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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 49. Bd. Nr. 7.
Auf Grund dieser Feststellung, du 11 der Lokaleinfluß bei vielen Beobachtungsstellen nicht ver
nachlässigt werden darf, muß man allen Bearbeitungen, die sich auf eine geographische Verteilung
der Winde beziehen, sei das Ausgangsmaterial gemessene oder geschätzte Windwerte, mit einer ge
wissen Vorsicht begegnen, falls nicht eine eingehende Berücksichtigung der lokalen Verhältnisse
an den Beobachtungsorten durchgeführt ist.
5. Geographische Darstellung der Windverteilung.
a) A s s m a n n :
Der erste Versuch, die Windverhältnisse geographisch darzustellerr, ist 1910 von Ass mann 7 )
gemacht worden, der im Aufträge der Motorluftschiff-Studiengesellschaft die „Winde von Deutsch
land“ veröffentlichte. Die Darstellung fußt auf durchschnittlich 20jährigen Beobachtungen des Win
des bei 49 Stationen, die in Norddeutschland 150 bis 180 km auseinander, in Süddeutschland etwas
dichter liegen, 60 bis 100 km. Die außerordentlich bizarren Formen, clie die Windrosen an verschie
denen Stationen aufweisen, zeigen, wie gewaltig der Einfluß der Umgebung auf die Windbeobach
tungen sein muß. Durch das Mittel über den langen Zeitraum der Beobachtungen werden nur die
meteorologischen Unterschiede zwischen benachbarten Stationen im wesentlichen ausgeglichen, wäh
rend die bestimmten Geländeeinflüsse und die gleichartigen Beobachtungsfehler dabei schärfer her
auskommen. In Einzelheiten zeigt daher das Bild der Windgeschwindigkeitsverteilung über Deutsch
land sehr viele Zufälligkeiten, die den allgemeinen Charakter der Windverteilung nur schwach
hervortreten lassen. Aus der Darstellung Ass m a n n' s geht klar hervor, welche großen Schwie
rigkeiten eine geographische Behandlung der V indverteilung wegen der unbekannten lokalen Stö
rungen bereitet und wie berechtigt Köppen's Einwand gegen die Absolutwerte der Windstärke
ist.
b) G e o r g i i und von Schubert:
Speziellere Stromfelddarstcllungen über beschränkte Gebiete sind auf Veranlassung von Geor-
gii e ) mehrfach durchgeführt worden. Eine solche Darstellung ist die Untersuchung von Schu
berts 9 ) über die Wirkung des Reibungsunterschiedes über Wasser und Land auf die Luftströmun
gen im Bereich der Deutschen Bucht, die als Muster für ähnliche Bearbeitungen anderer Gegenden
gedient hat. An ihr läßt sich leicht nachweisen, daß schon wegen der Nichtberücksichtigung der
Einschränkungen von Koppen die Beweiskraft der abgeleiteten Schlüsse nicht überzeugend ist.
Aber auch sonst haben die Ergebnisse nur allgemeinen klimatologischen Wert, und es lassen
sich nur sehr bedingt dynamische Schlüsse daraus ziehen.
Infolge der Temperatureinwirkungen der Erdoberfläche auf die darüberfließenden Luftmassen
werden diese inhomogen, wodurch sich alle Reibungsbetrachtungen ungemein komplizieren.
Der andere Einfluß der Erdoberfläche im Gegensatz zu dem der Wasseroberfläche macht sich rein
äußerlich schon dadurch bemerkbar, daß über Wasser fast kein täglicher Gang der Windstärke auf-
tritt, während er bei den Landstationen meist sehr ausgeprägt ist. Ohne Berücksichtigung der ver
tikalen Temperaturverteilung und der Höhenwinde lassen sich keine Reibungsbetrachtungen an
stellen.
Zur Bestimmung der Bremsung der vom Wasser aufs Land strömenden Luft bildet v. Schubert
bei ausgesuchten Wetterlagen die Windstärkedifferenzen zwischen allen Landstationen und einer un
gestörten Nordseestation. Bei der Auswahl der Wetterlagen vertritt v. Schubert die Ansicht, daß
nur dann eine einheitliche Strömung in dem ganzen Gebiet zu erwarten sei, wenn über der Nordsee
Windstärke 6 und darüber herrscht. Als maßgebend für die Windverhältnisse über der Nordsee
werden clie Beobachtungen von Feuerschiff Weser genommen. Zur Prüfung der Beobachtungs
genauigkeit auf Weserfeuerschiff wurde das Windstärkemittel aller untersuchten Fälle mit dem bei
Feuerschiff Außeneider verglichen. Die Abweichung der beiden Mittel ist gering; Außeneider beobachtet
nur 0,44 Beaufortgrade weniger. Aber der Vergleich der Windstärkemittel ist kein zuverlässiges
Maß für clie Beobachtungsgenauigkeit. Folgende kurze Betrachtung veranschaulicht das recht deut
lich. Aus der schon zu anderen Zwecken mitgeteilten Tabelle kann man entnehmen, daß im Mittel
über der Nordsee auf 1000 Beobachtungen 115 Fälle > Beaufort 6 kommen. Abweichend von diesem