K. H. Soltau: Höhenwindmessungen und sonstige meteorologische Beobachtungen zwischen Hamburg und dem La Plata 19
In Verbindung mit der Ostverlagerung des Tiefausläuiers vor dem La Plata und der bei
Cordoba gelegenen Depression setzte bei Buenos Aires noch in den Vormittagsstunden der ver
stärkte Vorstoß der Kaltluitmassen ein. Es meldete nämlich der 14°°-Aufstieg von Villa Ortuzar:
Boden
SSW
5 m/sec.
1050 m
SSW
19,0 m/sec.
150 m
SSW
10,5 m/sec.
1200 m
SSW
18,3 m/sec.
300 m
SSW
10,6 m/sec.
1350 m
SSW
22,5 m/sec.
450 m
SSW
10,6 m/sec.
1500 m
SSW
20,0 m/sec.
600 m
SSW
13,0 m/sec.
1650 m
SSW
17,5 m/sec.
750 m
SSW
16,0 m/sec.
1800 m
SSW
22,5 m/sec.
900 m
SSW
15,0 m/sec.
1950 m
SSW
26,6 m/sec.
Bedeckung.
Bei sehr gleichmäßiger Richtung aus SSW herrschten also besonders von 750 m an starke bis
stürmische Winde. Wahrscheinlich verhinderten die zu geringen Temperaturunterschiede im La
Plata - Bereich an diesem Tage die Ausbildung der für einen Pampero typischen Begleiterscheinun
gen einer Böenfront mit Gewitter und kräftigen Niederschlägen.
Am Morgen des 10. V. war die Cördoba-Depression unter Verflachung östlich bis nach Rio
de Janeiro vorgedrungen. Der Druckfall in der Nacht vom 9. zum 10. V. von Rio an bis zum
Passieren des Minuano deutete bereits auf die Annäherung des Ausläufers hin. Gleichzeitig
bauten die kalten Südwinde über Nordargentinien ein Hochdruckgebiet auf. Am 10. V. meldete
die La Plata - Region noch starke S- bis SSW-Winde. Vom 9. bis 10. V. waren auf der Rückseite
der ostwärts abziehenden Cordoba - Depression Kaltluftmassen entlang der brasilianischen Küste
nordwärts vorgestoßen. Bei den im Norden auftretenden stärkeren Temperaturunterschieden
konnten sich daher dort nun alle die Begleiterscheinungen entwickeln, die man sonst im Gefolge
von Pamperos weiter südlich antrifft.
Es bleibt noch die Frage zu erörtern, ob in der angegebenen Zeit bei den herrschenden Ver
hältnissen Kaltluftmassen derart weit nordwärts transportiert werden können. Der Weg, der von
den Kaltluftmassen zurückzulegen war, betrug von 36° S. Br. vor der La Plata - Mündung entlang
der südamerikanischen Küste auf gerademWege bis nördlich vonSantos ca. 1800km. DiesenWeg hatte
die Kaltluftmasse nach dem vorher Gesagten in etwa 20 Stunden zurückzulegen, wenn man berück
sichtigt, daß bereits der 8 00 -Aufstieg in Villa Ortuzar SSW-Winde zeigte und auf Grund der
Wetterlage bereits in den Vormittagsstunden mit dem Einsetzen der starken SSW - Winde zu
rechnen ist. Für die Bewältigung der 1800 km langen Strecke in 20 Stunden braucht man eine
Windgeschwindigkeit von 25 m/sec. im Mittel. Der Höhenaufstieg in Villa Ortuzar mit 26 m/sec.
in 2000 m und die nördlich von Santos am Boden noch vorhandene Windgeschwindigkeit von 18
bis 20 m/sec. ergeben genügende Uebereinstimmung mit der geforderten Mittelgeschwindigkeit von
25 m/sec.
Wenn in der Einleitung zu diesem Abschnitt bereits die Vermutung ausgesprochen wurde,
daß die Gegend um Rio de Janeiro die Aequatorialgrenze der Minuanos und damit der Kaltluftvor
stöße südlicher Herkunft darzustellen scheine, so macht ein Blick auf die Karte von Südamerika
diese Annahme sehr wahrscheinlich. Nördlich von Rio springt die südamerikanische Küste weit
ostwärts vor, um dann beim Kap F r i o nach Norden umzubiegen. Die Küste steigt schnell zum
brasilianischen Hochland auf, und das Ende der Kaltluftvorstöße in dieser Gegend erscheint somit
geographisch bedingt. Die bis hierher noch vordringenden Kaltluftmassen müssen durch den
Küstenverlauf nördlich von Rio notwendig nach Osten abgelenkt werden, wo sie sich dann über
dem Atlantik totlaufen. Auch der Name Kap Frio deutet darauf hin, daß bis hierher noch südliche
Kaltluftvorstöße gespürt werden.