J. Georgi — F. Ahlgrimm — W. Stöbe: Forschungsreise „Meteor“ naeli Island—Grönland 1928. 77
IX. Die Wolkenmessungen mit dem Dunkelkainmergerät.
Von Dr. Fr. Ahlgrimm.
Das Meßgerät, mit dem ein Teil der in Tabelle 31 zusammengestellten Wolkenmessungen ausgeführt
worden sind, ist in den Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie LV. Jahrgang
(1927), Heft VII S. 201—206 bereits beschrieben worden, so daß sich eine Wiederholung erübrigt. Da
selbst ist auch das Meßverfahren genau erläutert worden.
Auf der Island-Grönland-Fahrt des „Meteor“ bot sich die Gelegenheit, das Dunkelkammergerät zur
Messung absoluter Wolkenhöhen und -geschwindigkeiten durch Kursänderung praktisch auszuprobieren.
Es traf sich günstig, daß man gleichzeitig die Woikenhöhe mit dem an Bord befindlichen Basisgerät
bestimmen konnte, so daß sich die nach zwei verschiedenen Methoden ermittelten Meßergebnisse gegen
seitig kontrollierten.
Im folgenden soll an einem Beispiele die Auswertung einer absoluten Wolkenmessung nach der
Dunkelkammermethode gezeigt werden. Das Messungsergebnis dieses Beispiels ist unter Nr. 72 in der
Tabelle 31 verzeichnet.
Die a-cu hatten scharf ausgeprägte Ränder, bedeckten die ganze Zenithgegend und lagen unzweifel
haft in ein und demselben Niveau. Bei Beginn der Messung steuerte das Schiff den Kurs 122°. Ein
markanter Wolkenpunkt wurde im Dunkelkammergerät während 2 Minuten 52 Sekunden verfolgt. Die
gewonnene Punktreihe ist in Fig. 2, Taf. 12 unter I bezeichnet. (Fig. 2 zeigt die Reißbrettaufzeichnung
nach Vollendung der gesamten Messungen.)
Das Schiff ging darauf ohne Geschwindigkeitsänderung auf den Kurs 169°. Nach ca. 1 Minute
von Beginn der Drehung ab lag das Schiff ruhig auf dem neuen Kurse 1 ). Es wurde nun die Punktreihe II
während 1 Minute 45 Sekunden auf genommen. Danach wendete das Schiff auf den alten Kurs 169°
zurück und die Messung wurde mit der Aufnahme der Punktreihe III (2 Minuten 6 Sekunden) abge
schlossen. Es mag noch besonders erwähnt werden, daß das Dunkelkammergerät während der Kurs
änderung unverrückt bleibt. Die Längsachse des Schiffes (Pfeil in Richtung zum Bug in Taf. 12, Fig. 2) ist
daher nur einmal auf dem Reißbrett festzulegen. Von dieser festgelegten Richtung ausgehend, wertet
man unter Berücksichtigung des jeweiligen Kurses mit Hilfe eines Transporteurs und eines Parallel
lineals 2 ) zunächst die Richtungen der scheinbaren Wolkenbewegungen für die beiden gesteuerten Kurse
aus. (Es sind dies demnach die Richtungen der Punktreihen I, II, III in Fig. 2 nach der rechtweisen
den Rose.) Man findet so für I und III 263°, für II 261° Grad. Anschließend bestimmt man die Längen
der Punktreihen nach Zentimetern (Millimeter werden hierbei durch Dezimalstellen ausgedrückt) und
rechnet die vom Wolkenbild durchlaufenen Längen für eine Beobachtungsdauer von 30 Sekunden um.
Hierbei ergibt sich für I: Z a = 1,43 cm, für II: = 1,92 cm und für III: = 1,45 cm. Die Größen 1,43,
1,92,1,45 sind in der Tat identisch mit den scheinbaren Tangensgeschwindigkeiten der Wolke, da die Objek
tiventfernung vom Reißbrett der Dunkelkammer 1/3 m beträgt. Durch Multiplikation dieser Größen mit
der Kilometerzahl der Wolkenhöhe würden sich demnach die scheinbaren Wolkengeschwindigkeiten
0«, ö/j, ergeben.
Die weitere Auswertung der Wolkenhöhe und absoluten Wolkengeschwindigkeit erfolgt nun nach
den Formeln 4 und 5 der a. O. erwähnten Arbeit (Annalen 1927 S. 205).
*) Der in der Nähe des Beobachtungsplatzes auf der Schanze stehende Tochterkompaß der Kreiselanlage ge
stattete mühelos die Lage des Schiffes während der Messungen beobachten zu lassen.
2 ) Am besten eignet sich ein Yollkreistransporteur aus durchsichtigem Celluloid von ca. 25 cm Durchmesser
und ein Parallellineal ebenfalls aus durchsichtigem Celluloid von ca. 35 cm Länge, dessen eine Kante einen in
Millimetern unterteilten Längenmaßstab trägt.