Skip to main content

Full text: 49, 1930/1931

28 
Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 49. Bel. Nr. 7. 
über Wasser und Land erklärt. Da die Auswahl der Wetterlagen so getroffen war, daß im ungestör 
ten Feld bei allen Windrichtungen die gleiche Windstärke herrschte, muß man annehmen, daß in einer 
gewissen Höhe oberhalb des Beobachtuiigsortes, bis zu der die Störungseinflüsse der Erdoberfläche 
nicht mehr heraufreichen, ebenfalls eine gleichartige Windstärke bei allen Windrichtungen anzutref- 
fen ist. Daraus kann man folgern, daß die verschiedenen Reibungsbedingungen der Erdoberfläche 
auf die Luftbewegung als eine unterschiedliche Windgeschwindigkeit«Zunahme mit der Höhe in Er 
scheinung treten. Ueber einer Fläche mit geringer Reibung, z. B. Wasser, wird in den untersten 
Schichten die Windgeschwindigkeitszunahme mit der Höhe schneller erfolgen und schon in einer ge 
ringeren Höhe ihren Endwert erreicht haben als über Gebieten mit großer Reibung, z. B. Land. 
Nach theoretischen Ueberlegungen von Eckmann, Aakerblo m, Hesselberg, Sverdrup 
u. a. 10 ) und nach den experimentellen Untersuchungen von Karman 11 ), Prancltl 1 *) u. a. ist die 
Eigenart der Windgeschwindigkeitszunahme auf die virtuelle innere Reibung der Luft zurückzuführen. 
Die virtuelle innere Reibung der Luft ist zum größten Teil eine Funktion von der Rauhigkeit der 
Begrenzungsfläche und von der Strömungsgeschwindigkeit. 
Die vertikale Windgeschwindigkeitszunahme ist aber nicht immer nur von der Rauhigkeit ab 
hängig; sie ist im Bereich von Strömungshindernissen wesentlich gestört. Sobald die Höhe der Strö 
mungshindernisse von der Größenordnung der Beobachtungshöhe des Windes sind, gestatten die be 
obachteten Geschwindigkeiten keinen direkten Schluß mehr auf die Reibungsverhältnisse, es sei denn, 
daß die Veränderung der vertikalen Windgeschwindigkeit durch das Strömungshindernis bekannt ist. 
Bisher liegen nur wenige Messungen über die vertikale Windgeschwindigkeitsverteilung vor und 
hauptsächlich nur aus möglichst wenig gestörten Gebieten. Besonders aufschlußreich sind die Messun 
gen von Hellmann 13 ) an den Funktürmen in Nauen und von Koppen 14 ) in Eilvese und Hell- 
manns Untersuchungen auf den Nutewiesen. 
Die meisten Windbeobachtungen bei den meteorologischen Beobachtungsstationen werden aber 
nicht unter den besten Bedingungen angestellt. Wie aus der vorstehenden Untersuchung hervorgeht, 
läßt sich fast überall ein starker Geländeeinfluß auf die Windbeobachtungen nachweisen, so daß Ab 
weichungen von der normalen Windgesehwindigkeitszunahme mit der Höhe zu erwarten sind. Da 
trotz der allgemeinen Unsicherheit der Windschätzungen der Geläudeeinflufi festgestellt werden 
kann, muß er die Luftströmung um einen recht großen Prozentsatz der Geschwindigkeit verändern. 
Zur exakten Beurteilung des Geländeeinflusses ist es erforderlich. Untersuchungen heranzuziehen, bei 
denen die Veränderung der Strömung um ein Strömungshindernis durch Messungen geklärt wird. Es 
wäre erwünscht, wenn besonderer Wert auf die Veränderung der Strömung in der bodennahen Schicht 
gelegt würde, damit der Einfluß auf die Windbeobachtung wirklich erfaßt werden kann. 
Von den bisher bekannten Stromfelduntersuchungen um Strömungshindernisse geben nur wenige 
über die Strömung in der bodennahen Schicht genügend Aufschluß. Sie befassen sich fast alle nur 
mit der Wirkung des Strömungshindernisses in seiner Gesamtheit auf die allgemeine Strömung. Eine 
umfassende Darstellung aller dieser Stromfelduntersuchungsniethoden und deren Ergebnisse gibt A. 
Baldit 15 ) in seiner „Meteorologie du Relief Terrestre (Vents et Nuages)“ Paris 1929. Ein Teil der 
von dem Forschungsinstitut der Rhön-Rossitten-Gesellschaft und von dem Flugmeteorologischen Insti 
tut der Technischen Hochschule Darmstadt durchgelührten Stromfeldstudien finden darin schon ihre 
Berücksichtigung. 
An die hier gestellte spezielle Frage, wie stark die Beobachtungen des W indes durch ein Hinder 
nis beeinflußt ist, reichen aber die Untersuchungen von W. Schmidt 1 *) heran, der die Verände 
rung der Windstruktur über Gebieten mit verschiedener Oberflächenrauhigkeit behandelt. Ferner 
geben die mikroklimatologischen Untersuchungen, die Geiger 17 ) gesammelt und angestellt hat, sehr 
wertvolle Aufschlüsse über die Wind Verteilung innerhalb von Wäldern und Anpflanzungen. Ganz 
besonders müssen aber hier seine Beobachtungen der Windverteilung am Hohe nkarp fen ge 
nannt werden; sie geben ein prachtvolles Bild einer dreidimensionalen Strömung um einen isolierten 
Bergkegel. 
Bei dem einfacheren Fall einer zweidimensionalen Strömung über ein langgestrecktes Hindernis 
quer zur Windrichtung ist aber ein noch stärkerer Einfluß auf die Strömung zu erwarten, so daß durch
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.