Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 49. Bd. Nr. 5.
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<z. B. Koppen und It. Pohle 31; 58). Um weiteren Verwechselungen zu entgehen, wurden mehrere
andere Namen für diese beiden Erscheinungen vorgeschlagen und auch angewandt. So gebraucht
Baron v. Toll für das Bodeneis den Ausdruck „Steineis“, Suess „Ureis". Koppen „Fossiles Eis“. Die
Amerikaner sprechen von ground oder Underground ice, subsoile ice, subterranean ice. ic-e beds und
ice sheets.
Der Eisboden wird aber auch von R. Pohle als Frostboden bezeichnet, gleichzeitig der Zustand,
in dem er sich befindet, als „Gefrornis". Ihm folgt Schostakowitsch. Aon B. Högbohm wird das
schwedische Wort „Tjäle“ gebraucht, weil es nicht nur die gefrorenen Schichten, sondern auch ihren
Zustand kennzeichnet. In der russischen Literatur wird dus Wort „merslota" und in der amerikani
schen „the frozen soil“ benutzt.
Was stellen nun diese beiden Erscheinungsformen. Bodeneis und Eisboden, dar?
Das Bodeneis ist reines Eis, mit wechselnder Farbe und Struktur, das dauernd bestehen bleibt
und unter Umständen ganze Lagen von verschiedener Mächtigkeit und Ausdehnung zu bilden vermag.
Der Eisboden ist dagegen dauernd — Sommer und Winter -—* gefrorener Boden, der aus an
organischen und organischen Bestandteilen zusammengesetzt ist, in dem das Eis nur als Bindemittel
und als Ausfüllung von feinen Spalten und Rissen vorkommt. Der Eisboden gleicht geologisch einem
Gestein, das bankig, oft sogar in mehreren Bänken lagert. Die Masse ist wasserundurchlässig, ob
gleich Wasser imstande ist, sie in ihre Bestandteile aufzulösen. Der Eisboden wird ferner durch Fe
stigkeit und Härte charakterisiert. Infolge des Gehaltes an Gesteinsteilchen setzt er der Bearbeitung
durch eiserne Gegenstände weit größeren Widerstand entgegen als reines Eis.
Erster Abschnitt.
1. Kapitel.
Verbreitung des Bodeneises.
Wir haben vom Bodeneis auf Grund von sicheren Beobachtungen Kenntnis. Häufig wurde das
Vorhandensein des Bodeneises zufällig entdeckt: entweder auf Forschungsreisen oder aber bei prakti
schen Arbeiten, z. B. bei der Goldsuche (Lopatin). Doch sind bislang wegen der großen Schwierig
keiten weder über die Ausdehnung einzelner Bodeneisvorkommen noch über die Gesamtverbreitung
systematische Untersuchungen angestellt worden.
Man hat das Bodeneis auf den niedrigen Teilen der Neusibirischen Inseln angetroffen, an der be
nachbarten Festlandküste, an den Mündungen der Lena, Anabara, Indigirka. Kolyma, Anadyr (9, 10,
12, 55, 39, 46, 66, 76—81, 90). ferner im NW von Alaska: von der Eschscholtzbay im Kotzebuesund
bis zum Point Barrow und weiter bis zum 149° westl. Länge (5. 6, 11. 54. >9. 43), aber auch im nörd
lichen Kanada, auf Spitzbergen und Nowaja-Semlja (4. 24, 25, 57, 57a, 65). Außerdem wurde von
Bodeneisvorkommen in der Tundra und an den Flußläufen des nördlichen Ostsibirien und nördlichen
Alaska berichtet. (6. 15. 17. 18, 26, 39, 40, 4L 44, 45, 53. 55, 61, 63. 68, 69, 74. 75).
Sobald wir die Verbreitung des Bodeneises betrachten, taucht die Frage auf, unter welchen Be
dingungen vermag sich Eis dauernd zu halten? Die Antwort lautet: Eis kann als Felsart unbegrenzt
lange bestehen, wenn zwei Forderungen erfüllt werden:
1. muß ein genügender Schutz von oben gegen die Sonnenwärme durch eine je nach den Somraer-
temperaturen verschieden dicke Schicht vorhanden sein:
2. muß eine so tiefe Jahresmitteltemperatur herrschen, daß die Isothermenfläche von 0° C noch
unterhalb des Eises verläuft.
Solche Bedingungen werden aber mir dort, wo der Boden dauernd gefroren ist, nur im Bereich
des Eisbodens, erfüllt.