Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 49. Bd. Nr. 7.
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Es verspricht eine sehr lohnende Untersuchung zu werden, die Stromfelder der Luft bei verschie
dener Anströmungsrichtung und Strömungsgeschwindigkeit bei der Insel Helgoland eingehend zu ver
messen.
c. Ostseeküstenstationen:
Von den Stationen an der Ostsee sollen zunächst nur die besprochen werden, die man als ausge
sprochene Küstenstationen im Sinne dieser Abhandlung auffassen kann. Die Beobachtungsstellen,
die am Ende einer engen Förde liegen, werden zweckmäßig zusammen mit den Binnenlandstationen
aufgeführt. Beobachtungen von solch freien Küstenstationen standen von Schleimünde,
Eckernförde, Friedrichsort, Wellingdorf, Kiel, Marienleuchte, Travemün-
d e, W ismar, Kirchdorf und Warnern ü n d e zur Verfügung. Aber schon von Marienleuchte
an macht sich immer mehr bemerkbar, daß der Repräsentativwert des Windstärkemittels über der
Nordsee für die weiter östlich gelegenen Stationen abnimmt. Die Differenzenkurven von Trave
münde, Wismar und Warnemünde weisen gemeinsame Züge auf, trotzdem die Stationen verschiedene
Lagen zu den offenen Wasserflächen haben. Diese sind nur dadurch zu erklären, daß die Entfernung
von der Nordsee zu groß ist. um noch einen Vergleich der Windstärken durchzuführen. Allerdings
tritt der Lokaleinflufi bei diesen Stationen durch eine gewisse Modifikation der Differenzenkurven
noch immer in Erscheinung.
Bei den Nordseestationen ist aber die Abhängigkeit der Differenzenkurven vom Gelände so
überzeugend, daß die Ostseestationen nicht mehr zu ihrem Beweis herangezogen werden brauchen.
Da aber noch einige bemerkenswerte Einzelheiten bei ihnen auftreten, seien sie hier noch aufgeführt.
Schleimünde (Tafel 5) hat eine sehr interessante Lage auf einer schmalen Inselkette, die wie
eine Nehrung der Schlei vorgelagert ist. Die Beobachtungsstelle ist beim Leuchtturm, der an der nur
ca. 100 m breiten Durchfahrt durch die Inselkette gelegen ist. Die Inseln sind Dünen von ca. 3 m
Höhe. Die Differenzenkuiven decken sich vollständig mit den Geländeverhältnissen: Das Maximum
liegt in der E—SE-Richtung, zwei gut ausgeprägte Minima liegen in der Richtung der Inselkette und
ein sekundäres Maximum zeigt sich noch für die W—NW-Wincle, die aus der Schlei herauswehen. Bei
allen Windstärkegruppen ist dieser Gang festzustellen.
Wesentlich beengter ist die Lage von Eckernförde (Tafel 5) und darum zeigen sich dort die
Geländeverhältnisse nur andeutungsweise in den Differenzenkurven. Am stärksten sind die östlichen
Winde, die entlang der Eckernförder Bucht kommen, ein sekundäres Maximum liegt aber noch bei
den westlichen Winden, die ans dem „Windebynoor“ kommen. Bei den Winden, die quer zur Förde
wehen, zeigt sich je ein Minimum. Ein nennenswerter Unterschied zwischen den einzelnen Wind
stärkegruppen besteht nicht.
An der Kieler Förde ist eigentlich nur eine frei gelegene Station: F riedrichsort (Tafel 5). Sie
liegt am Eingang zur Förde und zeigt deutlich, daß die Winde aus E bis NE. die in die Förde hinein
wehen. stärker sind als die Winde quer zur Förde. Bei der vorgeschobenen Lage von Friedrichsort
macht sich noch ein sekundäres Maximum hei der SW-Richtung geltend. Das sekundäre Maximum
ist am besten bei den schwachen Winden und nur unwesentlich bei den starken Winden ausgebildet.
Während des größten Teils des untersuchten Zeitraumes lag die Beobachtungsstelle Kiel (Tafel 3)
bei der Sternwarte, die sich auf einer einzelnen Bodenerhebung von 44 m Höhe auf der Westseite der
Förde nördlich der Stadt befindet. Sie liegt am freiesten nach Süden und Südwesten, während nach
der Förde zu die Winde in der Beobachtungshöhe durch Parkanlagen abgeschirmt sind. Demnach
zeigen die östlichen Winde die geringste Stärke, während die westlichen Winde weniger stark ge
schwächt sind.
Die dritte Station ist Wellingdorf (Tafel 5). die an der SE-Seite der Förde liegt. Sie weist in
mitten der Hafenanlagen eine recht gestörte Lage auf. so daß der geringe Gang nur bei den ersten
drei Stärkegruppen deutlich bemerkt wird. Das Maximum liegt bier hei den westlichen Winden,
da diese für Wellingdorf die einzig freien Richtungen sind. Das Maximum ist nur gering ausgeprägt,
und es kann auch nicht stark sein, da die offene Wasserfläche vor Wellingdorf nur eine geringe Aus
dehnung aufweist. Wie schon bei vielen anderen Stationen festgestellt wurde, ist bei den starken
Winden kein spezieller Geländeeiuflufi naehzuweisen.