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Full text: 49, 1930/1931

P. Troll: Flugklimatologie und Flugmeteorologie des „Nördlichen Iflugweges“. 
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II. Das Beobachtungsmaterial. 
Ueber die Schwierigkeiten der Flugberatung in diesen nördlichen Gegenden wird man sich sofort 
klar werden können, wenn man die zu Gebote stehenden Hilfsmittel mit denjenigen vergleicht, welche 
etwa für die Beratung von Landflügen oder beispielsweise solchen im Bereiche der Ostsee zur Verfügung 
stehen. Hier hat man ein dichtes Netz von Stationen resp. Meldestellen, die fast zu jeder Tageszeit 
eine genaue Kontrolle der Wetterlage ermöglichen; man hat die internationalen Meldungen, welche 
dreimal am Tage eine allgemeine Uebersicht über die Wetterlage gewähren, man hat die periodischen 
nationalen Wetternachrichten, auf Grund deren man die Entwicklung verfolgen, resp. inzwischen ein 
getretene Veränderungen feststellen und rechtzeitig erkennen kann, man bekommt für jeden einzelnen 
Start besondere Wetterangaben über die zu befliegende Linie, welche Diagnose und Vorhersage bis in 
die kleinsten Einzelheiten ermöglichen, man erhält endlich besondere Meldungen über auftretende Ge 
fahren, und man kann auch noch von beliebigen Stellen Wetterauskünfte einholen, falls noch irgend 
welche Zweifel über die Wetterlage bestehen sollten. Es dürfte also nur wenige Witterungserscheinungen 
geben, die sich auf Grund des vorhandenen Materials nicht mit einiger Sicherheit feststellen und für 
die Flugberatung verwerten ließen. 
Wesentlich ungünstiger stellen sich auch heute noch die Vorbedingungen für die Beratungsver 
hältnisse des nördlichen Flugweges. Man hat hier weite Strecken, aus denen Meldungen nicht vorliegen, 
da die betr. Stationen weit auseinanderliegen. Andererseits versagt auch gerade in diesen nördlichen 
Bezirken das, was zur Ergänzung der Landmeldungen dienen muß: die Schiffsbeobachtungen. Zwar 
liegen vom Nordatlantik derartige Beobachtungen in genügender Anzahl vor, aber die Kurse der melden 
den Schiffe liegen viel zu weit südlich, als daß man aus diesen Angaben für die nördliche Flugstrecke 
irgendwelchen Nutzen ziehen könnte. Von hier sind Meldungen überhaupt nicht zu bekommen, weil sich 
der gesamte Schiffsverkehr fast ausschließlich auf Fischdampfern beschränkt, die naturgemäß funken 
telegraphische Wetterbeobachtungen nicht absetzen können, weil ihnen sowohl die Zeit dazu fehlt, als 
auch die für eine Funkanlage erforderlichen Kosten für diese Schiffe viel zu hoch sein würden. Hierzu 
treten dann noch die Schiffe der Walfischfängerfirmen, die aus denselben Gründen für das Absetzen von 
Wettermeldungen nicht in Frage kommen, und endlich die dänischen Postdampfer, die vielleicht Mel 
dungen abgeben könnten, jedoch zu unregelmäßig, resp. in zu großen Zeitabständen verkehren, als daß 
ihre Beobachtungen für flugmeteorologische Zwecke ernstlich oder regelmäßig in Betracht kommen 
könnten. 
Um ein Beispiel für die regionale Verteilung der von der Deutschen Seewarte aufgenommenen 
Schiffsmeldungen zu geben, wurde die Tafel 20, Abb. 1 entworfen, welche die prozentuale Häufigkeit der 
Schiffsmeldungen in den einzelnen 5°-Quadraten des Nordatlantischen Ozeans für August 1928 darstellt. 
Man kann daraus ersehen, daß nördlich des normalen Dampferweges nach den U. S. A.-Häfen die Meldun 
gen sehr rasch seltener werden und daß insbesondere aus den isländischen und grönländischen Meeres 
teilen irgendwelche Schiffsnachrichten überhaupt nicht vorliegen. Lediglich der Zufall, daß hier hin und 
wieder ein Expeditionsschiff verkehrt, wie z. B. der „Meteor“, kann aus diesen entlegenen Gegenden 
irgendwelche Angaben über das Wetter vermitteln; diese sind aber so außerordentlich selten, daß sie 
praktisch für die Flugberatung nicht in Frage kommen können, aus welchem Grunde sie bei der Auf 
stellung der Werte für Tafel 20, Abb. 1 nicht berücksichtigt worden sind. 
Sehr deutlich tritt dies auch in der graphischen Darstellung Tafel 20, Abb. 2 hervor, welche die Ver 
teilung der Meldungen auf die einzelnen Breiten des Nordatlantik zeigt. Auch hierbei sind die gelegent 
lich auftretenden Meldungen einzelner Expeditionsschiffe nicht berücksichtigt worden. Wie man sieht, 
steht hier also gerade für die höheren Breiten ein Material zur Verfügung, welches außerordentlich dürftig 
ist. Zwar lassen sich aus den Meldungen der Breiten zwischen 55° und 60° immerhin einige Ver 
mutungen über die weiter nördlich bestehenden Verhältnisse auf stellen, doch ist dies gerade bei den hier 
in Frage kommenden Breiten mit ihrem oft schnellen und heftigen Wechsel in der Lage der Druck 
gebilde einigermaßen schwierig, wie die Meteorfahrt bewiesen hat.
	        
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