P. Troll: Flugklimatologie und Flugmeteorologie des „Nördlichen Flugweges“.
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Tabelle 7. Luftdruokwerte vom 28. bis 31. Juli 1928.
28. Jnli
29. Jnli
30. Juli
31.
Juli
08
19
08
19
08
19
08
19
Seydisfjord
60.1
59.6
61.1
62.4
60.6
61.5
60.9
61.4
Kinn
47.7
45.0
46.4
48.4
45.7
46.7
50.3
54.2
Lerwick
49.8
49.1
48.1
46.1
44.6
51.1
54.0
54.6
Jan Mayen
60.7
61.7
62.3
61.3
55.9
55.7
51.3
48.5
Druckunterschiede von Seydisfjord gegen
Kinn
12.4
14.6
14.7
14.0
14.9
14.8
10.6
7.2
Lerwick
10.3
10.5
13.0
16.3
16.0
10.4
6.9
6.8
Windrichtung und -Stärke auf Meteor
07.00 Uhr
NE 3
N 2
N 8
-
10.00 „
NE 3
W 4
NNW 6
—
13.00 „
N 4
\V 5
N 7
NW 4
16.00 „
N 3
WzS 6
—
NW 4
18.00 „
N 3
NW 6
—
NNW 4
21.00 „
N 3
N 7
—
—
23.00 „
WzN 3
N 8
—
—
Auch bei diesen Werten ist zu berücksichtigen, daß weder Kinn noch Lerwick im eigentlichen
Mittelpunkte des südlichen Tiefdruckkerns lagen, so daß sich das Druckgefälle des isländischen Hoch
ausläufers gegen denselben in Wirklichkeit wohl noch wesentlich höher gestellt haben dürfte, als dies
aus den angegebenen Zahlenwerten hervorgeht.
Sehr gut ist sowohl aus Tabelle 7 als auch aus dem Diagramm Tafel 17, Abb. 1 zu ersehen, wie
sich im Laufe des 30. Juli eine neue Randströmung bei Jan Mayen entwickelt, welche die Färöer bei ihrer
Umkreisung des nach wie vor an der mittleren norwegischen Westküste gelegenen Tiefdruckmittel
punktes noch am Abend des 31. Juli streifte. Wahrscheinlich würde diese Strömung wiederum eine
längere Sturmperiode zur Folge gehabt haben, wenn sie nicht ihre Bahn weiter südlich genommen und
auf diese Weise die norwegischen Gebirgsketten hätte umgehen können. Immerhin wäre ihre Wirkung
aber wohl kaum so intensiv auf getreten als diejenige ihrer Vorgängerin, da inzwischen eine namhafte
Abschwächung des Azorenhochs und damit auch eine solche seiner Strömung eingetreten war. Das mit
dem Vorübergang dieser Strömung verbundene Auffrischen des Windes, welches sofort zur Entwicklung
eines sehr hohen und steilen Seegangs innerhalb der Färöerf jorde Veranlassung gab, kommt in den Auf
zeichnungen des Tagebuches nicht mehr zum Ausdruck, weil mit dem Einlaufen in den Fuglefjord die
Messung von Windrichtung und Windstärke wegen der unvermeidlichen Ungenauigkeiten im Bereiche
der Fjordlandschaft aufgegeben wurde. Endlich wurde die Wirkung der Polarluft am 31. Juli auch
schon dadurch abgeschwächt, daß dieselbe durch ein neues im Bereiche der britischen Inseln auftreten
des Tiefdruckgebiet zum Teil angesaugt wurde.
Es mag jedoch an dieser Stelle noch einer besonderen Gefahr gedacht werden, welche diese west
lichen Randstörungen der skandinavischen Depressionssysteme außer ihren hohen Windstärken wohl
immer mit sich bringen werden, und zwar ist dies ein Gefahrenmoment, welches besonders bei einer
evtl, erforderlichen Notlandung sehr bedenklich werden kann. Es ist dies der schwere Seegang, welcher
sich auf der weiten Meeresfläche nördlich der Färöer ungehindert entwickeln kann, noch lange nach
dem Vorübergang der Störung als hohe Dünung aus Norden auf die Färöer zu steht und an deren nörd
lichen Küsten eine außerordentlich hohe Brandung erzeugt. Immerhin scheint aber der Wirkungsbereich
dieser Randstörungen, sowohl was Wind, als auch Seegang betrifft, nicht allzu weit über die Färöer hin
aus nach Westen überzugreifen, da hier bereits die Südseitenströmung der neuen von Island kommen
den Depressionen Bedeutung gewinnt, in deren Gebiet die Dünung rasch verschwindet. Die Färöer
scheinen also eine gewisse Abgrenzung des Wirkungsbereiches der Jan-Mayen-Störungen zu bezeichnen.