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Full text: 49, 1930/1931

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Aus dam Archiv der Deutschen Seewarte. — 49. 15d. Nr. 3. 
Unmittelbar nachdem das Schiff Fair Island passiert hatte, drehte der Wind für kurze Zeit nach 
Westen und begann lebhaft aufzufrischen. Gegen Abend des 29. Juli begann er wieder mehr nach Norden 
zurückzudrehen, wobei fortgesetzt eine Zunahme festzustellen war. Bereits um 18.00 stand der Wind mit 
Stärke 6 (Beaufort) aus Nordwest, und gegen Mitternacht desselben Tages aus Nord, womit er auch seine 
volle Kraft erreichte. Eine Abnahme war erst am folgenden Tage etwa von 10.00 ab zu erkennen, dann 
machte das Abnehmen mit zunehmender Annäherung an die Färöer rasche Fortschritte. (Tafel 20, Abb. 7.) 
Mit Rücksicht auf die in dieser Gegend etwas reichlicher bemessenen Angaben kann man immer 
hin bei diesem Sturme den Versuch machen, die räumliche Verteilung der Windgeschwindigkeiten karto 
graphisch darzustellen, was bei dem Grönlandsturm nicht gut möglich ist, da gerade über weite Seestrecken 
des Nordatlantischen Ozeans irgendwelche zuverlässigen Angaben nicht vorhanden sind. Es ist sehr 
wahrscheinlich, daß in jener Zeit zwei getrennte Sturmgebiete bestanden haben, und zwar eins bei den 
Färöern, das andere in der Gegend von Jan Mayen. Während das letztere eine daselbst in Entwicklung 
begriffene neue Randstörung andeutet, welche am 81. Juli erst voll zur Auswirkung kam, wie Tafel 20, 
Abb. 8 zeigt, stellt das erstere den Wirkungsbereich eines schon vorher von Jan Mayen nach der südnor 
wegischen Küste gewanderten Teiltiefs dar. Tafel 20, Abb. 8 läßt die beiden Sturmgebiete des 30. Juli er 
kennen. Wie man aber aus Tafel 20, Abb. 9 ersehen kann, ist am 31. Juli 08.00 auf der Breite der Färöer 
eine gewisse Beruhigung eingetreten, doch beginnt bereits von Jan Mayen her das neue Randgebilde 
seinen Windbereich nach Süden vorzuschieben. Dieser Windbereich pflanzte sich sehr schnell nach Süden 
fort, so daß er die Färöer noch am Abend des 31. Juli, als der „Meteor“ in den Fugle-Fjord einlief, er 
reichte. Es müssen in diesen Tagen in der Gegend von Jan Mayen Windstärken geherrscht haben, 
welche den vor Grönland beobachteten nichts nachgaben, denn die beim Einlaufen in den Fugle-Fjord 
beobachteten Windstärken wären wohl kaum in der Lage gewesen, eine derart hohe Dünung hervor 
zubringen, wie am 1. August vor den Färöern stand. 
Die charakteristischen Merkmale der Wetterlage jener Sturmtage waren zunächst wiederum die 
üblichen Hochdruckgebiete, und zwar lag eines derselben östlich von Grönland, das zweite über den 
Azoren. Beide standen durch eine Hochdruckbrücke in Verbindung, so daß eine klar erkennbare Diver 
genzlinie etwa von Spitzbergen über Island nach denAzoren verlief. Ueber Nordeuropa lag schon seit 
mehreren Tagen ein Depressions-System, dessen äußerster westlicher Kern durch das Polarhoch allmäh 
lich nach den britischen Inseln gedrängt wurde, wo er kurze Zeit darauf schon als nahezu selbständiges 
Druckgebilde erscheint, während das eigentliche Hauptsystem nach dem nördlichen Rußland abzuwandern 
beginnt. Mit diesem System bleibt das britische Tiefdruckzentrum auch noch während der folgenden Tage 
durch eine breite, etwa über Finnland verlaufende Rinne in Verbindung. 
Dieser britische Kern wanderte nun zunächst nach dem Skagerrak und von da nach der mittleren 
norwegischen Küste, während sich inzwischen die erwähnte Hochdrucklage — Hoch über Spitzbergen mit 
Brücke zum Azorenhoch — im Westen ausgebildet hatte. Gleichzeitig entwickelte sich ein Teiltief über 
Jan Mayen. Dieses Stadium der Entwicklung zeigt Tafel 17, Abb. 3 und 4. Während sich nun die beiden 
Hochdruckgebilde in östlicher Richtung ausbreiteten resp. verlagerten, zog sich der skandinavische Tief 
druckkern nach Norden, während die erwähnte Randströmung ihn von Jan Mayen aus zu umkreisen be 
gann und sich endlich vor der Südwestküste Norwegens festsetzte. (Tafel 17, Abb. 5 und 6.) 
Die beiden Tiefdruckkerne bildeten nunmehr eine lange von NNE nach SSW verlaufende Front, 
welche die von dem Polarhoch ausgehenden Luftströmungen an einem vorzeitigen Ausweichen nach Osten 
hinderte und sie vielmehr sehr weit nach S führte, wo sie mit der Nordströmung des Azorenhochausläufers 
in Berührung kam. Dadurch war die Möglichkeit zur Verstärkung für das südliche Depressionszentrum 
gegeben. 
Da sich zu derselben Zeit über Grönland und Island ein weiterer Ausläufer des Polarhochs nach 
Süden geschoben hat, entsteht ein starkes Druckgefälle von Island aus gegen die Shettlands bzw. die 
Südnorwegische Küste; die Barometerstände bzw. Druckunterschiede sind aus der nachstehenden Tabelle 7 
ersichtlich.
	        
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