Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. —■ 49. Bd. Nr. 8.
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Die vorliegende erste Lieferung ist noch erweitert durch eine einfache Isobarenkarte und weitere
BO Karten s ) ohne Eintragungen. Sie sollen zur Einführung in das Verständnis der Wetterkarte und zur Vor
übung dort dienen, wo meteorologische Grundlagen im Unterricht noch gänzlich fehlen. Die Isobarenkarte
und der Text sind wieder für den Lehrer bestimmt; auf den Leerkarten sollen die Schüler die Isobaren
zeichnen, nachdem sie vielleicht in häuslicher Vorarbeit die Druck- und Windbeobachtungen der beigefügten
Zahlentafel selbst eingetragen haben.
Die Schüler sollen dann, nachdem sie erst mit den Regeln der Isobarenführung vertraut geworden sind,
je nach Anweisung des Lehrers die gewöhnliche Wetterkarte auswerten lernen, indem sie diese in die ver
schiedenen meteorologischen Elemente zerlegen, dabei Klarheit über die wichtigsten Zusammenhänge ge
winnen, um schließlich aus der Zergliederung und dem hierbei empfangenen tieferen Verständnis heraus
wieder die ursprüngliche Wetterkarte gedanklich zusammenzusetzen, zu lesen, zu deuten und Verständnis
für die Wettervorhersage zu bekommen. Der Lehrer kann in Zweifelst allen stets helfend oder richtung
gebend eingreifen, da er im Besitze der grundlegenden Hauptkarte ist. Er bleibt frei hinsichtlich des Ganges
des Unterrichts, wie auch hinsichtlich des Maßes von Selbsttätigkeit, das er seinen Schülern zubilligen will.
Die wissenschaftliche Durcharbeitung der vorliegenden Karte lag in den Händen von Markgraf, die
methodische Bearbeitung übernahm Dobers.
Durchführbar wurde die Arbeit erst dank dem Entgegenkommen der Deutschen Seewarte.
Ihr für wertvolle Hilfe an dieser Stelle zu danken, ist uns angenehmste Pflicht.
Die Verfasser.
Vorübung'.
Das Zeichnen von Isobaren.
(Hierzu die Zahlentafel auf S. 5 und 6 und Tafel 2.)
Isobaren sind Linien, die Orte mit gleich hohem Luftdruck verbinden. Sie werden gewöhnlich im Ab
stand von ö zu 5 Millibar 3 4 ) gezogen. Trägt man in eine Karte die beobachteten Werte des Luftdrucks ein, die
bis auf zehntel Millibar angegeben sind, so findet man selten zwei gleiche Zahlen. Die Linien, die zu ziehen
sind, werden also größtenteils die Beobachtungsorte nicht berühren, sondern im Raume zwischen zwei be
nachbarten Orten verlaufen, die - 1005 mb-Linie z. B. zwischen den Werten 1002.8 und 1005.5, und zwar
näher an dem zweiten Ort. Im vorliegenden Fall ist es praktisch, mit dieser 1005 mb-Linie zu beginnen.
Sind auch die Windbeobachtungen eingetragen 5 ), so ergibt sich eine wesentliche Erleichterung beim
Isobarenzeichnen durch Berücksichtigung des sog. barischen Windgesetzes. Der Wind iveht vom höhern
zum tieferen Druck, jedoch infolge Ablenkung durch die Erddrehung und andrerseits infolge der Reibung
am Boden so, daß der tiefe Druck (auf der Nordhalbkugel) links voraus liegt, wenn der Beobachter sich
den Wind in den Rücken blasen läßt. Der Wind wird also nicht senkrecht zu den Isobaren wehen, sondern
nur mehr oder weniger von ihnen nach der Seite des tieferen Druckes hin abgelenkt sein. Für das Zeichnen
der Isobaren ergibt sich demnach, daß sie von den Windrichtungen mehr oder weniger nach rechts ab
weichen müssen, wenn der tiefere Druck links liegt. Die Abweichung ist meist nicht erheblich, größer über
Land und bei schwachen Winden als über See und bei starken Winden.
So gewonnene Isobarenkarten stellen das Druckfeld in erster ausreichender Annäherung dar.
3 ) S. Anm. 1.
4 ) Neueres, 1930 durch internationalen Beschluß allgemein eingeführtes Druckmaß. 1 mb entspricht dem Druck
von 0,75 mm Quecksilbersäule unter Normalbedingungen, 1000 mb : 750.1 mm Hg.
ä ) Vorbeugend sei in diesem Zusammenhänge darauf hingewiesen, daß Anfänger leicht in den Fehler verfallen,
die Windpfeile statt nach den Eichtungen der Meridiane nach den Kanten der Karte einzuzeichnen.