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Full text: 49, 1930/1931

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 49. Bd. Nr. 5. 
(so der Befund auf der Insel Neusibirien), setzten sich auf der großen Ljachowinsel schlammhaltige 
Seeablagerungen mit Valvata, Pisidium, Betula nana, Salix und Lagen gepreßter Moose und Riedgras 
ab. 
Im nächsten Horizont sieht man nur Polarweide und rezente ärmliche Tundra. Die zweite Ver 
eisung hinterließ die Bodeneismassen, die im oberen Teil der TundraUildungen lagern und von jünge 
ren Tundrabildungen bedeckt sind und hinter deren Ursprung noch ein Fragezeichen gesetzt wird — 
aus Schneewehen, Spalten oder Aufeis? 
g) A. Grigoriew: A. Grigoriew nimmt in seinen „geomorphologischen Studien von Jakutien“ 
nach den Funden von drei Terrassensystemen drei postpliozäne Hebungen für Jakutien an. Diesen 
Hebungen entsprachen drei Perioden der Vereisung, doch finden sich nur deutliche Spuren von 
zwei Vereisungen, von denen die erste die stärkere war. Diese Vereisungen waren aber von der 
europäischen stark abweichend, denn sie gingen unter ausgesprochen kontinentalem Klima vor sich. 
Der größte Teil des Landes war nur mit einer ± dünnen Firnschicht bedeckt. Nur in den Bergen des 
Nordens und Nordostens waren eigentliche Gletscher stark verbreitet, die aber nur bis zu den Vor- 
bergen oder bis zum Fuß der Berge reichten. Die Senken zwischen den Bergzügen waren z. T. mit 
Ausläufern dieser Gletscher erfüllt, z. T. aber auch von einem bewegungslosen Firn bedeckt, z. T. 
aber auch sicher eisfrei! Daher nimmt Grigoriew für den nordwestlichen Teil des Lena- 
Aldanplateaus, südlich der Moränen des Werchojansker Gletschers große Firnfelder an. Denn er fand 
hier unter 1,5—•2 m Alluvium Bodeneis in einer Ausdehnung von Hunderten von Kilometern, dessen 
Struktur dem von Tolmatschew und Wollosowitsch beobachteten Eise ähnelt. Diese Firnfelder sollen 
durch äolischen Staub aus den südlichen polaren Wüsten und durch Schmelzwasserabsätze dick zuge 
deckt worden sein, so daß sie sich infolge des kontinentalen Klimas als Bodeneis bis heute erhalten 
konnten. 
Betreffs des Neusibirischen Bodeneises, wo die „charakteristische Zweistöckigkeit zwei Vereisungs- 
perioden“ entsprechen soll, schließt sich Grigoriew an Wollosowitschs Anschauungen. (59; 61, S. 
420: 92; 93). 
h) Koppen-Wegener: Köppen-Wegener zweifeln nicht, daß die großen Eismassen auf den Neusibiri 
schen Inseln und an der Eschscholtzbay Reste einer großen Inlandeisdecke darstellen, die ganz Sibi 
rien und Alaska bedeckte. Auch hier gilt das Enthalten von Luftblasen wieder als überzeugender 
Beweis für den Ursprung aus Gletschereis. Die Zwischenlehmstreifen gelten ihnen als Moränenschich 
ten, auch sprechen sie von in der Deckschicht und in der unter dem Eise liegenden Moränenschicht 
gefundenen gekritzten Geschieben. 
Sie benutzen das Vorkommen des Bodeneises als Beweis für die Polwanderung. und zwar halten 
Köppen-Wegener die Boden ei smassen für miozänen Alters. Direkt läßt sich das nicht nachweisen. 
da sich aber in den Deckschichten der Neusibirischen Inseln Reste von quartären Tieren finden und 
auch hochstämmige Erlen und Birken, weit nördlich der heutigen Grenze, kamen sie zu dem Schluß, 
daß das Quartär hier wärmer gewesen sein muß als in Europa. Das Eis ist älter, weil es unter 
diesen Schichten liegt. Außerhalb des Eises finden sich als Eozän erkannte Tertiärschichten, so ist 
das sibirische Bodeneis zwischen Eozän und Quartär eingeschlosseii. Nach ihren konstruierten Kar 
ten lag der Pol diesen Gegenden im Miozän am nächsten, folglich fand während dieser Zeit die eis 
zeitliche Bedeckung statt, dann entfernte sich der Pol wieder von dort, um am Schlüsse des Pliozäns 
oder Beginn des Quartärs seinen größten Abstand zu erreichen. (29; 32). 
i) Philipp: Philipp faßt clas Bodeneis auf den Neusibirischen Inseln, aber auch das auf Nowaja- 
Semlja, in Ostsibirien und im nördlichen Alaska nicht als Reste einer größeren Inlandeismasse, 
sondern als eine Art Schneewehen oder „Eisfußgletscher“ auf, eine Vereisungsform, die sich durch An 
sammlung von Triebschnee unter arktischen Verhältnissen in Talniederungen großer Flüsse und an der 
Eismeerküste entwickeln kann. (60, S. 651). 
k) v. Drygalski: Auf Grund seiner Beobachtungen in Grönland kam v. Drygalski zu einer ande 
ren Ansicht über die Entstehung des Bodeneises. Er beobachtete, daß „nur die Eisdecken, welche sich 
auf den Oberflächen der Bäche bilden, eine regelmäßige Anordnung der Körner besitzen, während 
in den „Bacheisbildungen'{=Auf eis) eine feine körnige Struktur zur Ausbildung kommt, welche mit ihrer
	        
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