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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 49. Bd. Nr. 7.
Um homogenes Beobachtungsmaterial zu bekommen, werden meistens Beobachtungen nach der
i6teiligen Richtungsskala auf die 8teilige Skala reduziert. In einer kleinen Abhandlung über die
Genauigkeit von Windmessungen in Großstädten weist Hellmann *) darauf hin, daß durch solche
Reduktionen unter Umständen eine beachtliche Verzerrung der Windrose entstehen kann. Es lassen
sich demnach keineswegs die Fehler einer Windbeobachtung nach der 16teiligen Skala durch die Re
duktion auf die 8teilige Skala vollständig ausgleichen.
Vergleicht man die Häufigkeiten bei den 16 Windrichtungen von den 8 Feuerschiffen mit der
mittleren Häufigkeit bei der betreffenden Windrichtung, dann erhält man als mittlere Abweichung
über alle 16 Windrichtungen einen Wert, der 13,5 Prozent aller Beobachtungen ausmacht. Nach der
Reduktion auf die 8teilige Windrichtungsskala, die so durchgefühlt wurde, daß die Zwischenwind
lichtungen zu gleichen Teilen auf die benachbarten Hauptwindrichtungen verteilt wurden, beträgt
die mittlere Abweichung 8.6 Prozent. Erst nach einer weiteren Reduktion auf die Hälfte der 4
Windrichtungen NE, SE. SW, NW ist die Abweichung auf die Hälfte 4,5 Prozent gesunken.
Während bei den Feuerschiffen nach der Reduktion der Beobachtungen auf die 8teilige Beobach
tungsskala noch eine ausreichende Beobachtungsgenauigkeit vorhanden ist, genügt diese bei den
Landstationen in vielen Fällen nicht. Bei den Landstationen braucht nach den allgemeinen Beob
achtungsvorschriften nur nach der Steiligen Skala beobachtet werden; es zeigt sich aber sehr häufig,
daß die Windrichtungen NE, SE. SW, NW vor den anderen 4 Windrichtungen N, E. S und W stark
bevorzugt werden. Die Darstellung der Bevorzugung einer bestimmten Windrichtungsgruppe durch
eine analoge Verhältniszahl wie bei den Feuerschiffen ist wegen der meteorologisch bedingten un
gleichförmigen Windverteilung und wegen des unbekannten Einflusses der Umgebung des Beobach
tungsortes auf die Beobachtung nicht möglich. Bei einer Bearbeitung der W indrichtungsbeobachtun-
gen ist es aber unerläßlich, zunächst zu prüfen, nach welcher Skala die Windrichtungsbeobachtungen
vorgenommen sind.
4. Abhängigkeit des Windes vom Gelände,
a) Abhandlung von van B e b b e r :
Nach den bisher durchgeführten Betrachtungen hat man einen Anhalt bekommen, in welchen
Grenzen Windbeobachtungen miteinander verglichen werden können. Für die Windstärkeschätzuug
konnte eine allgemeine Abhängigkeit der Angabegenauigkeit von der Windstärke für gleich gelegene
Stationen ermittelt werden, während bei der Windrichtung nur durch Einzeluntersuchungen für jede
Station die vorwiegend angewendete Windrichtungsskala festgestellt w erden kann.
Unter Berücksichtigung dieser Ergebnisse sollen einige schon vorliegende Untersuchungen aus
dem Küstengebiet über den Einfluß des Geländes auf die Luftströmungen besprochen werden. Eine
der ersten dieser Untersuchungen ist von vanBebber 1889 s ) in den Annalen der Hydrographie ver
öffentlicht worden. Er vergleicht die mittlere Windstärke gleicher Windrichtungen bei deg beiden
auf verschiedenen Seiten de« Kanals gelegenen Stationen Cherbourg uncl Hurstcastle für die
Morgenbeobachtung des Zeitraumes 1885-1888. Er findet, daß in allen Monaten des Jahres die nördlichen
und nordöstlichen Winde in Cherbourg erheblich stärker sind als in Hurstcastle, daß dagegen die siicl-
westlichen Winde in Cherbourg gegenüber Hurstcastle bedeutend zurücktreten. Dieses Ergebnis war
nach der Lage der Stationen auch zu erwarten, denn Cherbourg ist von Nordwest bis Ostnordost frei
gegen See gelegen, nach Westsüdwest bis Ostsüdost erstrecken sich eine Reihe teils felsiger, teils mit
Wald bedeckter Hiigel uncl Talmulden. Im Gegensatz dazu liegt Hurstcastle an einer steinigen Land
spitze am Eingang cles Needeis Channel frei für westliche und südwestliche Seewinde; im Südosten
liegt die Insel Wight, während im Norden sich die englische Küste westostwärts erstreckt.
Die mittleren Windstärken bei den einzelnen Windrichtungen seien hier für die beiden Stationen
gegen übergestellt:
N
NE
E
SE
S
SW
W
NW
Mittel
Cherbourg
. 4.28
4.14
8.27
3.14
3.93
3.87
4.18
3.94
3.85
Hurstcastle .
. 2.99
3.28
3.58
3.65
4.62
5.00
4.22
3.09
3.81
Differenz
+ 1.29
+ 0.91
— 0.31
— 0.51
— 0.69
— 1.13
— 0.04
+ 0.85
+0.04