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Full text: 49, 1930/1931

P. Troll: Flugklimatologie und Flugmuteorologie des „Nördlichen Flugweges“, 
7!) 
X. Flugklimatologie des „Nördlichen Flugweges“ 
und flugmeteorologische Erörterung ausgewiihlter Wetterlagen. 
Yon Paul Troll. 
I. Einleitung 
Wenn es sich darum handelt, einen neuen Verkehrsweg für ein Luftfahrzeug irgendwelcher 
Art zu suchen, so ist hierbei ein Faktor zu berücksichtigen, der für ein solches mehr hervortritt, als 
für jedes beliebige andere Verkehrsmittel, nämlich die Abhängigkeit von Wind und Wetter. Diese 
wirkt sich in doppelter Beziehung aus, und zwar einerseits auf die Sicherheit des Verkehrs und seiner 
Mittel, andererseits aber auch auf die Wirtschaftlichkeit eines solchen Unternehmens und darf daher in 
doppelter Beziehung eine erhöhte Beachtung beanspruchen. 
Es ist ohne weitere Erklärung verständlich, daß eine Fluglinie dann stets unwirtschaftlich arbeiten 
wird, wenn man sie in Gebiete verlegt, wo anhaltender und starker Gegenwind oder sonstige meteorolo 
gische Bedingungen die Fluggeschwindigkeit ungünstig beeinflussen und damit zu einem übermäßig 
starken Verbrauch an Zeit und Betriebsstoff Veranlassung geben. Außerdem wird ihre Sicherheit nicht 
allzu hoch sein, wenn man den Flugweg ohne Rücksicht auf evtl, vorhandene Gefahrenmomente und 
-Zonen wählt. Dazu kommt noch, daß man im Interesse der Wirtschaftlichkeit stets versuchen wird, den 
Flugweg in die kürzeste Verbindungslinie zwischen Anfangs- und Endpunkt zu verlegen, und dies war 
es vor allem, was die beteiligten Kreise schon früh auf den Gedanken brachte, die arktischen und sub 
arktischen Gebiete für diese oder jene Flugstrecke auszunutzen. 
Sieht man zunächst von Luftverkehrsmitteln ab, so ist das Bestreben, über die Polarregionen 
hinweg neue Verbindungsmöglichkeiten zwischen den einzelnen Kontinenten bzw. Nationen 
zu eröffnen, bereits zu Beginn der Neuzeit erkennbar und darf daher nicht als eine Errungenschaft 
unserer Zeit angesehen werden (Nordostweg, Weg zu den sibirischen Strömen). Freilich mußten alle 
derartige Versuche daran scheitern, daß die Polarzone denselben Hindernisse entgegensetzte, welche 
für die damals zur Verfügung stehenden Verkehrsmittel unüberwindlich waren. Eine praktische Aus 
nutzung der zu Grunde liegenden theoretischen verkehrsgeographischen Erwägungen konnte daher 
Jahrhunderte hindurch nicht vorgenommen werden. Als dann in jüngster Zeit im Flugzeug und Luft 
schiff ganz neuartige und von der Beschaffenheit des Untergrundes unabhängige Fahrzeuge entstanden 
und sich allmählich zu immer größerer Leistungsfähigkeit entwickelten, war es natürlich, daß man 
die rein theoretisch durchaus einwandfreien Gedankengänge jener alten Pioniere des Verkehrs wieder 
aufzunehmen suchte, denn die maßgebenden Faktoren derselben, die Ersparnisse an Zeit und Geld, 
sind nicht nur dieselben geblieben, sondern sie haben sich in unserer sehnellebigen und im Zeichen 
des schärfsten Konkurrenzkampfes stehenden Zeit noch erheblich verstärkt.
	        
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