G. Baumann; Striimungseinfluß des mitteldeutschen Gebirgsrandes und seine Bedeutung lür die Flugmeteorologie dieses Gebietes 19
In Rinteln beispielsweise ist die Richtwirkung des Wesertales allein maßgebend, ebenso ist Meiningen
nur Winden zugänglich, die dem Werratal folgen, woraus sich die bevorzugte Nord-Südrichtung Meinin
gens erklärt.
Wie Skizze 5 erkennen läßt, reiht sich die Nordostwetterlage an die vorangegangenen Wetterlagen
mit nördlicher Komponente ergänzend an. Auch hier sind es Harz, Thüringer Wald und Erzgebirge, die das
Strömungsbild vorherrschend beeinflussen. Beide Gebirgszüge, Harz, Thüringer Wald und Erzgebirge, be
dingen ausgedehnte Konvergenz-Divergenz-Linien.
Die Strömungsform am Rothaar-Gebirgc besitzt wie bei den übrigen Wetterlagen mit Nordkompo
nente mehr den Charakter des Umströmens.
6. Ostwetterlage
(s. Anhang und Karte 7).
Die Ergebnisse der Ostwetterlage haben in vieler Hinsicht große Ähnlichkeit mit denen der West-
wctterlage. Auch für Ostwinde bilden die drei Hauptgebirgsmassive Hindernisse, die eine dreidimensionale
Strömungsform bedingen, bei der das Umströmen überwiegt. Man findet bei einer den Gebirgszügen
parallelen Strömung naturgemäß keine ausgedehnten Singularitäten, wohl aber für eine Hindernisströmung
markante Eigenschaften.
Die auf das Rothaar-Gebirge auftreffende Strömung wird stark gebremst und entweicht in zwei
Hauptstromzweigen nördlich und südlich des Gebirges. Der störende Einfluß des Rothaar-Gebirges reicht
auch in diesem Falle bis in das Gebiet der Fulda und Werra. Bei östlichen Winden kann also das Hessische
Bergland vollkommen in das Staugebiet des Rothaar-Gebirges einbegriffen sein. Die aufgestauten Luft
massen entweichen, wie erwähnt, nördlich und südlich des Gebirges und erfahren dabei wesentliche Ge
schwindigkeitszunahme. Die großen Windstärken von Marburg, Gießen, Limburg und Westerburg einer
seits, von Scherfede und Lippstadt andererseits sind darauf zurückzuführen. Die im Norden an das Rot
haar-Gebirge angrenzenden Höhen des Egge-Gebirges bewirken anscheinend die Ablenkung Scherfedes.
Unmittelbar am Westhang des Rothaar-Gebirges sind die Winde wie im Staugebiet der Ostseite sehr
schwach. Es macht sich hier der Lee-Einfluß geltend. Arnsberg und vor allem Siegen besitzen die für Lec-
lagen chrakteristischen Ablenkungen und großen Streuungen der Winde. Dieser windschwachen Leezone
schließt sich eine Zone hoher Windgeschwindigkeiten an, deren Achse — Remscheid—Much—Asbach —
mit der bei Südwest- und Westwinden festgestellten luvseitigen Divergenzlinie zusammenfällt. In diesem
Falle scheint die Beschleunigung hervorgerufen zu sein durch Absinken der Luft hinter dem Rothaar-Ge
birge, begünstigt durch das nach Westen abfallende Gelände, während der Geschwindigkeitszuwachs bei