J. Georgi — F. Ahlgrimm — W. Stöbe: Forschungsreise „Meteor“ nach Island—Grönland 1928.
2. Verlauf der Reise.
Am 25. Juli, nachm., schifften sich folgende Teilnehmer der Expedition mit der umfangreichen
Ausrüstung in Kiel auf „Meteor“ ein (Bild 1 Taf. 1).
Dr. F. Ahlgrimm, Deutsche Seewarte, Hamburg
Dr. W. Stöbe, Bayerische Landeswetterwarte, Flugwetterwarte Fürth i. B.
Dr. P. Troll, Deutsche Seewarte, Flugwetterwarte Stettin
Dr. K. Bringmann, Deutsche Seewarte, Flugwetter warte Königsberg
Studienreferendar H. Frank, Deutsche Seewarte, Flugwetterwarte Hamburg
Feinmechaniker der D. S. Fr. Friedrichs, Deutsche Seewarte, Hamburg
Funkentelegraphist O. Stölken, Deutsche Seewarte, Hamburg
und der Berichterstatter als Expeditionsleiter.
Am 26. Juli wurde der Kaiser-Wilhelm-Kanal durchlaufen und um 21 Uhr nach Passieren von Cux
haven die Nordsee erreicht. Der weitere Heise weg ist auf der Wegekarte (Taf. 10) dargestellt.
Die Zeiten sind Zonenzeit, die starken Zahlen bezeichnen die ausgesetzten Flaschenposten. Am 27. Juli,
vormittags, wurde in etwa 55° N, 7° E eine Einbruchsfront mit Gewitter und starkem Regen passiert.
Am 29. früh wird Fair Island gesichtet. Das Wetter verschlechtert sich. Am Mittag wird von 2 Teil
nehmern der Reise ein Vortrag über Island (mit Lichtbildern) gehalten, der trotz des schon sehr un
ruhigen Schiffes gut verläuft. Das Wetter verschlechtert sich weiter, abends kommt Nordsturm auf,
der in der Nacht Stärke 9/10 erreicht. Das im vorderen Mast angebrachte Schalenkreuz-Anemometer
registriert mehrmals Minutenwerte von 19mps (w a h r e r Wind). Nachts gehen mehrmals starke Brecher
über das Schiff. In Lee der Färöer flaut der Wind ab und dreht nach NNW, auch die vorher ge
schlossene Wolkendecke bricht auf. Am 30., nachmittags, wird auf der Reede von Vestmanhavn (Färöer)
geankert. Am folgenden Tag läuft „Meteor“ den Fuglefjord in den Färöern an, wo über Nacht geankert
wird. Im Kalsöfjord wurde eine ausgesprochene Windverstärkung durch Düsenwirkung mit einem für
den verh. schmalen Fjord unverhältnismäßig hohen Seegang beobachtet.
Am 1. August wird die Weiterfahrt nach Island angetreten. Beim Verlassen der Färöer passieren
wir in kurzer Zeit die schmale Zone zwischen der Rückseite einer kräftigen Depression und der Vorder
seite einer neuen Depression, die sich bereits am Vormittag durch wundervolle ci-Bildungen bemerkbar
gemacht hatte. Besonders bemerkenswert war eine scharf ausgeprägte Grenzlinie im ci str- oder a str-
Niveau, von der ein Lichtbild gelang (Bild 2 Taf. 1). Am 2. erreichten wir bei ruhigem Wetter die in
dunkelblauen cu ni begrabene isländische Südküste bei Portland. Am folgenden Tag kreuzte „Meteor“
unter der Küste, deren Gletscher ein herrliches Bild boten, bis Aufwindwolken mit lokalem Südwind am
Nachmittag die Berge verhüllten. Am Abend des 3. gab sich die seltene Gelegenheit, den grünen Strahl
über Land zu beobachten, als die Sonne hinter der Halbinsel Reykjanes unterging. Die Sicht war aus
gezeichnet. Der Snaefellsjökull (1439 m) wurde gegen Mitternacht auf 70 sml sehr klar gesichtet.
Der Aufenthalt in Reykjavik vom 4.—5. August wurde verwendet zu Besuchen bei dem deutschen
Generalkonsulat, dessen Sekretär, Herr Haubold, uns jede denkbare Hilfe leistete, bei der isländischen
Regierung und bei dem Isländischen Meteorologischen Institut (Vedurstofan, Direktor Th. Thorkelsson),
mit dem seit 1926 die D. S. die freundlichsten Beziehungen verbinden. Ein Ausflug nach der alten
Thingstätte Thingvallir vermittelte einen lebendigen Eindruck der vulkanischen Natur des Landes.
Ein beträchtlicher Teil des Aufenthaltes wurde ausgefüllt durch Besprechungen mit dem Vertreter
der Deutschen Luft-Hansa Hptm. a. D. Walter, auf dessen Veranlassung die in Reykjavik stationierte
Junkers F 13 den „Meteor“ schon weit draußen im Faxaflöi begrüßt hatte. Es konnten hier, sowie bei
den späteren Aufenthalten in Reykjavik wertvolle Erfahrungen des dortigen Flugbetriebes und der
Expeditionsteilnehmer über lokale Wind-, Wolken- und Nebelerscheinungen bei und auf Island aus
getauscht werden.