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Full text: 49, 1930/1931

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 49. ßd. Nr. 5, 
Die untersuchten Proben stellten verhältnismäßig reines, durchsichtiges, schwach gelbliches bis 
schmutziges Eis dar, das eine Menge von rundlichen oder zylindrischen Luftbläschen enthielt, die 
zum Teil in Reihen angeordnet waren. Die Bläschen besaßen eine Breite von 1% mm und eine 
Länge von 3—6 mm. Beim Auftauen zerfiel das Eis in ein Agglomerat von polyedrischen rund 
lichen Körnern, deren Durchmesser zwischen 5—7 mm schwankte. Der Luftgehalt des Eises betrug 
30—180 ccm. 
Tolmatschew schließt aus diesen Beobachtungen, daß das beschriebene Eis in keiner Weise aus 
Wasser sich gebildet haben kann. „Eis, welches auf der Oberfläche des Wassers, z. B. eines Teiches, 
sich gebildet hat, stellt eine parallele Zusammenwachsung der langen stengeligen Kristalle dar, deren 
optische Hauptaxen zu den Gefrierungsflächen perpendikulär stehen“ . . . 
„Bei dem Auftauen zerfällt dieses Eis in eine Reihe von unregelmäßigen Prismen, welche einige 
Dezimeter lang sein können.“ 
„Der sehr hohe Luftgehalt des Eises in der Beresowka unterscheidet es auch von unter 
gewöhnlichen Bedingungen gebildetem Wassereis und bestätigt seine Schneenatur.“ „Es ist leicht zu 
sehen, daß nach dem Luftgehalt das Bodeneis der Beresowka sehr nahe zu dem weißen Gletschereis 
oder sogar dem Firneis steht.“ 
Die Kleinheit der Körner glaubt Tolmatschew einerseits auf die geringen Temperaturen zurück- 
fUhren zu dürfen, die das Weiterwachsen der Eiskristalle sehr behinderte (mittl. Jahrestemperatur 
— 13 °) und andererseits gibt von Drygalski an, daß die Temperatur des Eises mit der Tiefe schnell 
steigt und in 20—30 m Tiefe nur wenig über 0 0 steht. (14. S. 483, 304 ff). Tolmatschew glaubt da 
her, aus der Kleinheit der Körner auf keine besonders große Mächtigkeit dieses Eisvorkommens 
schließen zu dürfen. Es wurde nur durch eine 5—5 m dicke Ton- und Lehmschicht bedeckt. 
Auf Grund dieser Kornstruktur und des großen Luftgehaltes lehnt Tolmatschew eine Entste 
hung des Beresowka-Bodeneises nach Bunges Anschauungen ab. Wegen des Mangels an horizontaler 
Schichtung in der Höhe der Terrasse hält er es nicht für begrabenes Aufeis. Ebenfalls kann er sich 
nicht zu v. Tolls Ansichten bekennen. 
So kommt Tolmatschew zu dem Schluß, daß wir es an der Beresowka mit erhaltenen Schneewehen 
zu tun haben, ähnlich wie sie Lopatin beobachtet hat. 
Im einzelnen stellt sich Tolmatschew die Bildung des Beresowka-Bodeneises folgendermaßen vor: 
Nachdem die Beresowka ihr seeähnliches Becken mit Absätzen erfüllt hatte und der Fluß sich 
wieder in diese Seeablagerungen eingeschnitten hatte, bedeckte sich in jedem Winter die ganze Mulde 
mit einer mächtigen Schneedecke. Im Sommer verschwindet sie ganz bis auf die Teile, die unter einer 
Lehmschicht bewahrt liegen, und infolgedessen mächtige Schneewehen bilden, die dank ihrer Größe 
nicht ganz dem Schmelzen zum Opfer fallen. In einer Reihe von Jahren wachsen solche einzelnen 
Schneebetten, kommen in Berührung, verschmelzen und werden zu einer großen, mächtigen Schnee 
decke. 
Bei genügender Dicke der bedeckenden Bodenschicht können sich Pflanzen ansiedeln, die die dar 
unter liegenden gefrorenen Schichten weit besser vor der eindringenden Wärme schützen als der nackte 
Boden. Danach kann in einem kalten Winter wieder eine zweite Schneeschicht abgelagert werden 
usw. 
Wenn die Zwischenräume zwischen clen Jahren, in welchem das Schneefeld anwächst, nicht groß 
sind, erhält man Eis inmitten von dünnen Erdschichten. Diese weisen keine Regelmäßigkeit auf, 
keilen oft aus, stellen dünne Linsen dar, weil die Lehmabsätze doch nur in den Vertiefungen zwi 
schen clen Schneefeldern zur Ablage kommen und dann schon von neuem Schnee bedeckt wurden, ehe 
sie eine zusammenhängende Decke bilden konnten. 
Bei umgekehrten Bedingungen erhalten wir vereinzelte Eislinsen inmitten von Erdmassen. 
Wichtig erscheint Tolmatschew vor allen Dingen, daß zu diesem Prozeß keine großartige Klima 
schwankung und Eiszeit notwendig ist, sondern die Bildung im heutigen sibirischen Klima geschehen 
kann. 
d) Lamansky: die Kornstruktur ist für ihn ein ausschlaggebender Beweis für Firneis. Da das heu 
tige Klima wenig Schnee liefert, kann diese Schneemassen nur ein niederschlagsreiches Klima ange 
häuft haben: die Eiszeit. Da sich Tolls kolossale Gletscher nicht bestätigt haben, muß man daher an-
	        
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