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Full text: 49, 1930/1931

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — Band 49. Heft 1. 
raturen von 27 — 28 “ C aufwies. Unter 14 0 S. Br. wurde im Passat der letzte Regenschauer be 
obachtet. Der Passat selbst hörte unter 18° S. Br. auf. Zwischen 14 0 und 18 0 S. Br. war der Him 
mel im Passat nur mit flachen Cu bedeckt. Die Sichtweite erreichte Höchstwerte. 
Nach dem Aufhören des SE-Passates folgte zwischen 18° und 23“ S. Br. eine Zone schwa 
cher, wechselnder Winde. Die Nähe des südamerikanischen Kontinents wirkte sich in kleineren, 
lokalen Störungen aus. Während es über See meist heiter war, trat über Land stärkere Cu-Ni- 
Bewölkung auf. Am 9. V. wurde Rio de Janeiro angelaufen. Beim Auslaufen am gleichen Abend 
hatte sich in der geschützten Bucht bereits starker Bodendunst gebildet, der sich dort häufig zu 
Morgennebel verdichtet. Der Dunst beschränkte sich auf die untersten stagnierenden Luftschich 
ten in der Bucht. 
Am frühen Morgen des 10. V. begegnete das Schiff unter 23° S. Br. dem ersten kräftigen Kälte 
einbruch aus Süden. Nach vorher drückender Schwüle bei Windstille und Wetterleuchten im 
Süden wuchs, entlang der Küste von Süd eine mächtige Cu-Ni-Front herauf, die um 6 Uhr früh mit 
SSW 18 — 20 m^sec über das Schiff hereinbrach. Diese in Südbrasilien häufig unter ähnlichen Be 
gleiterscheinungen auftretenden Stürme werden „M inuanos“ genannt; genauer „Ventos dos 
Minuanos“, also Winde aus dem Gebiet der Minuanos herwehend. Die Minuanos 4 ) sind ein alter, 
vorwiegend zwischen den Unterläufen von Parana und Uruguay seßhafter Indianerstamm. Ventos 
dos Minuanos bedeuten daher für die Bewohner der südbrasilianischen Küste Winde aus 
westlicher bis südsüdwestlicher Richtung. Die vorherrschende Richtung, aus 
der die Minuanos wehen, ist SSW. Eine eingehendere Beschreibung befindet sich unter Ab 
schnitt V. 3. 
Am 10. V. wurde Santos angelaufen. Entwurzelte Palmen und Bäume und tief einge 
schnittene neue Regenfurchen ließen noch die Sturmbahn des Minuano der letzten Nacht erkennen. 
Seit Passieren des Minuano unter 23° S. Br. blieben wir in einer einheitlichen südwestlichen 
Luftströmung bis zum La Plata. Es wurden am 11. V. San Franzisco do Sul, am 13. Rio Grande 
do Sul, am 14. Montevideo und am 15. V. früh der Endhafen Buenos Aires angelaufen. Auf der 
ganzen Strecke herrschte dauernd lange südliche bis südwestliche Dünung. Die äquatorwärts 
strömende Südluft zeichnete sich bei ständig sinkenden Temperaturen durch geringe relative 
Luftfeuchtigkeit und dementsprechend gute Sicht aus. Aehnlich wie die Kaltluftmassen unter der 
portugiesischen Küste war sie instabil, was sich durch einzelne Regenschauer anzeigte. Nach 
einem weiteren kräftigen Kaltlufteinbruch unter 32° S, verbunden mit Schauern, stieg der Luftdruck 
schnell an. Bis Buenos Aires blieb es nun sichtig und vorwiegend heiter. 
Durch das zuletzt fast tägliche Anlaufen von Häfen und der damit verbundenen Dienstobliegen 
heiten für Herrn Bertram konnten die Ballonaufstiege nicht mit der gleichen Regelmäßigkeit wie 
auf hoher See durchgeführt werden. Während der 14tägiger. Liegezeit in Buenos Aires beschränk 
ten sich die Aufstiege auf einzelne Demonstrationen für argentinische Gäste. Es wurden ver 
schiedenen Herren der wissenschaftlichen Institute, der Militärfliegerei und der Presse Ballon 
aufstiege vorgeführt. Im übrigen wurde die Liegezeit in Buenos Aires dazu benutzt, Beziehungen 
zu wissenschaftlichen Kreisen, die bereits beim Anlaufen des Meteor und beim Aufenthalt der 
8. Studienfahrt (Reg. - Rat Dr. Pummerer und Dr. Steiner) in Buenos Aires angeknüpft waren, 
fortzusetzen. 
Am 30. V. abends trat die „Monte Olivia“ die Heimreise nach Hamburg an. Es wurden in Süd 
amerika die gleichen Häfen angelaufen, wie während der Ausreise. Dazu noch Bahia im Norden 
von Brasilien. Die Liegezeit in Buenos Aires hatte sich bereits durch reichliche und ergiebige 
Niederschläge, häufig von Gewittern begleitet, ausgezeichnet. Auch die ersten Tage der Heimreise 
waren von regnerischem Wetter bei meist kräftigen Winden aus Süd bis Südwest begleitet. Die 
Einflüsse der zyklonalen Wetterlage bewirkten fast anhaltende Regenfälle oder wenigstens 
4 ) Buschan, Illustrierte Völkerkunde. Stuttgart 1922. Völkerkarte Südamerikas neben S. 224.
	        
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