Ans dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 49. Bd. Nr. 3.
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c) Die Windperiode vor Sandvik am 5.—8. August 1928.
Welche Bedeutung für den südlichen Rand des Polarmeeres hinsichtlich der Ausbildung von
Stürmen die Größe der meridionalen Ausdehnung von Depressionssystemen besitzt, beweist ein kräftiges
Auffrischen des Windes — man kann die beobachteten Windstärken eigentlich noch nicht gut als Sturm
bezeichnen —, welches auf Meteor während der Ausübung des Fischerei Schutzes an der isländischen Süd
küste beobachtet wurde. Wenn auch, wie schon erwähnt, die gemessenen Windstärken bei weitem nicht
an die bei Grönland registrierten heranreichen, so erklärte doch der an Bord anwesende Fischereifach
mann, daß bei diesem Wetter kein Fischdampfer in See bliebe, so daß der Meteor in der Sandvik süd
westlich von Reykjavik ankerte, um hier das Nachlassen des Windes abzuwarten.
Der allgemeine Aufbau der Wetterlage jener Periode zeigt große Aehnlichkeit mit demjenigen des
16. August, welcher als Anfangsstadium des Grönlandsturmes angesehen werden kann. Wie dort sehen
wir auch hier wieder ein kräftiges Hoch in der Nähe von Spitzbergen und, durch eine über die britischen
Inseln führende Brücke mit ihm verbunden, ein zweites Hochdruckgebiet über der Biskayasee und den
Azoren. Depressionen lagen über Osteuropa und Mitteleuropa, sowie ferner auf dem Atlantik ein System,
dessen Achse etwa von Island bis zu einem Punkte 60° Nord und 45° West verlief, also ungefähr die
Richtung Nordost—Südwest hatte. Wenn also rein äußerlich die Verhältnisse ganz ähnlich liegen, wie
am 16. August, so ergeben sich doch bei näherer Betrachtung der Stromlinien einige grundlegende
Unterschiede, welche die Differenzen in der Intensität der Windgeschwindigkeiten zur Genüge erklären
dürften. (Tafel 17, Abb. 7.) . .
Schon der erste Blick auf die Stromlinienkarte vom 5. August 08.00 (Tafel 17, Abb. 8) läßt erkennen,
daß die Energiequellen für das atlantische Depressions-System durchaus nicht so günstig verteilt waren,
wie dies am 16. August der Fall war und daß aus diesem Grunde ihre Auswirkung auch geringfügiger
bleiben mußte. Einmal wird man bemerken, daß die Quelle für die Tropikluft, das Azorenhoch, ganz
wesentlich schwächer ist, daß aber außerdem auch seine Warmluft zu einem gewissen Teile von der
mitteleuropäischen Depression angesaugt wird. Dadurch verliert der nach Norden bzw. Nordosten ge
hende Teil des Stromes schon an Energie, und er kann sich aus eben diesem Grunde nicht so weit nach
Norden hinauf durchsetzen. Andererseits darf nicht übersehen werden, daß die Polarluft, welche seine
Vorder-, Nord- und Rückseite bildet, erst einen weiten Umweg nach Süden machen muß, wobei natur-
Tabelle 8.
Luftdruckwerte vom 5. bis 8. »August 1928.
5. August
6. August
7. August
8. August
08
19
08
19
08
19
08
19
See S W Island....
53
47
38
38
33
43
43
48
Jan Mayen
66.8
67.6
67.8
68.3
67.7
66.8
61.7
59.2
Angmagsalik
60.0
50.0
50.0
57.0
55.0
60.0
Tborshavn
64.3
65.0
63.2
60.0
56.8
49.0
41.6
43.6
Druckunterschied von Jan Mayen gegen
Angmagsalik
7.8
18.3
17.7
9.8
6.7
0.8
See S W Island. .
13.8
20.6
29.8
30.3
34.7
23.8
18.7
11.2
Thorsbavn . . . ..
2.5
2.6
4.6
8.3
10.9
17.4
20.1
15.6
Windrichtung und -Stärke auf Meteor
07.00 Ohr
—
ESE 6
SEíE 4
10.00 „
—
—
—
ESE 4
13.00 „
—
—
SE 5
E 5
16.00 „
—
ESE 5
ESE 6
ESE 5
18.00 „
—
ESE 6
ESE 5
NNW 3
21.00 „
—
E 4
—
—
23.00 „
—
SE 4 .
SE 2
S 2