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messungcn und andere Beobachtungen auf einer flugwissenschaftlichen Forschungsreise nach Rio de Janeiro und dem La Plata.
Ungewöhnlich weit südwärts reichten damals die Ausläufer der nordatlantischen Depressionen.
An der ganzen spanischen und marokkanischen Küste fuhren wir zumeist gegen kräftige südliche
Winde an, die viel Regen und fast nur tiefe Bewölkung im Gefolge hatten: für das Einüben der
Beobachtung am Schiffstheodoliten eine in jeder Beziehung gesteigert schwere Lehrzeit. Zu
nächst ließ die Fahrt im Angesichte der Felsenküste der iberischen Halbinsel alle typischen Arten
von Strömungswolken studieren; die folgenden Schlechtwettertage zeigten eine ziemlich auffallende
Periodizät im Ablauf der Erscheinungen: Eintrübung und Windzunahme am Nachmittag, am
frühen Abend Losbrechen des Regens unter Begleitung stürmischer Winde, die die erste Nacht
hälfte anhalten, Besserung gegen Morgen und am Vormittag.
Der 16. Dezember brachte die erste Fahrtunterbrechung seit Verlassen des Heimathafens.
Am frühen Morgen fuhren wir in den Außenhafen von Oporto, den nördlich der klippenreichen
Douro-Mündung gelegenen, geschützteren Hafen von Leixöes ein. Die „Erfurt“ lud hier portugi-
sischen Landwein sowie edlen weißen Portwein mit dem Bestimmungsort Rio.
Erst der 19. Dezember brachte bei immer noch südwestlichen Winden Aufheiterung. Der klare
Abend enthüllte zum erstenmal die Himmelswunder südlicher Nächte, der milchig schimmernde
Lichtkegel des Zodiakallichtes überraschte durch seine in nördlichen Breiten niemals geahnte Deut
lichkeit und blieb auch in den folgenden Tagen wachsend ein Gegenstand staunender Bewunderung.
Am 20. wurde die Höhe der ersten Kanareninseln erreicht, der Wind schlief fast vollständig ein,
auf eine Entfernung von 150 km erschien zeitweise die Pyramide des Pic von Tenerife über Wolken
und Dunstkreis im Westen. Bei spiegelglatter See, die nur in der durch das Schiff gepflügten Rinne
smaragden aufleuchtete, fuhren wir in den Hafen von Las Palmas auf Gran - Canaria ein und be
traten gegen Mitternacht afrikanischen Boden. Ein Besuch in dieser späten Nachtstunde galt dem
Vertreter der Woermann-Linie, Herrn Siefken, der sich in freundlicher Weise erboten hatte, für
die Deutsche Seewarte Pilotvisierungen in Las Palmas anzustellen. Es wurde Herrn Siefken das
baldige Eintreffen der schon vorbereiteten 9. Forschungsfahrt mitgeteilt, die mit dem Hauptzweck
der Einrichtung der Pilotstation nach den Kanaren kommen sollte.
Nachdem wir gegen 2 Uhr den Hafen von Las Palmas verlassen hatten, machte sich zum
ersten Male der Passat auf, unser Begleiter während der nächsten heiteren und lichtfrohen Tage.
Am 23. zeigte ein leichtes Dunstband am abendlichen Horizont, sowie eine leichte Schwächung
der bis dahin glänzenden Erscheinung des Zodiakallichtes, daß wir uns dem berüchtigten Dunst
und Staubbereich der Kap-Verden näherten. Am Morgen des 24. trat als erste Kap - Verden-
Insel „Boa Vista“ aus dem starken Dunstbereich um die Inseln. Die „Erfurt“ fuhr im Osten der
Inseln an dem südöstlichen Bogen entlang, von dem sich aber außer „Boa Vista“ nur noch „Maio“
am Nachmittag in schwachen Konturen trotz der Annäherung auf 15 km zeigte. Noch am nächsten
Tage ließen die Beobachtungen beim Pilotieren eine stark absorbierende Dunstschicht in der Höhe
bei sonst reinem Himmel erkennen.
Zum erstenmal am 26. Dezember kündete nach Eintritt der Dunkelheit fernes Wetterleuchten
am Südhorizont das Nahen des äquatorealen Stillengürtels an. Wir befanden uns zu dieser Zeit
auf etwa 7° 10’ Nord. Der Morgen des nächsten Tages zeigte den ganzen Himmel mit drohendem
Gewölk bedeckt und noch vor 8 Uhr setzte aus geschlossener Wolkendecke Regen ein; die dabei
auftretenden Gewittererscheinungen waren nur gering, der Regen nahm noch am Vormittag immer
mehr Schauercharakter an, während der Schauer drehte der Wind sprunghaft auf SE. Noch
während der Nacht blieb das Wetterleuchten hinter uns im Norden zurück und der Morgen fand
uns auf 2° Nord schon im Bereich des SE-Passats, der kühl und angenehm wirkte nach dei
schwülen Hitze der Vortage. Gegen 14 Uhr dieses Tages passierten wir in 12 km Entfernung die
Felsen von St. Paul und zur Zeit der Abendbeobachtung die Linie.
Das neue Jahr begannen wir schon unter der brasilianischen Küste, wo der SE-Passat sich
mit nordöstlichen Winden verzahnt, was unter Einbrüchen und Schauern in ähnlicher Weise wie