet südlich von Island. Die
Wetterkarte vom 2. August 14 und 19 Uhr ergibt Nordwind bei Isafjord und Reykjavik, also eine aus
gebildete Rückseitenströmung westlich von Island und über der Insel. Wenigstens ergeben auch die
Beobachtungen auf „Meteor“ seit 2. August 19 h MEZ (17 h BZ = Mittl. Isl. Zeit) den Übergang zu NE-
Wind, der bis zum 3. August 11.20 11 MEZ (09.20 BZ) anhält, dann auf westliche Richtung zurückdreht,
wohl verursacht durch einen kleinen Ausläufer der Depression, der sich unter dem Einfluß hoher Luft
temperatur (Reykjavik am 2. und 3. 14 und 19 h Temperaturen zwischen 13 und 15°) über SW-Island ver
lagert hat, wenn man nicht einen Randwirbel der bereits erwähnten großen nördlichen Rückseiten
strömung dafür verantwortlich machen will. Diesem Ablauf entsprechen die Beobachtungen an Bord
während des Aufenthaltes von „Meteor“ unter der Südküste vom 3. August: „Bedeckt, aber Berge
wunderbar zu sehen. Nachmittags 0 (14 h MEZ O durch ci filiform.), zeitweise s /u> bedeckt. Gegen
16 h MEZ (14 h BZ = MIZ) über der Küste Aufwindwolken mit südlichem Wind, Berge unter Schauern
verschwindend.“ In einem solchen Schauer wird 16.30* 1 MEZ querab Vestmannaeyjar eine merkwürdige
Farbenerscheinung gesehen (Abb. 3): In einem rechteckigen Feld von etwa 3° Breite und 1° Höhe leuchtet
die untere Hälfte strahlend grün, die obere Hälfte orange, beide Lichtstreifen verlaufen parallel und
horizontal, der ebenfalls etwa 1° hohe Streifen bis zum Meer erschien heller weißlich als die übrige
dunkle Regenwand, auf die die Erscheinung sich projizierte. Die Sonne war vom Schiff aus nicht zu
sehen. Ihre Höhe betrug zur fraglichen Zeit etwa 40°; es handelt sich somit um das oberste Stück eines
Hauptregenbogens nahe dem Grenzfall. Bei 41° Sonnenhöhe würde es gerade im Horizont erschienen
sein. Die Erscheinung dauerte etwa 5 min.
Am Abend wird um 23.17 h MEZ (21.17 h BZ)
bei Sonnenuntergang der Grüne Strahl
sehr klar beobachtet, und zwar sah ich ihn zum
ersten Mal auch über Bergen, über der niederen
Bergkette von Reykjanes, anstatt in früheren
Fällen stets nur über der Kimm. Wieder ergab
die Beobachtung mit dem Glas, daß nach Unter
gang von etwa *ä des Sonnendurchmessers das
sich nun rasch verschmälernde Segment sich
zunehmend grün färbte, bis der letzte schmale
») Herrn Dr. H. Bongards verdanke ich den Hinweis darauf, daß diese „Fallstreifen“ möglicherweise als
Wilson’seher Nebelversuch im Großen die Spur von Massestrahlen der Sonne beim Durchgang durch die Atmosphäre
sichtbar werden lassen, und daß diese „Sprengwölkehen“ der Ausdruck der Absorption in irgendwie disponierten
Schichten sein könnten. — Beobachtungen mehrerer prachtvoller Nordlichterscheinungen während dieser Reise haben
den Eindruck bestärkt, daß zwischen den Formen mancher ci und Nordlichter eine ausgesprochene Ähnlichkeit besteht,
so unwahrscheinlich ein solcher Zusammenhang auch nach unseren heutigen Vorstellungen von der Natur des Nord
lichtes sein mag. So war in mehreren Fällen bei Beginn oder Ende eines Nordlichtes die Entscheidung unmöglich,
ob es sich noch um ein solches, oder schon um ci handelte. [Anm. b. d. Korr.: Auch bei der Reise nach Grönland und
dem Aufenthalt dort 1929 hat sich die gleiche Beobachtung wiederholt aufgedrängt.] — Was die Reihe von ci-Beobach-
tungen anlangt, so muß bedauert werden, daß die Notwendigkeit, sie von Bord aus mit freier Hand aufzunehmen, eine
genaue Festlegung des Bildfeldes unmöglich machte. Es ist beabsichtigt, später die Umwandlung von ci-Formen
kinematographiseh festzuhalten. Man darf hieraus Aufschlüsse über die Natur dieser faser- und strahligen ci-Er-
seheinungen erwarten, die im Grunde heute noch nicht weniger rätselhaft ist, als das Nordlicht selbst.
Abb. 3.