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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — Band 49. Heft 1.
15 Minuten auf etwa 14 m/sec und nach weiteren 2 Stunden noch mehr abflaute. Das Passieren
der Front war von einer schweren Regenböe begleitet. Nach einer Stunde hörte der Regen auf.
Einzelne Fr - St trieben noch nordwärts, während im übrigen der Himmel von A - St bedeckt war.
Die Registrierungen von Tempera
tur, Druck und relativer Feuchtigkeit
(Fig. 3) zeigen, daß der Luftdruck
nach vorherigem Abfall während der
Nacht gleichzeitig mit dem Passieren
der Front ruckartig um 2^ mm an-
stieg, während die Temperatur von
etwa 25® C auf 21° C fiel. Die rela
tive Feuchtigkeit, die vorher 85 bis
90 % betragen hatte und während
der Regenböe auf über 95 % anstieg,
sank im Bereich der kälteren Luft
masse schon 2 Stunden später bis
65
Alle diese Anzeichen sprechen
deutlich dafür, daß es sich bei die
sem Minuano um einen Vorstoß einer
Kaltluftmasse von Süden her han
delte. Die vom Meteorologischen
Zentralinstitut in Buenos Aires lie
benswürdigerweise zur Verfügung gestellten Wetterkarten der betreffenden Tage bestätigten
diese Vermutung vollauf. Die Entwicklung der Wetterlage in der Zeit vom 8. bis zum 10. Mai
läßt die Ausbildung eines Kaltlufteinbruches auf der Rückseite eines ostwärts wandernden Tief
druckgebietes erkennen. Am 8. V. (Wetterkarten auf Tafel 5; die 3 Kärtchen sind den von der
„Dirección de Meteorología“ in Buenos Aires herausgegebenen Wetterkarten Nr. 129—131 nach
gezeichnet) entwickelte sich über Argentinien, nördlich von Córdoba, ein Tiefdruckgebiet, wäh
rend über dem Südatlantik östlich von Porto Alegre hoher Druck lagerte. Am 9. V. vertiefte sich
die nordargentinische Depression bis unter 752 mm, während sich gleichzeitig ein Ausläufer eines
südöstlich von Kap Horn gelegenen Sturmtiefs bis zum La Plata entwickelte. Auf der Rückseite
dieses Sturmtiefs nordwärts vorstoßende Kaltluftmassen bauten über dem Pazifischen Ozean und
über Chile hohen Druck auf. Die Situation am Morgen des 9. V. stellte demnach eine Wetter
lage dar, die im Südsommer zu einem Pampero 15 ) hätte Veranlassung geben können. Oestlich vom
La Plata herrschten schwache nördliche Winde bei bedecktem Himmel und trübem regnerischen
Wetter. Die Temperaturen in Uruguay lagen am 9. V. 8°° um 15" C. Dagegen wehten über
der Pampa bereits frische S- bis SSW-Winde, die von Süden kältere Luftmassen nordwärts ver
frachteten. Die Isothermen über Argentinien sind daher alle nordwärts ausgebuchtet. Der Früh
aufstieg 13 ) in Villa Ortuzar bei Buenos Aires ergab:
Fig. 3.
Druck-, Temperatur-
und F euchtigkeitskurven
beim Passieren eines Mi
nuano am 10. V. 1928 6 00
unter 23° S. Br. vor der
brasilianischen Küste.
10. V.
S* 7"
Boden
SW
4,3 m/sec.
150 m
SW
8,2 m/sec.
300 m
SW
10,2 m/sec.
450 m
WSW
6,5 m/sec.
600 m
SW
5,0 m/sec.
750 m
SSW
3,5 m/sec.
verloren in 10 l io Schichtwolken.
1S ) Vgl- u - *• über Pamperos den von F. Wagner verfassten Abschnitt „Wind und Wetter“ im Handbuch der Ostküste
Südamerikas, II. Teil, Berlin 1929, S. 31 ff.
**) Die in Villa Ortuzar angestellten Höhenwindmessungen wurden vom Institut in dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt.