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Full text: 49, 1930/1931

I. Einleitung. 
1. Plan. 
Von den aerologlschen Forschungsfahrten, die die Deutsche Seewarte, eingedenk ihrer all 
umfassenden Aufgabe im Dienst des Ozeanverkehrs, seit dem Jahre 1922 unternommen hat, 
gingen die ersten drei in den Jahren 1922 und 1923 nach Cuba-Mexiko. Die fünfte bis siebente 
Fahrt führte nach dem Karibischen Meer und der Nordküste Südamerikas; die siebente hatte die 
besondere Aufgabe, die letzten nördlichsten Querschnitte der „Meteor“ - Expedition gleichzeitig 
nach Westen hin zu ergänzen. Nur mit der vierten Forschungsfahrt im Jahre 1924 nach dem La 
Plata griff die Deutsche Seewarte über ihr näheres Arbeitsgebiet, den Nordatlantik, hinaus weit 
nach Süden vor. 
Frühjahr und Sommer 1927 hatten jenen beispiellosen Ansturm zur Bezwingung des nord 
atlantischen Ozeans gebracht, der nach einigen geglückten Wagnissen bald schweres Mißlingen 
brachte. Man mußte erkennen, daß es noch etwas verfrüht war, mit dem Flugzeug dauernd die 
schnelle Brücke zwischen Europa und Nordamerika zu schlagen und wandte sich anderen Wegen 
zu, auf denen größere Stabilität der atmosphärischen Vorgänge den derzeitigen Mitteln der Technik 
leichteres Gelingen versprach. Die Ziele Major Franco’s, de Pinedos und Sarmiento Beires traten 
wieder in den Vordergrund und Luftverkehrsprojekte Spanien—Südamerika schienen greifbar sich 
zu gestalten. Diesen neuesten Tagesförderungen entsprach die Deutsche Seewarte durch Ent 
sendung ihrer achten Forschungsfahrt nach der Küste Südamerikas, nach Brasilien und dem La 
Plata. Zwar war erst im Frühsommer desselben Jahres die Deutsche Atlantische Expedition auf 
dem Forschungs- und Vermessungsschiffe „Meteor“ mit reicher Ausbeute an aerologischemMaterial in 
die Heimat zurückgekehrt. Dieses Material erstreckte sich über den ganzen Südatlantik und seine 
beiderseitigen Küsten. Während aber die Schnitte der „Meteor“ - Expedition den Atlantik vor 
wiegend in west-östlicher Richtung kreuzten, sollte die 8. Forschungsfahrt einen Schnitt mehr in 
nordsüdlicher Richtung, direkt entsprechend der Flugroute Spanien—Brasilien—Argentinien legen. 
Auch konnte bei der großen Masse des „Meteor“ - Materials seine Nutzbarmachung nicht so rasch 
erwartet werden, wie dies bei einer kürzeren Studienfahrt mit dementsprechend weniger Material 
möglich schien. 
Zu diesen Erwägungen kam ein besonderer Gliickszufall, der für die Wahl der Reiseroute 
nach Südamerika den letzten Ausschlag gab. Einige Zeit vorher hatte sich in Brasilien mit dem 
Sitze in Rio de Janeiro eine Deutsch - Brasilianische Fluggesellschaft begründet, das „Syndicato 
Condor“, eine Schwestergründung der Deutsch-Kolumbianischen „Scadta“. Zum Teil standen die 
selben deutschen Männer an der Wiege dieses neuesten Werkes deutschen Unternehmungsgeistes, 
die die „Scadta“ in Kolumbien hochgebracht und hochgehalten hatten. Wie damals eine Ein 
ladung der „Scadta“ die sechste Forschungsfahrt der Seewarte hinausgerufen und ihr ein 
so reiches und überaus dankbares Arbeitsfeld geschaffen hatte, so erging jetzt von 
seiten des Condor - Syndikates die Einladung an die Deutsche Seewarte, wiederum 
Meteorologen auszusenden zur Erforschung der Luftströmungen in Rio und an der brasi 
lianischen Küste, unter besonderer Berücksichtigung der Bedürfnisse des dortigen Luft 
verkehrs. Zu diesem Zwecke sollten die Meteorologen als Gäste des Condor-Syndikats für längere 
Wochen in Rio weilen, um besondere Verhältnisse, mit denen ein Luftverkehr dort zu rechnen hat, 
an Ort und Stelle, sowie auf Fernflügen kennen zu lernen. Der ganze Expeditionsplan war also ein
	        
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