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Full text: 49, 1930/1931

H. Markgraf und E. Dobers: Schulmäßige Auswertung und Bearbeitung einer Wetterkarte. 
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aus den Stationsmeldungen nicht mehr erkennbar. Lediglich die verbreiteten Niederschläge beweisen ihr 
Vorhandensein in größeren Höhen über der Kaltluft. Diesen Zustand einer Zyklone, bei welchem sich 
Kalt- und Warmfront teilweise „zusammengeschlossen“ haben, nennt man das Stadium der beginnenden 
^Okklusion“, und in diesem Stadium befindet sich also die Zyklone vom 3. Januar 1930. Sie ist im Raume 
Färöer — Südspitze Norwegens „okkludiert“, der warme Sektor ist hier nicht mehr erkennbar. 
VII. Wie gestalten sich die Luftdruckverhältnisse im Bereiche der Zyklone? (Vgl. Tafel 8.) 
Ohne Berücksichtigung des Luftdrucks bleibt das Verständnis für die Eigenart einer Zyklone lücken 
haft. Sind doch die Druckverhältnisse nicht minder wichtig, als die Temperaturen. Das Druckgefälle ist 
es, welches Richtung und Stärke der Luftströmungen bestimmt, und diese wiederum gestalten ihrerseits das 
Druckbild dauernd um. Wenu bisher Temperaturen und Strömungsverhältnisse der Luftmassen in den 
Vordergrund des Interesses gerückt waren, so geschah es deshalb, weil sich aus ihnen leichter als aus dem 
Druckbild die unmittelbare Ursache für die Niederschläge erkennen ließ. Verfolgt man jetzt aber den Ver 
lauf der Isobaren im einzelnen, so erweist sich auch bei ihnen der Einfluß der sich ablösenden warmen und 
kalten Luftmassen. Die Isobaren besitzen an der Stelle, an welcher sie von den „Fronten“ geschnitten 
werden, einen mehr oder minder deutlichen Knick. Nicht überall ist dieser Knick aus den Meldungen der 
Beobachtungsorte zu entnehmen. Wo aber eine Meldung besagt, daß die Druckkurve in den letzten drei 
Stunden einen Verlauf von der Form oder _ / oder ähnlich gezeigt hat, dort ist das Vorhandensein 
eines Knicks der Isobaren in der Fortpflanzungsrichtung der betr. Front erwiesen. Auch dort aber, wo an 
einem Schnittpunkt zwischen Front und Isobaren die Meldungen zu lückenhaft sind, um den Knick er 
kennen zu lassen, muß man ihn in gleicher Weise annehmen. 
Die plötzliche Änderung im Isobarenverlauf hat einen einfachen physikalischen Grund; es ist kein 
Zufall, daß sich derartige Knicke an den Fronten zeigen. 
Die 995 mb-Isobare z. B. würde bei ungebrochenem Verlaufe England von Schottland scheiden und quer 
durch Irland, bzw. südlich davon verlaufen. Statt dessen biegt sie tatsächlich durch Schottland aus und 
liegt nördlich von Irland. Der Grund ist darin zu suchen, daß hinter der Kaltfront kühle Luft unter die 
warme stößt. Zufließen kalter Luft bedeutet aber Dr ickerhöhung, also haben diese Gebiete höheren Luft 
druck als 995 mb. 
Eine ganz entsprechende Erscheinung, nur in umgekehrter Reihenfolge, ist an der Warmfront zu be 
obachten. Hier liegt die kalte schwere Luft, an welcher die Warmluft wie an einem flachen Hang empor- 
strömt, im Osten der Front. Je weiter nach Osten, in umso größerer Höhe ist erst die Warmluft anzu 
treffen, umso mächtiger ist die Kaltluftmasse, umso größer ist also der Druck der Luft, der hier auf dem 
Boden lastet. Nähert man sich von Osten her der Warmfront, so wird die Last der Luft immer geringer, 
bis man die Front erreicht. Hier hört die Kaltluft auf, über dem Beobachter befindet sich, wenn er den Weg 
nach Westen fortsetzt, stets dieselbe gleichschwere Warmluftmasse. Von der Front an fällt also der Luft 
druck nicht weiter, wenn nicht neue Ursachen hinzutreten. Die Isobaren zeigen also auch an der Warm 
front einen Knick. 
So ergänzt das Druckbild die bisher gewonnenen Vorstellungen vom Wesen einer Zyklone. Es leistet 
aber zugleich mehr, wenn man sich bei der Betrachtung die Temperatur- und Strömungsverhältnisse gegen 
wärtig hält. Es leitet dann über zur Vorhersage des weiteren Witterungsverlaufs. Hierbei ist nicht nur die 
augenblickliche Luftdruckverteilung von Wichtigkeit, sondern vornehmlich auch die voraufgegangene Druck- 
änderung, deren Betrag innerhalb der letzten drei Stunden von den Beobachtungsorten ermittelt und 
gemeldet wird. Die am 3. Januar, 8 Uhr, gemeldeten Druckänderungen (in halben Millibar angegeben; 
Tafel 9) bestätigen unsere Vorstellungen von den gesamten Druckverhältnissen in der Atmosphäre. Deut 
lich ist der Druckanstieg hinter der Kaltfront beim Einbruch der polaren Luft und der starke Druckfall im 
Hauptregengebiet vor der Warmfront zu erkennen. 
Indem man nun diese Druckänderungen, wie auf Tafel 9 geschehen, bei den betreffenden Beobach 
tungsorten einträgt, von Termin zu Termin verfolgt und auf ihre Lage zur Zyklone ansieht, kann man
	        
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