68 Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — Band 49, Nr. 4 — Paul Pu mm er er und Rudolf Otto Steiner: Höhenwind-
Vereinigt inan nun die Grade 1 und 2 zu einer Gruppe „nicht .gut“, und die Grade 4 und 5
zu einer Gruppe „gut“, während 3 als „mittel“ bestehen bleibt, so ergeben sich die folgenden
Prozentzahlen:
Zone
nicht gut
Sich t
mittel
gut
Westwind-Zone der Nordhemisphäre . .
54%
15%
31%
NE-Passat
45%
17%
38%
Aequatoreales Stillengebiet
100%
0%
0%
SE - Passat
16%
8%
76%
Küsten-Reglon Bio—La Plata
63%
19%
18%
Auffallend ist vor allem die große Zahl von Beobachtungen, denen das Prädikat „nicht gut“
gegeben werden mußte, das sind Beobachtungen, bei denen die Kimm nicht frei war. In der
Westwindzone des nordhemisphärischen Winters ist diese Anreicherung von „nicht guten“
Sichten ohne weiteres verständlich. Daß aber auch noch die Zone des NE-Passats wenig andere
Verhältnisse zeigt, mag verwundern. Tatsächlich zeigen die Einzelbeobachtungen, namentlich auf
der Ausreise im Gebiet des nordatlantischcn Hochdruckgürtels zwischen 35 und 20 0 Nord eine
ganze Reihe von Tagen mit sehr guten Sichten. Aber die darauffolgenden Tage im Staubbereich
der Kap-Verden verkehrten dies günstige Resultat wieder ins Gegenteil. Auf der Heimreise
anfangs März war außerdem das NE-Passat-Gebiet besonders reich an Schauern, wodurch auch
die Sichtverhältnisse getrübt wurden.
Das äquatoreale Stillengebiet, im Dezember —- Januar ohnehin ziemlich eingeschränkt durch
das nahe Zusammentreten der beiderseitigen Passatgrenzen, wird naturgemäß auf einer Schiffsreise
nach Südamerika rasch durchmessen. Die Angaben über dieses Gebiet beruhen nur auf den 2
Sichtbeobachtungen am 27. Dezember. Auf der Rückreise wurde der Dolmengürtel in der Nacht
vom 2. zum 3. März durchfahren, in der Zeit zwischen 22 und 6 Uhr, in die keine Sichtbeobachtung
fiel. Die beiden Beobachtungen der Ausreise ergaben die Kimm-Sicht als etwas diesig, daher die
100 Prozent nicht guter Sicht für das Stillengebiet.
Erfreulich allein waren die Sichtverhältnisse im SE-Passat der Südhemisphäre. Das günstige
Resultat mit 76 °l° guter Sicht konnten auch die Regenschauer nicht verderben, die dort häufig
niedergingen, wo der SE-Passat mit den NE-Winden an der brasilianischen Küste ringt.
Die 63°/» nicht guter Sicht in der Küstenregion südlich von Rio de Janeiro bis zum La Plata
bezeugen nur die in dieser Arbeit an zahlreichen Stellen immer wieder betonte klimatische Ungunst,
die wir in diesem Abschnitt zur Zeit des südhemisphärischen Sommers vorfanden.
Man sieht, daß bei der Methode der nach dem Augenscheine der Kimm stufenweise ge
schätzten Sicht doch recht erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen auftreten,
während Perlewitz aus seinen Sichtmessungen 1 ) für alle von ihm untersuchten Zonen im Nord-
und Südatlantik die Unterschiede in der Sicht „ziemlich klein, jedoch wechselnd und vom Wetter
abhängig“ findet. Nach Perlewitz war zur Zeit seiner Reise die Sicht in der südlichen gemäßigten
Zone besser als die in der nördlichen gemäßigten Zone, während die Sicht in den Südtropen gleich
der in den Nordtropen war, Resultate, die sich auf unserer Fahrt nicht bestätigt fanden.
Mit den Seilkopfschen Resultaten für den Nordatlantik 2 ) haben die obigen die großen Züge
gemein: Besserung der Sichtverhältnisse beim Uebergang von der Mischungszone polarer und
subtropischer Luftmassen zur reinen Passatzone, rasche und beträchtliche Verschlechterung bei
Annäherung an den tropischen Stillengürtel.
Selbst an den Tagen, an denen nach der obigen Definition die Sichtverhältnisse als „nicht
gut“ bezeichnet werden mußten, waren die absoluten Sichtweiten immer noch in Grenzen, die für
mitteleuropäische Verhältnisse als recht ordentlich, ja selbst als gut gelten müssen. Direkter Nebel
x ) P. Perlewitz: a. a. O., Seite 45.
2 ) H. Seilkopf: a. a. O., Seite 180, 181.