VI
Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 49. Bei., Nr. 10
Die Abbildungen 1 und 2 der Tafel, Seite XVI, zeigen die Art der Aufhängung der Registrier-
instrumente unter der Tragfläche der Junkers A 35 sowie die Fesselung der Registrierinstrumente
in dem Aufhängegestell für Bosch- und Marvin-lnstrumente. Die Instrumente hängen in
einem gabelförmigen Gestell aus Eisenstäben, das in einem Knotenpunkte der Schwingungen des
Tragflächenholmes außerhalb des Propellerstrahles angebracht ist. In Bild 2 ist gleichzeitig
die Einwirkung einer stärkeren Vereisung beim Fluge durch eine stark unterkühlte Schicht zu
ersehen. Bei stärkerer Vereisung, die besonders nachteilig bei Eisregen sich auswirkt, wird
die Abfederung durch Gummischnüre illusorisch. Benutzt man zur Abfederung Spiralfedern, so
wirken diese wohl einem stärkeren Eisansatz durch ihre Vibration etwas entgegen, es wurde
aber bei unseren Flügen die Beobachtung gemacht, daß ein schwingungsfreieres Arbeiten des
Instrumentes mit Gummifesselung zu erzielen ist. Auch die Gabelform des Aufhängegestells
hat sich gut bewährt. Es wurden auch windschnittige Hüllen um den Meteorographen ange
bracht. Die damit vorgenommenen Versuche haben keine nennenswerte Verbesserung der
Registrierkurve ergeben, und auch die Verminderung des Nebenwiderstandes fällt bei einem
größeren Flugzeugtyp, wie ihn die A 35 darstellt, wohl kaum ins Gewicht. Der Fahrtwind
scheint für die Erschütterungen des Registrierinstrumentes während des Fluges keine so wesent
liche Rolle zu spielen. Die Uhrtrommeln der Registrierinstrumente besitzen Zwei-Stunden-
Umlauf. Als Registrierblätter werden dünne Aluminiumfolien benutzt, die den Vorteil besitzen,
daß sie durch Temperaturänderungen beim Berußen und durch Feuchtigkeitsänderungen beim
Fluge sich nicht so leicht verzerren wie gewöhnliches Papier. Außerdem werden die Kurven
sehr sauber darauf aufgezeichnet. Man muß darauf bedacht sein, daß die Spitzen der Registrier
federn stets scharf sind und daß der Ruß ganz dünn, am besten hauchartig, aufgetragen wird.
Im anderen Falle schieben die Federspitzen zuviel Rußpartikelchen mit und verbreitern dadurch
unnütz die Kurve. Die Auswertung erfolgt nach markanten Punkten, die irgendeine
diskontinuierliche Veränderung der Elemente erkennen lassen. Die sieh dabei ergebenden Punkte
werden eingehend auf ihre Realität geprüft. Unter Anwendung von mechanischen Hilfsmitteln,
die ein schnelles und sicheres Arbeiten ermöglichen, werden die Diagramme nach den Eichkurven
ausgewertet und die gewonnenen Werte auf dem Adiabatenpapier von Stüwe verarbeitet.
Die Eichung und die notwendigen Nachprüfungen der Registrierinstrumente erfolgen bei der
Meteorologischen Versuchsanstalt der Deutschen Seewarte, die über guteingerichtete Prüf
anlagen verfügt. Die Nachprüfung der Apparate wird in beliebigen Zeitabschnitten, je nach der
Güte des Instrumentes, vorgenommen, speziell wenn die bei der Ausarbeitung des täglichen
Diagramms ausgeübte Kontrolle des Kurvenverlaufes beziehungsweise die Vergleichsmessungen
eine Nachprüfung des Instrumentes erforderlich erscheinen lassen. Es gibt mehrere derartige
Kontrollen; zunächst der Kurvenverlauf; zeigt zum Beispiel die Temperatur- und Feuchtigkeits
kurve rasche Zustandsänderungen durch scharfe Zacken oder Spitzen an, wie sie in Abbildung 3
der Bildtafel auf dem Diagramm zu ersehen sind, so ist das ein Anzeichen, daß das Nachhinken
der Meßkörper sich in dem Bereich des unvermeidlichen Instrumentalfehlers bewegt. Auch
bei der Druck- und Temperaturzustandskurve geben scharfe Umkehrzacken im Maximalpunkte
Aufschlüsse über die Zuverlässigkeit der aufgezeichneten Werte. Ein weiteres Kriterium dafür,
ob der Betrag des Nachhinkens bei dem Thermographen innerhalb der zulässigen Grenze liegt,
ist der Vergleich der im Auf- und Abstieg in derselben Höhe gewonnenen Werte der Temperatur
zustandskurve, vorausgesetzt, daß in diesem Bereiche keine größere Wolkenschicht unmittelbar
vorher durchstoßen worden ist. Bei der Wetterflugstelle Hamburg wurde von jeher das Haupt
augenmerk darauf gelenkt, den Abstieg möglichst langsam vorzunehmen. Einerseits wird diese