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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — Band 49. Heft 1
4. Die Kap-Verden als Strömungshindernis im NE-Passat.
Die im Bereiche des NE-Passates gelegenen Kap-Verden wurden bei der Ausreise und bei
der Heimreise tagsüber passiert. Infolgedessen konnte der Kurs mitten durch die Inselgruppe
hindurch gewählt werden, während man die Insel wegen der Schwierigkeiten der dortigen Ge
wässer nachts meist westlicher liegen läßt. Von Norden kommend, fährt man zunächst zwischen
den Inseln Säo Nicolao und Sa 1 hindurch. Die Entfernung voneinander beträgt etwa 60 sm,
und nur bei klarem Wetter kommen beide Inseln gleichzeitig in Sicht. Dagegen liegen die Inseln
Fogo und Säo Thiago etwa 30 sm voneinander entfernt. Während Sal sich nur bis etwa
380 m über den Meeresspiegel erhebt, ragt der Vulkan Fogo auf der gleichnamigen Insel bis zur
stattlichen Höhe von 2850 m empor. Auch Säo Thiago erhebt sich mit mehreren Gebirgszügen
auf über 1000 m bei einer Gipfelhöhe von 1350 m. Zwei derartig massige Hindernisse in geringer
Entfernung voneinander und mitten in der Passatströmung lassen ohne weiteres besondere Strö
mungsformen in der näheren Umgebung, zumal zwischen den Inseln, erwarten, und es war daher
nicht sehr verwunderlich, daß dort bei der Ausreise wie bei der Heimreise ganz, ähnliche meteorolo
gische Verhältnisse angetroffen wurden, wie aus der nachfolgenden Schilderung zu ersehen ist.
Bei den Kanaren setzte der Passat ein, der aus NE bis NNE bis zu den Kap - Verden sehr
gleichmäßig mit 10 m/sec. wehte. Auch am frühen Morgen des 1. V. 1928, als wir etwa in der
Mitte zwischen den Inseln Sal und Säo Nicolao standen, war im Strömungsverlauf des Passates
nichts Bemerkenswertes festzustellen. Diese beiden Inseln liegen etwa 60 sm voneinander entfernt
und Sal ist mit einer Gipfelhöhe von nur 380 m verhältnismäßig flach.
Bis nahe an die Inseln Fogo und Säo Thiago
heran wehte daher der Passat aus NE mit
10 m/sec. Dicht unter der Insel Fogo drehte der
Wind dagegen, abgelenkt durch den Küstenver
lauf, auf NNW und östlich der Insel auf N, ver
bunden mit erheblichem Auffrischen bis 14 m/sec.
Erst etwa bei 14° 30’ N. Br. ereichte der Passat
mit 8—10 m/sec. wieder seine normale Stärke.
Morgens war der Himmel in etwa 800 m zu
*/“ mit St-Cu bedeckt. Zwischen 8°“ und 9” erfolgte
schnelles Auf klaren und zeitweise betrug die Bewöl
kung nur s / 10 Cu. (Fig.5.) Bei langsamer aber stetiger
Sichtverschlechterung durch Dunsttrübung nahm
die Cu-Bewölkung bei 15° 30’ N. Br. sehr schnell
wieder zu, so daß unmittelbar nördlich der Inseln
Fogo und Säo Thiago der Himmel wieder zu */»»,
zeitweise zu bedeckt war. DerFogokam
infolge des Dunstes erst in 5 sm Ab
stand in Sicht. Die Wolkendecke reichte
südwärts bis zu einer Linie, die sich vom Gipfel
des Fogo ostnordostwärts in Richtung auf den
Monte Malagueta auf Säo Thiago zu hin
zog. Der Monte Malagueta ist mit 1000 m die
höchste Erhebung eines Gebirgszuges, der sich
auf dem nördlichen Teil von Säo Thiago von
WSW nach ENE erstreckt. Südlich dieser Linie
klarte es schnell auf. Vereinzelt trieben noch
Fr - St und Fr - Cu in der Luft. Weiter südlich
Fig. 5.
Bewölkung
bei den
Kap - Verden
am 1. V. 1928
und ähnlich
am 15. VI. 1928.
Fig. 4.
Bodenwinde
zwischen den
Inseln Fogo
und
Säo Thiago
(Kap-Verden)
.. am 1. V. 19Z8
NE von JO m/sek.