72 Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. —- Band 49, Nr. 4 — Paul Pummerer und Rudolf Otto Steiner: Höhenwind-
hauses, etwa 4 m über dem Peilkompaßdeck erhöht, wo die Luft von allen Seiten ungehindert
Zugang hatte und man größtmögliche Ventilation von vornherein erwarten durfte. Die Vergleichs
messungen mit dem Aßmann waren in der Regel drei; zwei auf dem Peilkompaßdeck, in Luv
und Lee des herrschenden Windes, und eine in Höhe der Hütte, also auf dem Dache des Kompaß
hauses, in möglichster, jedoch ungestörter Nähe der englischen Hütte.
Es wurden für die beiden Schiffe getrennt Temperaturdifferenzen
Hütte —- Aßmann Luv
Hütte — Aßmann Hüttenhöhe und
Aßmann Lee — Aßmann Luv
gebildet und außerdem die Trennungen nach den 3 Terminen, 7, 14 und 21 Uhr durchgeführt. Eine
weitere Trennung nach trüben und heiteren Tagen erübrigte sich, wie man bald sehen konnte. Die
Mittelwerte gibt die folgende Tabelle:
Hütte—Aßmann
Luv
Htttte—Aßmann
Hütten höhe
Aßmann Lee —
Aßmann Luv
7
14
21
Mittel
7 1 14
i
21
Mittel
7
14
21
Mittel
„Erfurt“....
„Sierra
Ventana“.
-0.04
-0.12
+0.24
+0.06
-0.00
-0.03
4-0.04
-0.03
0.00
-0.03
+0.03
+ 0.06
0.00
-0.01
+0.01
+ 0.01
+ 0.19
+ 0.05
+0.53
+0.18
+ 0.08
+ 0.03
+0.28
+ 0.09
Nur die Differenzen zwischen den im Luv und Lee des Windes gemessenen Temperaturen
zeigen die naturgemäßen Abweichungen im Sinne des höheren Lee-Wertes. Die übrigen Unter
schiede fallen vollständig in den Bereich der zufälligen Fehler und haben keinerlei Realität. Die
Hüttenaufstellung kann also auf beiden Schiffen als vollkommen einwandfrei gelten.
5. Meteorologische Einzelbeobachtungen.
a) Sichttrübungen im Bereich der Kapverdischen Inseln.*)
Seit Eintritt in das Gebiet des NE-Passats im Raume der Kanaren war die Ausreise von
klarem Wetter begünstigt; es waren im wahrsten Wortsinne „die idealen Tage der Seefahrt im
Passat“. Die Sicht schien unbegrenzt, am Tage schwammen die typischen Passat-cumuli am
tiefblauen Himmel und am Abend erhob sich der Kegel des Zodiakallichtes in einer nördlichen
Breiten unbekannten Deutlichkeit fast bis zur Höhe des Zenits. Am 23. Dezember traten abends
die ersten Anzeichen einer Aenderung dieser günstigen Sichtverhältnisse auf. Die bis dahin
glänzende Erscheinung des Zodiakallichtes reichte nicht mehr zu solcher Höhe zum Zenit herauf
und erschien am Horizont durch ein Dunstband abgeschnitten und von der Kimm nach der Höhe
abgehoben. Der Schiffsort war an diesem Tage zur Zeit der abendlichen Terminablesung
9 = 18° 7’ N.
I = 21° 26’ W.
Noch zur Zeit der morgenlichen Frühbeobachtung wurde am 24. Dezember eine sehr
gute Sicht notiert; der Himmel war wolkenlos, der Unterwind Nordost 7—8 nTsec. Die Fahrt
der „Erfurt“ ging an diesem Tage östlich der Kap - Verden, an dem großen südöstlichen Bogen
der Inselgruppe entlang, der von den sechs Hauptinseln Sal, Boavista, Maio, Säo Thiago, Fogo
und Brava gebildet wird. Gegen 9,00 Uhr wurde die Insel Boavista zum erstenmal ge
sichtet, als ihr Abstand nur noch 8—9 Seemeilen betrug. Aus der vorher noch klar erscheinen
den Kimm hoben sich die in Dunst gehüllten Konturen der Insel. Auffallend war sofort die
*) Hierüber ist in ausführlicherer Form bereits von P. M. Pummerer in denjAnnalen d. I-Iydr. 1929, Seite 186 berichtet worden.