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Full text: 49, 1930/1931

G. Baumann: Strömungseinfluß des mitteldeutschen Gebirgsrandes und seine Bedeutung für die Flugmeteorologie dieses Gebietes 
Man hat hiernach zwischen zwei Arten von Beschleunigungen zu unterscheiden, einmal erfolgt der Ge 
schwindigkeitszuwachs auf Grund von Düsenwirkung, zum anderen durch Umsetzung potentieller in kine 
tische Energie. Dem gegenüber stehen zwei Arten von Verzögerungen, deren eine ebenfalls mit Vertikalbe 
wegung verbunden ist (Stau), während die andere das Gegenstück jener Beschleunigung darstellt, die durch 
Verengung des Strömungsquerschnittes hervorgerufen wird, also durch Auseinandertreten von Stromlinien 
hinter einer Querschnitts Verengung. Im folgenden seien mit Beschleunigungen und Verzögerungen 
erster Ordnung solche bezeichnet, die zum größten Teil aus Veränderungen des horizontalen 
Stromfeldes (Düsenwirkung) sich ergeben, mit Beschleunigung und Verzögerungen zweiter Ordnung 
solche, die mit vertikalen Luftbewegungen (Stauwirkung) verknüpft sind. 
Zusammenfassend kann gesagt werden, daß Beschleunigungen und Verzögerungen erster Ordnung 
Begleiterscheinungen einer dreidimensionalen Strömungsform, insbesondere des Umströmens, sind, während 
Beschleunigungen und Verzögerungen zweiter Ordnung in erster Linie an zweidimensionale Strömungs 
vorgänge gebunden sind. 
Besondere Beachtung muß dem Verzögerungsfeld geschenkt werden, das vom Teutoburger Wald, 
Wiehen-Gebirge und Wesergebirge umrahmt, teilweise allerdings dem Teutoburger Wald im Westen als 
Staugebiet vorgelagert ist. 
Ebenfalls nördlich des Gebirgsrandes befindet sich ein Gebiet schwacher Luftbewegung als Leezone. 
Hannover, Braunschweig, Magdeburg und selbst ein großer Teil des ostelbischen Gebietes liegen in deren Be 
reich. Die nördliche Begrenzung dieser Zone fällt annähernd mit der Linie Aller—Plauer Kanal—Havel 
zusammen. Die größte Verzögerung erleidet die Strömung in der Umgebung von Quedlinburg, was wahr 
scheinlich eine Folge der gelegentlich dort auftretenden Leewirbel ist(s. unter C). Immerhin 
ist es erstaunlich, ein wie großes, aber eindeutig festgelegtes Gebiet dem Lee-Einfluß des Mittelgebirgs- 
randes unterliegt. 
Die Luftmassen zwischen Rothaar-Gebirge und Harz sind an der Strömung kaum beteiligt. Man möchte 
von einer stagnierenden Luftmasse sprechen, die von der darüber und seitlich fließenden Luft nur langsam 
fortbewegt wird. Lee-Einfluß des Rothaar-Gebirges und Stau am Harz gehen nahezu ineinander über. 
Begünstigt wird das Vorhandensein dieses fast ruhenden Luftkörpers dadurch, daß bei dieser Windrich 
tung (Südwest) der Raum zwischen Rothaar-Gebirge und Harz vor der allgemeinen Strömung ziemlich ge 
schützt liegt. Zu beiden Seiten dieses Gebietes muß infolgedessen erhöhte Geschwindigkeit anzutreffen sein. 
Auf das Beschlcunigungsfcld im Norden längs der Linie Dortmund—Seesen wurde bereits hingewiesen. Im 
Süden treten Beschleunigungen auf an den Gebirgsrändern des Rothaar-Gebirges, Kellerwaldes und des Har 
zes einerseits, an den Rändern des Vogelberges, der Rhön und des Thüringer Waldes andererseits. Auf diese 
Weise entsteht das langgestreckte Beschleunigungsfeld, dessen Achse etwa der Linie Gießen—Eisenach—Eis 
leben—Wittenberg entspricht. Der Thüringer Wald, der sich in seiner ganzen Länge der Südwest-Strö 
mung entgegenstellt, wirkt naturgemäß stark vermindernd auf die Windgeschwindigkeit. Große Ver 
zögerungen erhält man daher westlich des Gebirgsrückens infolge des Staues, östlich desselben infolge des 
Lee-Einflusses. Dem in Richtung der Strömung streichenden Erzgebirge entspricht ein Beschleunigungsfeld 
im Chemnitzer Bezirk. 
2. Westwetterlage 
(s. Karte 2). 
Beim Übergang der Südwest- zur Westwetterlage bemerkt man eine sehr auffallende Verlagerung 
der Beschleunigungs- und Vcrzögerungsfelder. Bei südwestlichen Winden herrschten die größten Geschwin 
digkeiten an den Nordwest- bzw. Südosthängen der Gebirge, während die Verzögerungen entsprechend auf 
die Luv- (Südwest) und Leeseite (Nordost) der Gebirge verteilt waren. 
Im Gegensatz dazu findet man bei Westwinden die maximalen Geschwindigkeiten vorherrschend an den 
Nord- und Südrändern der Gebirge, wobei die Verzögerungsfelder eine ähnliche Bewegung im Drehsinne 
des Uhrzeigers mitmachen, jedoch wesentlich zusammenschrumpfen, da die Hindernisströmung sich nunmehr 
der dreidimensionalen Form nähert. Ein Vergleich der Karten 1 und 2 bestätigt die mit der Windrichtungs
	        
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