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5. Räumliche Verteilung der Jahresniederschläge.
5a. Allgemeines.
Das alte deutsche Schutzgebiet Togo erstreckte sich als schmaler Landstreifen in einer Größe von etwa
87000 qkm Fläche zwischen etwa dem Meridian von Greenwich und ungefähr 1° 40' ö. L. Gr. in südnördlicher
Richtung ungefähr von 6° bis 11° n. Br. Seine Küstenlinie am Golf von Guinea war kaum 50 km lang. In
folge der gewaltigen Landanhäufung Nordafrikas verläuft der Wärmeäquator dort so weit nördlich, daß in
Togo die mittlere Jahrestemperatur (gleiche Seehöhen der Stationen vorausgesetzt) von der Küste polwärts
zunimmt ([18], S. 115). Nach Koppen ([11], S. 301) haben der größte Teil Oberguineas — auch Togo —
und der ganze Sudan „sudanesischen“ Wärmegang (g' der Köppenschen Bezeichnung [4]). In diesen Gebieten
folgt die kühlste Zeit auf die Sommersonnwende der Nordhalbkugel und fällt in den Juli und August,
während der Februar und in manchen Teilen des Schutzgebietes der März nach Maurer ([18], S. 115) und
Koppen ([11], S. 301) die höchsten Mitteltemperaturen bringen.
Der mittlere Jahresniederschlag ist am größten im Togo-Atakora-Gebirge und seinen Vorbergen sowie
in dessen Vorland bei Kete-Kratschi. Die Jahresniederschläge betragen dort mehr als 1250 mm, in sechs
im südlichen, höheren Teil des Togo-Atakora-Gebirges befindlichen Inseln sogar mehr als 1500 mm. Ein
großer Teil des südöstlichen Togo und fast ganz Nordwesttogo haben Jahresniederschläge von 1000 bis
1250 mm, der Rest Südosttogos einschließlich der Küstenebene und der äußerste Norden des Schutzgebietes
solche unter 1000 mm. Von einem Punkte etwas südwestlich Lome nach Westsüdwesten zu längs der Küste
betragen die Jahresniederschläge sogar weniger als 750 mm.
Die auffällige Niedersehlagsarmut der Gold- und Togoküste beruht nach Fritz Loewe [26] auf dem Zu
sammenwirken mehrerer Ursachen: „Das südhemisphärische Hochdruckgebiet, das im Juni, Juli und August
seine nördlichste Lage einnimmt, schiebt in dieser Zeit auch den südlichen Passatgürtel am weitesten nach
Norden vor. Der SW-Monsun, der sich aus dem Passat entwickelt und der von Juni bis August seine
größte mittlere Stärke erreicht, ist, da er einem Hochdruckgebiet entströmt und sein Weg über das Feuchtig
keit spendende Meer um diese Zeit am kürzesten ist, schon an sich verhältnismäßig trocken.
Dieser Monsun ruft an den Küsten kaltes Auftriebwasser hervor. Gebiete mit kaltem Auftriebwasser
sind an der Elfenbein-, Gold- und Togoküste fast das ganze Jahr hindurch vorhanden. Am deutlichsten
machen sie sich in den entscheidenden Sommermonaten bemerkbar; die Wassertemperatur sinkt unter 23°.
Die Temperatur der Küste bleibt im allgemeinen höher als die des benachbarten Meeres. Daher kann
der von der See kommende Wind nicht zu starken Niederschlägen führen außer, wo die Luftströmung durch
Berghöhen zum Aufsteigen gezwungen wird.
Dagegen überwiegt die Meerestemperatur über die der Küste im Mai und Juni [26]. Loewe hat berechnet,
daß der Pluviometerkoeffizient 1 in Lome nur in diesen Monaten den Wert 2 übersteigt.
Auch die Küstenrichtung spielt zweifellos eine wesentliche Rolle. Wo der Monsun die am stärksten
ablandige Strömung erzeugt und dementsprechend der Ersatz aus der Tiefe am lebhaftesten ist, ist der
Niederschlag besonders gering. Daher ist Quittah der regenärmste Ort der ganzen Küste [26].
Die ursächliche Beziehung zwischen dem kühlen, vom herrschenden Winde überstrichenen Meer
und der Niederschlagsarmut der Sommermonate an der Küste besteht nach Loewe also in der Ab
nahme der relativen Feuchtigkeit bei der vom kühlen Meer auf das wärmere Land übertretenden Mon
sunströmung.
Köppens und Geigers Klimakarte der Erde [4] erfordert für das Schutzgebiet Togo einige Berich
tigungen und Ergänzungen. Nach dieser Karte hat das ganze Schutzgebiet isothermes Savannenklima mit
großer Trockenheit im Winter, kleiner im Sommer und mit sudanesischem Wärmegang (Aw"g' i der Köppenschen
Bezeichnung).
Nach dem jährlichen Gang des Niederschlages (Tabellen 5 bis 7 und graphische Darstellung 1) und der
Temperatur sind aber in Togo drei klimatische Hauptgebiete zu unterscheiden, die auch in der Vegetation
wesentliche Unterschiede zeigen:
1. Südtogo erstreckt sich von der Küste nordwärts bis zu der Grenzlinie, die etwa über die Stationen Tetetu,
Nuatjä, Palime, Ho und vielleicht auch noch über Kpandu verläuft. Dieses Gebiet hat zwei Regenzeiten,
die durch eine große Trockenzeit im Winter und eine kleine im Sommer voneinander getrennt werden
(Aw"g' i der Köppenschen Bezeichnung).
1 Pluviometerkoeffizient (nach Angot) = Monatsniederschlagssumme dividiert durch den zwölften Teil der Jahresniederschlags-
summe.