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Full text: 49, 1930/1931

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Dr. Gretel Satow: Das Bodenois in der Arktis. Tatsachen und Hypothesen. 
verbreitet seien, besonders in den gebirgigen Landschaften zwischen Jenissei, Schilka und Amur. 
Das Alter solcher Bodeneismassen kann sehr verschieden sein, ist aber mit Sicherheit schwer 
festzustellen. 
Diluviales Aufeis will v. Toll am Bor-Uräeh auf gedeckt haben (79. III. S. 40—48), da Reste eines 
Schädels und eine Extremität vom Mammut darin gefunden worden sind. Vielleicht kann dieser 
Fund nichts über das Alter besagen, denn die Mammutknochen können in diesen Aufeismassen auf 
zweiter Lagerstätte liegen. 
Wenn die Entstehung solcher Bodeneismassen oft genug beobachtet wurde, so sind wir über das 
Aussehen dieses Bodeneises in den einzelnen Vorkommen recht mangelhaft unterrichtet. Im allge 
meinen wechseln weiße und blaue Eisschichten, die teilweise Gerölleinschlüsse führen. Hauptsäch 
lich zeigte das Aufeis vertikal prismatische Struktur, da sich dieses Eis ja aus Wasser gebildet hatte, 
daneben wurden aber auch Stellen weißen Eises beobachtet, die bisweilen weiße Körner aufweisen, 
also wassergetränkte Schneeschichten darstellten. Wie sich diese Abwechselungen von Wassereis und 
Schneeis im Querschnitt äußern, darüber liegen keine Beobachtungen vor. Desgleichen nicht, ob bei 
längst begrabenem Eis dieser Schichtenwechsel noch vorhanden ist oder nicht. 
B. Zudeckung von unterirdischer Naledj. 
So bald Grundwasser, das nicht die Erdoberfläche erreicht, gefriert, entsteht ebenfalls Bodeneis. 
Beim Gefrieren dehnt sich das Wasser aus und ist dabei imstande, mächtige Rasenschichten, zuweilen 
auch mit Gebüsch, emporzuheben. Deshalb nehmen diese Bodeneisbildungen die Form von runden 
und ovalen Hügeln oder Walzen an und rufen schließlich sogar bemerkenswerte große Aufbuckluu- 
gen des Talbodens hervor. Die Oberfläche dieser Hügel ist oft von Spalten bis zu 0,5 Meter Breite 
und 1 m Tiefe durehrissen. ln solch einer Erdaufhebung — eine der größten hatte eine Höhe von 14 
Metern und einen Umfang von 213 m — befindet sich in einer gewissen Tiefe immer eine Eislinse 
von verschiedener Größe, die nach den Rändern hin auskeilt. Wenn diese Hügel im Wald oder unter 
Gebüsch liegen, sind die auf ihnen stehenden Bäume von der Mitte des Hügels nach den Rändern zu 
geneigt (61. Abb. S. 419). 
Diese Hügel sind z. T. von kurzfristiger Dauer, d. h. sie tauen in jedem Sommer wieder auf. 
steigen aber in jedem Jahr nach Aussagen der Eingeborenen an denselben Plätzen wieder empor, d. h. 
sie sind an Quellaustritt gebunden. 
Außer diesen wieder verschwindenden Hügeln gibt es aber auch andere, die längere Zeiten über 
dauern und die allein dem Bodeneis hinzuzurechnen sind. Vermutlich entstehen sie durch Gefrieren 
von abgeschlossenen Grundwasserbassins. Einen Beweis für die Möglichkeit des Ueberdauerns solcher 
Eislinsen erbrachte der Botaniker Sukacew. Er sägte die auf einem solchen Hügel in einem Winkel 
wachsenden Lärchenbäume an der Stelle ihrer größten Biegung ab und fand, daß ihre äußeren 
Jahresringe stark exzentrische Entwicklung zeigten, die inneren aber noch konzentrisch ausgebildet 
waren, d. h. zur Jugendzeit der Lärchen existierte der Hügel noch nicht, erst seit der Ausbildung 
der exzentrischen Jahresringe. Er zählte die Jahresringe seit dem Beginn der Exzentrizität, fand 
verschiedene Zahlen und somit ein verschieden langes Alter solcher Bodeneismassen. (so z. B. 106, 
127. 147, 162 Jahre). Qb in diesem Eise ein Wechsel mit Schmutzschichten stattfindet oder überhaupt 
Erdmassen darin enthalten sind, ist nicht bekannt, ferner fehlen Beobachtungen über die Struktur 
des Eises. 
C. Zudeckung von Scholleneis. 
Eine andere Art von Bodeneis entsteht folgendermaßen: Zur Zeit des Hochwassers der Frühjahrs- 
schmelze werden die im Strom treibenden Eisschollen auf die Ufer geworfen und an bestimmten 
Stellen des Tales konzentriert, wo sie sich, von Flußalluvionen geschützt, ebenfalls lange halten 
können. Man spricht dann von Scholleneis. (61, S. 419; 37, S. 195). Anschaulich schon beschrieb 
Middendorff diesen Vorgang: „Klafterhoch schob sich das Eis auf die steilen Ufer hinan und ganze 
Bänke von mächtigen Gerollen vor sich her, neue Uferstufen gestaltend." (44, S. 463).
	        
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