Dr. Fritz Wagner: Untersuchungen über den Geländeeinfluß auf die Windbeobacht, usw.
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keit der Abweichungsverteilung bei den verschiedenen Windrichtungen ist in Fuhlsbüttel großer als
bei der Seewarte. Bei Großborstel-Fuhlsbüttel liegt das Häufigkeitsmaximum mit einer Ausnahme
auf der Abweichung 0, während bei der Seewarte das Maximum zwischen — 2 und -)- 2 pendelt. Die
Unsymmetrie der Häufigkeitskurven weist in Fuhlsbüttel einen recht regelmäßigen Gang auf, indem
die Winde zwischen NNW und NE und die Winde zwischen SSE und WSW nach den positiven Ab
weichungen, während die Winde zwischen ENE und SE und zwischen W und NW nach den negativen
Abweichungen neigen. Diese Regelmäßigkeit in der Unsymmetrie scheint mindestens zum Teil durch
Gebäudeeinfluß in Fuhlsbüttel bedingt zu sein, wie aus der Aufstellungsskizze Tafel 8 zu entnehmen
ist.
Bei der Seewarte ist eine andere Regelmäßigkeit vorhanden. Bei allen östlichen Winden ein
schließlich Nord und Süd liegen die größten Anzahlen der Abweichungen zwischen 0 und -f- 2,
während bei den westlichen Winden die größte Anzahl der Abweichungen bei 0 und — 2 liegt. Aller
dings macht hier der WSW eine Ausnahme. Eine einfache Deutung dieser Erscheinung durch Eigen
tümlichkeiten des Stromfeldes oder durch Gebäudeeinfluß ist nicht zu geben; es besteht aber die Mög
lichkeit, daß diese Regelmäßigkeit auf einen Instrumentenfehler beruht, da die westlichen und die
östlichen Winde durch verschiedene Schreibfedern registriert werden. Eine Nachprüfung der Appa
ratur in dieser Beziehung ist nicht möglich, da die Aufstellung inzwischen umgebaut worden ist.
Der Vergleich der beiden Tabellen läßt erkennen, daß man durch die Korrektur der Seewarten
werte den wahren Strömungsverhältnissen nahe gekommen ist, denn die großen Abweichungen treten
nur noch mit der gleichen Häufigkeit auf, wie sie zwischen Großborstel und Fuhlsbüttel festgestellt
wurden. Die größeren Unregelmäßigkeiten in der Tabelle bei der Seewarte scheinen darauf hinzu
deuten, daß die Luftströmung über der Stadt größeren Störungen als in dem freieren Gelände bei
Großborstel und Fuhlsbüttel ausgesetzt ist. Wegen der Unsicherheit der Korrektur lassen sich aber
die Ursachen der Störungen bei der Seewarte nicht weiter verfolgen.
Zur Abschätzung der Beobachtungsmöglichkeiten innerhalb und außerhalb einer Stadt ist der Ver
gleich dieser drei Meßstellen nur bedingt geeignet, da die Höhen der Meßstellen zu verschieden sind.
Bei der großen Höhe der Seewartenmeßstelle treten eine Anzahl von Störungsursachen schon zurück,
die bei den niedriger gelegenen Mefistellen noch wirksam sind, und andere Störungen machen sich
dafür bemerkbar. Der Unterschied in der Höhe tritt noch stärker bei der Betrachtung der Windge
schwindigkeiten in Erscheinung, wie aus der Häufigkeitsdarstellung der einzelnen Windstärken her
vorgeht (s. Tafel 8). Dabei ist zu bemerken, daß der Unterschied in der Anzahl bestimmter Wind
stärken zwischen Seewarte und Fuhlsbüttel mit zunehmender Windstärke immer geringer wird. Von
Windstärke 6 ab tritt bei Fuhlsbüttel sogar eine größere Häufigkeit auf, wodurch eine Abhängig
keit des Stadteinflusses auf die Windgeschwindigkeit angedeutet ist. Eine genauere Untersuchung
dieses Einflusses durch einen exakteren Vergleich der Windgeschwindigkeit zwischen den einzelnen
Meßstellen konnte wegen der unbekannten Trägheit der einzelnen Apparate nicht durchgeführt
werden.
Zur Untersuchung der Abhängigkeit der Abweichungen der einzelnen Windrichtungen von der
Windgeschwindigkeit reicht jedoch das Material noch nicht aus. Durch weitere Ausdehnung der
Untersuchung über einen längeren Zeitraum ließ sich in diesem Fall keine Vermehrung des Materials
durchführen, da verschiedene Umbauten bei den drei Aufstellungen die Störungserscheinungen ver
ändert haben.
Vierter Teil.
Versuch einer Stromfeldbestimmung an einem Strömungshindernis.
Der Geländeeinfluß, der an den geschätzten Windbeobachtungen untersucht wurde, trat als ver
schiedenartige Wandstärke in ein und derselben Beobachtungshöhe bei den verschiedenen Windrich
tungen in Erscheinung. Er wurde hauptsächlich als Folge der unterschiedlichen Reibungsverhältnisse