K. H. Soltau: Höhenwindmessungen und sonstige meteorologische Beobachtungen zwischen Hamburg und dem La Plata 17
am klarsten zum Ausdruck kommen. Im August kehren sich die Verhältnisse um, da relativ kaltes
Oberflächenwasser von unter 22° C noch hart südlich vom geographischen Aequator unter 10° W.
Länge angetroffen wird.
Einen entsprechenden Verlauf weisen die Isothermenkarten für Lufttemperatur 11 ) auf. Dem
entsprechend zeigen die für Februar und Mai gezeichneten Karten im Bereich der Kap-Verden im
Mittel niedrigere Lufttemperaturen, als man sie in der ganzen Zone südlich vom Aequator bis
10° S. Br. antrifft. Die höchste Differenz zeigt der Februar mit 21.7" C bei den Kap-Verden
gegenüber 25.9° C bei Fernando Noronha und 25° C weiter östlich auf dem Aequator. Auch bei den
Lufttemperaturen kehren sich die Verhältnisse im August um, während die Novemberkarte recht
gleichmäßige Temperaturverhältnisse nördlich und südlich vom Aequator anzeigt.
Danach ist besonders in der ersten Jahreshälfte, von Januar bis in den Juni hinein, damit zu
rechnen, daß der NE-Passat, soweit er die Kaltwassergebiete vor der Küste
von Westafrika überströmt hat, kältere Luftmassen nach Süden verfrachtet, als zu
gleicher Zeit mit dem SE-Passat zum meteorologischen Aequator herantransportiert werden.
Unter Berücksichtigung der Wassertemperaturen und der Windrich
tungen werden sich diese Temperaturunterschiede zwischen SE- und
NE-Passat in der angegebenen Jahreszeit vorwiegend zwischen dem
2 0. und dem 3 5. Längengrad bemerkbar machen. Sie können natürlich nur dann
zu den oben beschriebenen Erscheinungen führen, wenn sie beim Fehlen einer Kalmenzone direkt
aufeinander treffen. Eine Ausbreitung des NE - Passats unter dem SE - Passat ist dann wahr
scheinlich. Es muß allerdings die Einschränkung gemacht werden, daß der NE-Passat als reiner
NE nur über Seestrecken bis zum meteorologischen Aequator vorstößt. Kommt der NE-Passat bei
stärkerer östlicher Komponente vom Land her, so kann sich das Bild infolge von Landeinflüssen
natürlich sehr leicht ändern.
In den übrigen Monaten kann die Frage, welcher der Passate höher bzw. niedriger temperiert
ist, auch in dieser Zone zwischen 20° und 35° W. Länge nicht so generell behandelt werden.
3. Minuanos vor der Küste von Südbrasilien.
im Reisebericht S. 6 wurde schon kurz erwähnt, daß die „Monte Olivia“ zwischen Rio de
Janeiro und Santos an der südbrasilianischen Küste unter 23° S. Br. am 10. V. 1928 um 6 Uhr
morgens einem „Minuano“ begegnete. Unter Minuanos werden dort stürmische und meist mit
Gewittern verbundene Winde aus SW verstanden. Man kennt diese Erscheinung an der ganzen
brasilianischen Küste bis nördlich von Santos herauf. Nach mündlichen Mitteilungen scheint bei
Rio de Janeiro die äquatoriale Grenze des Vorkommens von Minuanos zu liegen. Jedenfalls fehlte
bei Schilderungen von Gewitterböen, die nördlich von Kap Frio beobachtet wurden, das
den Minuanos Charakteristische, nämlich die Verbindung mit stürmischen und kühleren
SW-Winden.
Der Minuano vom 10. V. 1928 war von sehr typischen Veränderungen aller meteorologischen
Elemente begleitet. Nach drückender Schwüle bei Windstille in der Nacht vom 9. zum 10. V. sah
man in der Frühe des 10. V. von Süden her der Küste entlang ein Gewitter heraufziehen. Front
ähnlich schoben sich Cu - Ni heran und beim Näherkommen war deutlich ein gut ausgebildeter
Böenkragen zu erkennen. Nach See zu (ostwärts) war über der Kimm noch ein heller Schein
zu sehen, so daß angenommen werden konnte, daß die Front sich nicht bedeutend seewärts
erstreckte.
Beim Passieren des Böenkragens setzte nach vorheriger Stille unvermittelt SSW von
18—20 m/sec ein. An Backbordseite flogen mehrere Sonnensegel fort. Die See war augenblicklich
weiß von Schaumköpfen, doch konnte sich keine gröbere See ausbilden, da der Wind nach
’*) G. Schott: a. a. O. Tafel XVI und XVII.